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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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rissen sich darum, mit Dir zu tanzen. Du hättest gar
viel gelernt und wärst bei Alt und Jung gern gelitten.
Auch, daß du schöne Verse machen kannst und ein
großer Zeitungsschreiber geworden. Und sieh nur, da
dachten wir, wenn Alles sich so verhält, wird er frei-
lich für uns verloren sein; da wird ihm bei uns schlich-
ten Leuten die Zeit lang werden und er würde sich
schön umsehen, wenn er manchmal mit vornehmen Leu-
ten spazierte und Einer von seinem Dorf käm' und
spräche: "Bruder, das ganze Dorf läßt Dich grüßen!"
erklärte Traugott.

"Ja," sagte Eva und streichelte die Locken des Soh-
nes, "ich mußt' auch immer an den alten Berger den-
ken, wie der mir erzählte, wie's ihm in der Stadt mit
seinem Sohn gegangen und den der Schmerz um ihn
bald umbrachte als er zu mir sagte: Das hat man
davon, wenn die Söhne vornehme Herrn werden und
man bleibt selber doch ein Bauer, Jhr werdet's schon
auch noch erfahren!"

"Und was war dem Berger begegnet?" fragte Jo-
hannes gespannt.

Eva sagte: "Nein -- so könntest Du doch nicht
sein!" und streichelte ihren Sohn, aber wollte weiter
nicht mit der Sprache heraus.

"Jch bitt' Euch, erzählt!" bat Johannes.

riſſen ſich darum, mit Dir zu tanzen. Du haͤtteſt gar
viel gelernt und waͤrſt bei Alt und Jung gern gelitten.
Auch, daß du ſchoͤne Verſe machen kannſt und ein
großer Zeitungsſchreiber geworden. Und ſieh nur, da
dachten wir, wenn Alles ſich ſo verhaͤlt, wird er frei-
lich fuͤr uns verloren ſein; da wird ihm bei uns ſchlich-
ten Leuten die Zeit lang werden und er wuͤrde ſich
ſchoͤn umſehen, wenn er manchmal mit vornehmen Leu-
ten ſpazierte und Einer von ſeinem Dorf kaͤm’ und
ſpraͤche: „Bruder, das ganze Dorf laͤßt Dich gruͤßen!“
erklaͤrte Traugott.

„Ja,“ ſagte Eva und ſtreichelte die Locken des Soh-
nes, „ich mußt’ auch immer an den alten Berger den-
ken, wie der mir erzaͤhlte, wie’s ihm in der Stadt mit
ſeinem Sohn gegangen und den der Schmerz um ihn
bald umbrachte als er zu mir ſagte: Das hat man
davon, wenn die Soͤhne vornehme Herrn werden und
man bleibt ſelber doch ein Bauer, Jhr werdet’s ſchon
auch noch erfahren!“

„Und was war dem Berger begegnet?“ fragte Jo-
hannes geſpannt.

Eva ſagte: „Nein — ſo koͤnnteſt Du doch nicht
ſein!“ und ſtreichelte ihren Sohn, aber wollte weiter
nicht mit der Sprache heraus.

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[48/0056] riſſen ſich darum, mit Dir zu tanzen. Du haͤtteſt gar viel gelernt und waͤrſt bei Alt und Jung gern gelitten. Auch, daß du ſchoͤne Verſe machen kannſt und ein großer Zeitungsſchreiber geworden. Und ſieh nur, da dachten wir, wenn Alles ſich ſo verhaͤlt, wird er frei- lich fuͤr uns verloren ſein; da wird ihm bei uns ſchlich- ten Leuten die Zeit lang werden und er wuͤrde ſich ſchoͤn umſehen, wenn er manchmal mit vornehmen Leu- ten ſpazierte und Einer von ſeinem Dorf kaͤm’ und ſpraͤche: „Bruder, das ganze Dorf laͤßt Dich gruͤßen!“ erklaͤrte Traugott. „Ja,“ ſagte Eva und ſtreichelte die Locken des Soh- nes, „ich mußt’ auch immer an den alten Berger den- ken, wie der mir erzaͤhlte, wie’s ihm in der Stadt mit ſeinem Sohn gegangen und den der Schmerz um ihn bald umbrachte als er zu mir ſagte: Das hat man davon, wenn die Soͤhne vornehme Herrn werden und man bleibt ſelber doch ein Bauer, Jhr werdet’s ſchon auch noch erfahren!“ „Und was war dem Berger begegnet?“ fragte Jo- hannes geſpannt. Eva ſagte: „Nein — ſo koͤnnteſt Du doch nicht ſein!“ und ſtreichelte ihren Sohn, aber wollte weiter nicht mit der Sprache heraus. „Jch bitt’ Euch, erzaͤhlt!“ bat Johannes.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/56>, abgerufen am 04.12.2024.