Euer Wort in Ehren, aber die vornehmen Leute in der Stadt haben alle einen rechten Narren an ihm gefressen, aber er bläst nicht mit in ihr Horn und in das der Adelschwänze und Schmeichler, die sich Wunder was dünken, wenn sie sich stellen, als wären sie mit den großen Herren auf Du und Du und ihres Gleichen, mein Johannes sagt es ihnen in's Gesicht, daß er ein Bauerssohn ist und fragt den Kuckuk nach ihnen.
"Ei Mutter!" rief Johannes lächelnd von oben herab, so ist's brav gesprochen, das ist besser als gestern, wo Du mich noch mit dem Mißtrauen kränktest, als könnt' ich je mein Dörflein und Alles, was drinnen lebt und webt, einmal vor den vornehmen Bekannten ver- leugnen -- aber noch etwas hast Du vergessen oder nicht recht gesagt, ich meine eben, die großen Herren sind auch nichts Anders als unsers Gleichen und wer- den's schon fühlen, wenn wir sie nicht mehr anders be- handeln, Baron, Bürger, Bauer -- das ist kein Unterschied, das ist all Eins und wer unter ihnen der beste Mensch ist, dem gebührt die meiste Ehre, sonst Keinem!"
"Was das für Reden sind!" sagte der Vogt ganz erstaunt, "wenn so Etwas unser gnädiger Herr Graf hörte -- und gerade in seinem Besitzthum sprecht Jhr solche Worte aus!"
Euer Wort in Ehren, aber die vornehmen Leute in der Stadt haben alle einen rechten Narren an ihm gefreſſen, aber er blaͤſt nicht mit in ihr Horn und in das der Adelſchwaͤnze und Schmeichler, die ſich Wunder was duͤnken, wenn ſie ſich ſtellen, als waͤren ſie mit den großen Herren auf Du und Du und ihres Gleichen, mein Johannes ſagt es ihnen in’s Geſicht, daß er ein Bauersſohn iſt und fragt den Kuckuk nach ihnen.
„Ei Mutter!“ rief Johannes laͤchelnd von oben herab, ſo iſt’s brav geſprochen, das iſt beſſer als geſtern, wo Du mich noch mit dem Mißtrauen kraͤnkteſt, als koͤnnt’ ich je mein Doͤrflein und Alles, was drinnen lebt und webt, einmal vor den vornehmen Bekannten ver- leugnen — aber noch etwas haſt Du vergeſſen oder nicht recht geſagt, ich meine eben, die großen Herren ſind auch nichts Anders als unſers Gleichen und wer- den’s ſchon fuͤhlen, wenn wir ſie nicht mehr anders be- handeln, Baron, Buͤrger, Bauer — das iſt kein Unterſchied, das iſt all Eins und wer unter ihnen der beſte Menſch iſt, dem gebuͤhrt die meiſte Ehre, ſonſt Keinem!“
„Was das fuͤr Reden ſind!“ ſagte der Vogt ganz erſtaunt, „wenn ſo Etwas unſer gnaͤdiger Herr Graf hoͤrte — und gerade in ſeinem Beſitzthum ſprecht Jhr ſolche Worte aus!“
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Euer Wort in Ehren, aber die vornehmen Leute in der
Stadt haben alle einen rechten Narren an ihm gefreſſen,
aber er blaͤſt nicht mit in ihr Horn und in das der
Adelſchwaͤnze und Schmeichler, die ſich Wunder was
duͤnken, wenn ſie ſich ſtellen, als waͤren ſie mit den
großen Herren auf Du und Du und ihres Gleichen,
mein Johannes ſagt es ihnen in’s Geſicht, daß er ein
Bauersſohn iſt und fragt den Kuckuk nach ihnen.
„Ei Mutter!“ rief Johannes laͤchelnd von oben
herab, ſo iſt’s brav geſprochen, das iſt beſſer als geſtern,
wo Du mich noch mit dem Mißtrauen kraͤnkteſt, als
koͤnnt’ ich je mein Doͤrflein und Alles, was drinnen lebt
und webt, einmal vor den vornehmen Bekannten ver-
leugnen — aber noch etwas haſt Du vergeſſen oder
nicht recht geſagt, ich meine eben, die großen Herren
ſind auch nichts Anders als unſers Gleichen und wer-
den’s ſchon fuͤhlen, wenn wir ſie nicht mehr anders be-
handeln, Baron, Buͤrger, Bauer — das iſt kein
Unterſchied, das iſt all Eins und wer unter ihnen der
beſte Menſch iſt, dem gebuͤhrt die meiſte Ehre, ſonſt
Keinem!“
„Was das fuͤr Reden ſind!“ ſagte der Vogt ganz
erſtaunt, „wenn ſo Etwas unſer gnaͤdiger Herr Graf
hoͤrte — und gerade in ſeinem Beſitzthum ſprecht Jhr
ſolche Worte aus!“
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/82>, abgerufen am 04.12.2024.
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