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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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wenn und wo sie konnte, machte sie sich gern nütz-
lich.

Nun waren die Gäste gekommen. Unser Schul-
meister meinte, er habe Suschen noch gar nicht so
schön gesehen wie diesmal. Sie trug ein weißes Kleid
mit einem rosa Leibband; um den Hals hatte sie ein
rosa seidnes Tüchlein geknüpft. Da eben die Rosen an
zu blühen gefangen, trug sie einen vollen Rosenkranz
in dem schönen blonden Haar, das vorn glatt gescheitelt,
im Nacken zu einem runden Nest aufgesteckt war. Ei-
nen Strauß von Myrthen und Rosen, den ihr der
Schulmeister geschenkt hatte, trug sie vor der hoch-
klopfenden Brust. So ging sie zwischen dem Schul-
lehrer -- den sie gar nicht anzusehen wagte, der aber
heut' die Augen gar nicht von ihr wegbringen konnte --
und dem Vater zur Kirche. Die Kinderfrau trug das
Kind vornweg, die beide Eltern folgten. Unser Pfarrer hielt
eine sehr erquickende und gemüthliche Taufrede -- unser
Schulmeister hörte heute aber gar nicht darauf und als
vollends Suschen als die jüngste Pathe das Kind auf
ihren Arm nahm, es darauf wiegte und zärtlich an-
lächelte, während der Pfarrer die heiligen Zeichen dar-
über machte -- da ward unserm Schulmeister ganz heiß
und enge um's Herz, das Blut schoß daraus in sein
Gesicht empor und er fühlte eine quälende Unruhe, in-

3 *

wenn und wo ſie konnte, machte ſie ſich gern nuͤtz-
lich.

Nun waren die Gaͤſte gekommen. Unſer Schul-
meiſter meinte, er habe Suschen noch gar nicht ſo
ſchoͤn geſehen wie diesmal. Sie trug ein weißes Kleid
mit einem roſa Leibband; um den Hals hatte ſie ein
roſa ſeidnes Tuͤchlein geknuͤpft. Da eben die Roſen an
zu bluͤhen gefangen, trug ſie einen vollen Roſenkranz
in dem ſchoͤnen blonden Haar, das vorn glatt geſcheitelt,
im Nacken zu einem runden Neſt aufgeſteckt war. Ei-
nen Strauß von Myrthen und Roſen, den ihr der
Schulmeiſter geſchenkt hatte, trug ſie vor der hoch-
klopfenden Bruſt. So ging ſie zwiſchen dem Schul-
lehrer — den ſie gar nicht anzuſehen wagte, der aber
heut’ die Augen gar nicht von ihr wegbringen konnte —
und dem Vater zur Kirche. Die Kinderfrau trug das
Kind vornweg, die beide Eltern folgten. Unſer Pfarrer hielt
eine ſehr erquickende und gemuͤthliche Taufrede — unſer
Schulmeiſter hoͤrte heute aber gar nicht darauf und als
vollends Suschen als die juͤngſte Pathe das Kind auf
ihren Arm nahm, es darauf wiegte und zaͤrtlich an-
laͤchelte, waͤhrend der Pfarrer die heiligen Zeichen dar-
uͤber machte — da ward unſerm Schulmeiſter ganz heiß
und enge um’s Herz, das Blut ſchoß daraus in ſein
Geſicht empor und er fuͤhlte eine quaͤlende Unruhe, in-

3 *
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[35/0043] wenn und wo ſie konnte, machte ſie ſich gern nuͤtz- lich. Nun waren die Gaͤſte gekommen. Unſer Schul- meiſter meinte, er habe Suschen noch gar nicht ſo ſchoͤn geſehen wie diesmal. Sie trug ein weißes Kleid mit einem roſa Leibband; um den Hals hatte ſie ein roſa ſeidnes Tuͤchlein geknuͤpft. Da eben die Roſen an zu bluͤhen gefangen, trug ſie einen vollen Roſenkranz in dem ſchoͤnen blonden Haar, das vorn glatt geſcheitelt, im Nacken zu einem runden Neſt aufgeſteckt war. Ei- nen Strauß von Myrthen und Roſen, den ihr der Schulmeiſter geſchenkt hatte, trug ſie vor der hoch- klopfenden Bruſt. So ging ſie zwiſchen dem Schul- lehrer — den ſie gar nicht anzuſehen wagte, der aber heut’ die Augen gar nicht von ihr wegbringen konnte — und dem Vater zur Kirche. Die Kinderfrau trug das Kind vornweg, die beide Eltern folgten. Unſer Pfarrer hielt eine ſehr erquickende und gemuͤthliche Taufrede — unſer Schulmeiſter hoͤrte heute aber gar nicht darauf und als vollends Suschen als die juͤngſte Pathe das Kind auf ihren Arm nahm, es darauf wiegte und zaͤrtlich an- laͤchelte, waͤhrend der Pfarrer die heiligen Zeichen dar- uͤber machte — da ward unſerm Schulmeiſter ganz heiß und enge um’s Herz, das Blut ſchoß daraus in ſein Geſicht empor und er fuͤhlte eine quaͤlende Unruhe, in- 3 *

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/43>, abgerufen am 21.11.2024.