sie mit in die Schenke oder wo er sonst hörbegierige Männer traf, theilte ihnen daraus mit, was gut und nützlich zu hören war und half so immer mehr anregen, fördern, einen jeden Einzelnen und so auch das ganze Dorf.
Also zuerst erschrak unser Schulmeister über die Einladung, weil ihm die große Ausgabe just recht un- gelegen kam, wie aber Traugott gesagt hatte, Suschen werde mit ihm stehen, da schien ihm gegen solche Freude die Ausgabe noch gering angeschlagen und gern hätt' er Alles dafür hingegeben. Das würden schöne Stunden sein an ihrer Seite und noch mehr! eine feierliche Handlung, zu der sie zugleich ausersehen waren, knüpfte ja eine Art Band um sie beide, brachte sie einander näher. Wie dankte er nun wahrhaft gerührt dem Traugott für die Ehre und sprach aus vollem Herzen seine Glückseligkeit darüber aus. Nun konnte er den Sonntag kaum erwarten, der ihm ein rechter Ehren- und Freudentag werden sollte. --
Jn Traugotts Hause waren nun schon allerlei Vor- kehrungen zur Taufe getroffen worden. Suschen half dabei der Hausfrau und war unermüdlich im Aufputzen des gan- zen Hauses. Die alte Mutter Eva war unterdeß viel bei dem Kinde und wiegte und herzte es oft ohne Ende. Die Frau Eva hatte den Auszug bei Traugott und
ſie mit in die Schenke oder wo er ſonſt hoͤrbegierige Maͤnner traf, theilte ihnen daraus mit, was gut und nuͤtzlich zu hoͤren war und half ſo immer mehr anregen, foͤrdern, einen jeden Einzelnen und ſo auch das ganze Dorf.
Alſo zuerſt erſchrak unſer Schulmeiſter uͤber die Einladung, weil ihm die große Ausgabe juſt recht un- gelegen kam, wie aber Traugott geſagt hatte, Suschen werde mit ihm ſtehen, da ſchien ihm gegen ſolche Freude die Ausgabe noch gering angeſchlagen und gern haͤtt’ er Alles dafuͤr hingegeben. Das wuͤrden ſchoͤne Stunden ſein an ihrer Seite und noch mehr! eine feierliche Handlung, zu der ſie zugleich auserſehen waren, knuͤpfte ja eine Art Band um ſie beide, brachte ſie einander naͤher. Wie dankte er nun wahrhaft geruͤhrt dem Traugott fuͤr die Ehre und ſprach aus vollem Herzen ſeine Gluͤckſeligkeit daruͤber aus. Nun konnte er den Sonntag kaum erwarten, der ihm ein rechter Ehren- und Freudentag werden ſollte. —
Jn Traugotts Hauſe waren nun ſchon allerlei Vor- kehrungen zur Taufe getroffen worden. Suschen half dabei der Hausfrau und war unermuͤdlich im Aufputzen des gan- zen Hauſes. Die alte Mutter Eva war unterdeß viel bei dem Kinde und wiegte und herzte es oft ohne Ende. Die Frau Eva hatte den Auszug bei Traugott und
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ſie mit in die Schenke oder wo er ſonſt hoͤrbegierige
Maͤnner traf, theilte ihnen daraus mit, was gut und
nuͤtzlich zu hoͤren war und half ſo immer mehr anregen,
foͤrdern, einen jeden Einzelnen und ſo auch das ganze
Dorf.
Alſo zuerſt erſchrak unſer Schulmeiſter uͤber die
Einladung, weil ihm die große Ausgabe juſt recht un-
gelegen kam, wie aber Traugott geſagt hatte, Suschen
werde mit ihm ſtehen, da ſchien ihm gegen ſolche Freude
die Ausgabe noch gering angeſchlagen und gern haͤtt’ er
Alles dafuͤr hingegeben. Das wuͤrden ſchoͤne Stunden
ſein an ihrer Seite und noch mehr! eine feierliche
Handlung, zu der ſie zugleich auserſehen waren, knuͤpfte
ja eine Art Band um ſie beide, brachte ſie einander
naͤher. Wie dankte er nun wahrhaft geruͤhrt dem
Traugott fuͤr die Ehre und ſprach aus vollem Herzen
ſeine Gluͤckſeligkeit daruͤber aus. Nun konnte er den
Sonntag kaum erwarten, der ihm ein rechter Ehren- und
Freudentag werden ſollte. —
Jn Traugotts Hauſe waren nun ſchon allerlei Vor-
kehrungen zur Taufe getroffen worden. Suschen half dabei
der Hausfrau und war unermuͤdlich im Aufputzen des gan-
zen Hauſes. Die alte Mutter Eva war unterdeß viel
bei dem Kinde und wiegte und herzte es oft ohne Ende.
Die Frau Eva hatte den Auszug bei Traugott und
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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