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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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rief Traugott "und mit dem Versprechen wollen Sie uns
nur los sein, wir sind aber keine Narren und gehen nicht.
Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben
oder nicht?" --

Der Amtmann raffte seine ganze Würde zusammen,
gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte sich
in seiner wahren Gestalt. Mit Hochmuth und verächtli-
chem Tone rief er: "Jch soll mir wohl noch von mei-
nen albernen Bauern Vorschriften machen lassen? --
Den Augenblick geht! Jhr werdet schon noch den Weg
in Euer Dorf zurück ohne den Johannes finden müs-
sen!" --

"Jst das Jhre letzte Antwort?" fragte der Schulmei-
ster ruhig.

"Jch habe diese Verhandlung satt," rief der Amt-
mann entrüstet, stand auf und ging an das Fenster und
kehrte der Deputation mit Verachtung den Rücken zu.

"Es ist gut," sagte Traugott, aber nun sind Sie
Schuld, wenn Unheil geschieht, wir sind weder "alberne"
noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht
haben, so werden Sie es bald anders erfahren. Wir
dürfen Jhnen aber Nichts verschweigen. Das ganze
Dorf ist aufgestanden und wer darin eine kräftige Faust
hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu schlagen,
wenn wir ohne Johannes zurückkommen. Die Bursche

rief Traugott „und mit dem Verſprechen wollen Sie uns
nur los ſein, wir ſind aber keine Narren und gehen nicht.
Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben
oder nicht?“ —

Der Amtmann raffte ſeine ganze Wuͤrde zuſammen,
gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte ſich
in ſeiner wahren Geſtalt. Mit Hochmuth und veraͤchtli-
chem Tone rief er: „Jch ſoll mir wohl noch von mei-
nen albernen Bauern Vorſchriften machen laſſen? —
Den Augenblick geht! Jhr werdet ſchon noch den Weg
in Euer Dorf zuruͤck ohne den Johannes finden muͤſ-
ſen!“ —

„Jſt das Jhre letzte Antwort?“ fragte der Schulmei-
ſter ruhig.

„Jch habe dieſe Verhandlung ſatt,“ rief der Amt-
mann entruͤſtet, ſtand auf und ging an das Fenſter und
kehrte der Deputation mit Verachtung den Ruͤcken zu.

„Es iſt gut,“ ſagte Traugott, aber nun ſind Sie
Schuld, wenn Unheil geſchieht, wir ſind weder „alberne“
noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht
haben, ſo werden Sie es bald anders erfahren. Wir
duͤrfen Jhnen aber Nichts verſchweigen. Das ganze
Dorf iſt aufgeſtanden und wer darin eine kraͤftige Fauſt
hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu ſchlagen,
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[328/0336] rief Traugott „und mit dem Verſprechen wollen Sie uns nur los ſein, wir ſind aber keine Narren und gehen nicht. Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben oder nicht?“ — Der Amtmann raffte ſeine ganze Wuͤrde zuſammen, gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte ſich in ſeiner wahren Geſtalt. Mit Hochmuth und veraͤchtli- chem Tone rief er: „Jch ſoll mir wohl noch von mei- nen albernen Bauern Vorſchriften machen laſſen? — Den Augenblick geht! Jhr werdet ſchon noch den Weg in Euer Dorf zuruͤck ohne den Johannes finden muͤſ- ſen!“ — „Jſt das Jhre letzte Antwort?“ fragte der Schulmei- ſter ruhig. „Jch habe dieſe Verhandlung ſatt,“ rief der Amt- mann entruͤſtet, ſtand auf und ging an das Fenſter und kehrte der Deputation mit Verachtung den Ruͤcken zu. „Es iſt gut,“ ſagte Traugott, aber nun ſind Sie Schuld, wenn Unheil geſchieht, wir ſind weder „alberne“ noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht haben, ſo werden Sie es bald anders erfahren. Wir duͤrfen Jhnen aber Nichts verſchweigen. Das ganze Dorf iſt aufgeſtanden und wer darin eine kraͤftige Fauſt hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu ſchlagen, wenn wir ohne Johannes zuruͤckkommen. Die Burſche

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/336>, abgerufen am 22.11.2024.