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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Schwere Tage.

Johannes saß in einer engen Kammer gefangen. Doch
hatte sie wenigstens ein Fenster, wennschon Eisengitter
davor waren, -- doch immer eine Wohlthat -- durch das
er in das Freie blicken konnte. Daß sein Lager nur von
Stroh war und sein Essen außer Wasser und Brod täg-
lich nur in einer elenden Suppe bestand, kümmerte ihn
nicht. Er hatte entbehren gelernt, er war abgehärtet und
hatte sich niemals von Bedürfnissen abhängig gemacht,
die nicht unmittelbar zum Leben und zu seiner Arbeit
nothwendig waren. Zur Arbeit! das war es eben, was
er schmerzlich vermißte. Er bat vergeblich um Bücher,
um Schreibzeug und Papier. Es war umsonst, daß er
seinen Hütern vorstellte, er könne ja Nichts schreiben,
daß sie nicht lesen würden, er wolle nur ganz harmlose
Sachen aufzeichnen -- aber er könne nicht leben ohne
Arbeit. Man antwortete ihm: er habe schon zu viel un-

Schwere Tage.

Johannes ſaß in einer engen Kammer gefangen. Doch
hatte ſie wenigſtens ein Fenſter, wennſchon Eiſengitter
davor waren, — doch immer eine Wohlthat — durch das
er in das Freie blicken konnte. Daß ſein Lager nur von
Stroh war und ſein Eſſen außer Waſſer und Brod taͤg-
lich nur in einer elenden Suppe beſtand, kuͤmmerte ihn
nicht. Er hatte entbehren gelernt, er war abgehaͤrtet und
hatte ſich niemals von Beduͤrfniſſen abhaͤngig gemacht,
die nicht unmittelbar zum Leben und zu ſeiner Arbeit
nothwendig waren. Zur Arbeit! das war es eben, was
er ſchmerzlich vermißte. Er bat vergeblich um Buͤcher,
um Schreibzeug und Papier. Es war umſonſt, daß er
ſeinen Huͤtern vorſtellte, er koͤnne ja Nichts ſchreiben,
daß ſie nicht leſen wuͤrden, er wolle nur ganz harmloſe
Sachen aufzeichnen — aber er koͤnne nicht leben ohne
Arbeit. Man antwortete ihm: er habe ſchon zu viel un-

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[[304]/0312] Schwere Tage. Johannes ſaß in einer engen Kammer gefangen. Doch hatte ſie wenigſtens ein Fenſter, wennſchon Eiſengitter davor waren, — doch immer eine Wohlthat — durch das er in das Freie blicken konnte. Daß ſein Lager nur von Stroh war und ſein Eſſen außer Waſſer und Brod taͤg- lich nur in einer elenden Suppe beſtand, kuͤmmerte ihn nicht. Er hatte entbehren gelernt, er war abgehaͤrtet und hatte ſich niemals von Beduͤrfniſſen abhaͤngig gemacht, die nicht unmittelbar zum Leben und zu ſeiner Arbeit nothwendig waren. Zur Arbeit! das war es eben, was er ſchmerzlich vermißte. Er bat vergeblich um Buͤcher, um Schreibzeug und Papier. Es war umſonſt, daß er ſeinen Huͤtern vorſtellte, er koͤnne ja Nichts ſchreiben, daß ſie nicht leſen wuͤrden, er wolle nur ganz harmloſe Sachen aufzeichnen — aber er koͤnne nicht leben ohne Arbeit. Man antwortete ihm: er habe ſchon zu viel un-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. [304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/312>, abgerufen am 22.11.2024.