ich Euch lieber Alle umarmen möchte vor Freude, daß ich nun da bin, wo jeder Baum und jedes Haus, ja jedes Winkelchen hier mich noch vertraulich grüßt -- da ist's, als wären die Menschen nicht mehr die Alten -- kennen mich nicht -- nennen mich Sie -- und"
"Nun, nun!" unterbrach ihn Traugott, "wenn Du so ganz der Alte wiederkommst, heftig, wie Du als Junge warst, aber treu, daß man Häuser auf Dich bauen konnte, nun, da wird schon auch Alles mit uns in's alte Geleis kommen -- aber sieh! daß ich's nur gerade heraus sage, wenn wir von Dir redeten, da hieß es immer: Ja, der Johannes hat nun viel gelernt, ist ein großer und feiner Herr geworden, der nur mit vornehmen und gelehrten Leuten umgeht, der wird nicht mehr nach dem schlichten Bauernvolk fragen, unter dem er aufgewachsen. Der kommt nun auch nicht mehr zu uns, das Dörflein ist ihm viel zu gering geworden, seit er in den großen, schönen Städten leben gelernt."
"Und ich habe bei Euch wirklich in keinem bessern Andenken gelebt?" sagte Johannes vorwurfsvoll: "Wo- mit hab' ich das verdient? habt Jhr denn die Leute so Schlechtes von mir reden hören?"
"Erzählt ist uns eben immer nur Gutes von Dir worden. Die größten und berühmtesten Männer gingen mit Dir um und die schönsten und vornehmsten Frauen
ich Euch lieber Alle umarmen moͤchte vor Freude, daß ich nun da bin, wo jeder Baum und jedes Haus, ja jedes Winkelchen hier mich noch vertraulich gruͤßt — da iſt’s, als waͤren die Menſchen nicht mehr die Alten — kennen mich nicht — nennen mich Sie — und“
„Nun, nun!“ unterbrach ihn Traugott, „wenn Du ſo ganz der Alte wiederkommſt, heftig, wie Du als Junge warſt, aber treu, daß man Haͤuſer auf Dich bauen konnte, nun, da wird ſchon auch Alles mit uns in’s alte Geleis kommen — aber ſieh! daß ich’s nur gerade heraus ſage, wenn wir von Dir redeten, da hieß es immer: Ja, der Johannes hat nun viel gelernt, iſt ein großer und feiner Herr geworden, der nur mit vornehmen und gelehrten Leuten umgeht, der wird nicht mehr nach dem ſchlichten Bauernvolk fragen, unter dem er aufgewachſen. Der kommt nun auch nicht mehr zu uns, das Doͤrflein iſt ihm viel zu gering geworden, ſeit er in den großen, ſchoͤnen Staͤdten leben gelernt.“
„Und ich habe bei Euch wirklich in keinem beſſern Andenken gelebt?“ ſagte Johannes vorwurfsvoll: „Wo- mit hab’ ich das verdient? habt Jhr denn die Leute ſo Schlechtes von mir reden hoͤren?“
„Erzaͤhlt iſt uns eben immer nur Gutes von Dir worden. Die groͤßten und beruͤhmteſten Maͤnner gingen mit Dir um und die ſchoͤnſten und vornehmſten Frauen
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ich Euch lieber Alle umarmen moͤchte vor Freude, daß
ich nun da bin, wo jeder Baum und jedes Haus, ja
jedes Winkelchen hier mich noch vertraulich gruͤßt — da
iſt’s, als waͤren die Menſchen nicht mehr die Alten —
kennen mich nicht — nennen mich Sie — und“
„Nun, nun!“ unterbrach ihn Traugott, „wenn
Du ſo ganz der Alte wiederkommſt, heftig, wie Du als
Junge warſt, aber treu, daß man Haͤuſer auf Dich
bauen konnte, nun, da wird ſchon auch Alles mit uns
in’s alte Geleis kommen — aber ſieh! daß ich’s nur
gerade heraus ſage, wenn wir von Dir redeten, da hieß
es immer: Ja, der Johannes hat nun viel gelernt, iſt
ein großer und feiner Herr geworden, der nur mit
vornehmen und gelehrten Leuten umgeht, der wird nicht
mehr nach dem ſchlichten Bauernvolk fragen, unter dem
er aufgewachſen. Der kommt nun auch nicht mehr zu
uns, das Doͤrflein iſt ihm viel zu gering geworden, ſeit
er in den großen, ſchoͤnen Staͤdten leben gelernt.“
„Und ich habe bei Euch wirklich in keinem beſſern
Andenken gelebt?“ ſagte Johannes vorwurfsvoll: „Wo-
mit hab’ ich das verdient? habt Jhr denn die Leute ſo
Schlechtes von mir reden hoͤren?“
„Erzaͤhlt iſt uns eben immer nur Gutes von Dir
worden. Die groͤßten und beruͤhmteſten Maͤnner gingen
mit Dir um und die ſchoͤnſten und vornehmſten Frauen
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/55>, abgerufen am 04.12.2024.
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