Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.sie unbefriedigt von der Antwort war. Sie rang die Hände "Sie sind immer noch da? Sie sehen, es geschieht Der Schulmeister seufzte nur unendlich traurig. Nach einer Weile sagte Suschen wieder: "Am Ende "Und warum ich nicht?" fragte der Schulmeister -- "Sie wären eben der Letzte, der gehen dürfte," ant- ſie unbefriedigt von der Antwort war. Sie rang die Haͤnde „Sie ſind immer noch da? Sie ſehen, es geſchieht Der Schulmeiſter ſeufzte nur unendlich traurig. Nach einer Weile ſagte Suschen wieder: „Am Ende „Und warum ich nicht?“ fragte der Schulmeiſter — „Sie waͤren eben der Letzte, der gehen duͤrfte,“ ant- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="294"/> ſie unbefriedigt von der Antwort war. Sie rang die Haͤnde<lb/> und ſtoͤhnte immer fort, bis ſie nach ziemlich einer Stunde<lb/> wieder in denſelben Zuſtand der Erſchoͤpfung verfiel, in dem<lb/> ſie vorhin gelegen. Unterdeſſen ſaß der Schulmeiſter ganz<lb/> ſtill an der Thuͤr, aber ohne einen Blick von Suschen<lb/> und der Kranken zu verwenden, damit er gleich hinzu-<lb/> ſpringen koͤnne, wenn man ihn brauchen ſollte. Wie ſie<lb/> jetzt ſtill lag mit halbgeſchloſſnen Augen, erhob ſich Sus-<lb/> chen von ihrem Platz, ſah ſich um und als ſie den Schul-<lb/> meiſter gewahrte, ging ſie nahe zu ihm und ſagte:</p><lb/> <p>„Sie ſind immer noch da? Sie ſehen, es geſchieht<lb/> ihr weiter Nichts, ich kann ſie allein verſorgen. — Wenn<lb/> das der Amtmann mit anſehen koͤnnte! er ſchickte den<lb/> Johannes gleich her — ſo liegt ſie nun zwiſchen Leben<lb/> und Sterben und kann ohne ihr Herzenskind weder das<lb/> Eine noch das Andere!“</p><lb/> <p>Der Schulmeiſter ſeufzte nur unendlich traurig.</p><lb/> <p>Nach einer Weile ſagte Suschen wieder: „Am Ende<lb/> waͤr’s das Beſte, wenn der Herr Pfarrer ſelbſt den Gang<lb/> machen wollte, den wir Beide vorhatten — ſeine Fuͤrſprache<lb/> helf’ doch am meiſten.“</p><lb/> <p>„Und warum ich nicht?“ fragte der Schulmeiſter —</p><lb/> <p>„Sie waͤren eben der Letzte, der gehen duͤrfte,“ ant-<lb/> wortete Suschen und ward ganz roth dabei, was dem<lb/> Schulmeiſter nicht entging, obwohl die kleine Lampe, die in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [294/0302]
ſie unbefriedigt von der Antwort war. Sie rang die Haͤnde
und ſtoͤhnte immer fort, bis ſie nach ziemlich einer Stunde
wieder in denſelben Zuſtand der Erſchoͤpfung verfiel, in dem
ſie vorhin gelegen. Unterdeſſen ſaß der Schulmeiſter ganz
ſtill an der Thuͤr, aber ohne einen Blick von Suschen
und der Kranken zu verwenden, damit er gleich hinzu-
ſpringen koͤnne, wenn man ihn brauchen ſollte. Wie ſie
jetzt ſtill lag mit halbgeſchloſſnen Augen, erhob ſich Sus-
chen von ihrem Platz, ſah ſich um und als ſie den Schul-
meiſter gewahrte, ging ſie nahe zu ihm und ſagte:
„Sie ſind immer noch da? Sie ſehen, es geſchieht
ihr weiter Nichts, ich kann ſie allein verſorgen. — Wenn
das der Amtmann mit anſehen koͤnnte! er ſchickte den
Johannes gleich her — ſo liegt ſie nun zwiſchen Leben
und Sterben und kann ohne ihr Herzenskind weder das
Eine noch das Andere!“
Der Schulmeiſter ſeufzte nur unendlich traurig.
Nach einer Weile ſagte Suschen wieder: „Am Ende
waͤr’s das Beſte, wenn der Herr Pfarrer ſelbſt den Gang
machen wollte, den wir Beide vorhatten — ſeine Fuͤrſprache
helf’ doch am meiſten.“
„Und warum ich nicht?“ fragte der Schulmeiſter —
„Sie waͤren eben der Letzte, der gehen duͤrfte,“ ant-
wortete Suschen und ward ganz roth dabei, was dem
Schulmeiſter nicht entging, obwohl die kleine Lampe, die in
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