seiner festen Eisenthür noch unversehrt; man meinte wirklich noch in eine Ritterburg zu kommen, wenn die Thür sich aufthat, aber war man nun durch den langen Thorweg, so stand nur noch die Ringmauer und rechts drinn ein wie ein Vogelnest hineingeklebtes Gebäu, ein kleines Haus, das der "Burgvogt", wie er sich groß- artig nannte, mit seiner Frau bewohnte. Links sah man noch einzelnes Gemäuer im Verfall, dessen frühere Bestimmung nicht mehr zu unterscheiden war. Ueberall wucherten Gras und Gestrüpp, manche Mauern waren von uraltem Epheu ganz überzogen und oben auf ihnen, wo sie ganz verwittert waren, wuchsen Sträucher und Bäume. Der ursprüngliche Schloßhof war noch da, mit schönen Steinplatten belegt, die aber eine dunkle, grün- graue Farbe angenommen hatten und hier und da zersprengt waren, so daß auch stellenweis zwischen ihnen Gras her- vorsprießte. Dichte alte Fliedersträuche und Bäume hat- ten in allen Ecken sich eingeheimelt und da sie eben in voller Blüthe standen, erfüllten sie alle Räume mit ihren Düften. Wilde Rofen und Akazien, die darunter gemischt waren, meinten, auch sie hätten ein Wort mit drein zu reden und gaben ihre Düfte dazu. Eine Lücke in der Ringmauer führte in einen Grasgarten, der auch vom hohen Wall umgeben war. Ein paar stämmige Eichen, die wohl über ein paar Jahrhunderte alt sein
ſeiner feſten Eiſenthuͤr noch unverſehrt; man meinte wirklich noch in eine Ritterburg zu kommen, wenn die Thuͤr ſich aufthat, aber war man nun durch den langen Thorweg, ſo ſtand nur noch die Ringmauer und rechts drinn ein wie ein Vogelneſt hineingeklebtes Gebaͤu, ein kleines Haus, das der „Burgvogt“, wie er ſich groß- artig nannte, mit ſeiner Frau bewohnte. Links ſah man noch einzelnes Gemaͤuer im Verfall, deſſen fruͤhere Beſtimmung nicht mehr zu unterſcheiden war. Ueberall wucherten Gras und Geſtruͤpp, manche Mauern waren von uraltem Epheu ganz uͤberzogen und oben auf ihnen, wo ſie ganz verwittert waren, wuchſen Straͤucher und Baͤume. Der urſpruͤngliche Schloßhof war noch da, mit ſchoͤnen Steinplatten belegt, die aber eine dunkle, gruͤn- graue Farbe angenommen hatten und hier und da zerſprengt waren, ſo daß auch ſtellenweis zwiſchen ihnen Gras her- vorſprießte. Dichte alte Fliederſtraͤuche und Baͤume hat- ten in allen Ecken ſich eingeheimelt und da ſie eben in voller Bluͤthe ſtanden, erfuͤllten ſie alle Raͤume mit ihren Duͤften. Wilde Rofen und Akazien, die darunter gemiſcht waren, meinten, auch ſie haͤtten ein Wort mit drein zu reden und gaben ihre Duͤfte dazu. Eine Luͤcke in der Ringmauer fuͤhrte in einen Grasgarten, der auch vom hohen Wall umgeben war. Ein paar ſtaͤmmige Eichen, die wohl uͤber ein paar Jahrhunderte alt ſein
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ſeiner feſten Eiſenthuͤr noch unverſehrt; man meinte
wirklich noch in eine Ritterburg zu kommen, wenn die
Thuͤr ſich aufthat, aber war man nun durch den langen
Thorweg, ſo ſtand nur noch die Ringmauer und rechts
drinn ein wie ein Vogelneſt hineingeklebtes Gebaͤu, ein
kleines Haus, das der „Burgvogt“, wie er ſich groß-
artig nannte, mit ſeiner Frau bewohnte. Links ſah
man noch einzelnes Gemaͤuer im Verfall, deſſen fruͤhere
Beſtimmung nicht mehr zu unterſcheiden war. Ueberall
wucherten Gras und Geſtruͤpp, manche Mauern waren
von uraltem Epheu ganz uͤberzogen und oben auf ihnen,
wo ſie ganz verwittert waren, wuchſen Straͤucher und
Baͤume. Der urſpruͤngliche Schloßhof war noch da, mit
ſchoͤnen Steinplatten belegt, die aber eine dunkle, gruͤn-
graue Farbe angenommen hatten und hier und da zerſprengt
waren, ſo daß auch ſtellenweis zwiſchen ihnen Gras her-
vorſprießte. Dichte alte Fliederſtraͤuche und Baͤume hat-
ten in allen Ecken ſich eingeheimelt und da ſie eben in
voller Bluͤthe ſtanden, erfuͤllten ſie alle Raͤume mit
ihren Duͤften. Wilde Rofen und Akazien, die darunter
gemiſcht waren, meinten, auch ſie haͤtten ein Wort mit
drein zu reden und gaben ihre Duͤfte dazu. Eine Luͤcke
in der Ringmauer fuͤhrte in einen Grasgarten, der auch
vom hohen Wall umgeben war. Ein paar ſtaͤmmige
Eichen, die wohl uͤber ein paar Jahrhunderte alt ſein
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/76>, abgerufen am 04.12.2024.
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