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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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nach der kleinen Eisenthür des Thurmes führten, vor-
ausschritt.

Der Vogt öffnete: "Wollt Jhr denn auch mit her-
ein, Mutter Eva?" wendete er sich an diese, die immer
hinterdrein getrippelt war.

"Ei ja doch! muß doch sehen, wie mein Sohn woh-
nen wird!" platzte sie heraus.

Der Vogt blieb wie erstarrt am Eingang in das
Thurmgewölbe stehen, in das Johannes schnell hinein
und voran schlüpfte: "Was sagtet Jhr, Mutter Eva?"

"Nun ich will Nichts gesagt haben, geht nur, der
Johannes ist schon die ganze Treppe hinauf, der hat
flinkere Beine als wir!" sagte Eva.

"Jch glaube, Jhr seid vor Freuden über Euern
Prachtjungen etwas übergeschnappt," meinte der Vogt
in freundlichem Ton, "verdenken könnt' ich's Euch just
nicht, ich mag's ihm gar nicht in's Gesicht sagen, wie
sehr er mir gefällt und wie schön er aussieht, loben
verdirbt die Jugend, zudem hat er so was Zierliches in
Gang und in den Bewegungen, daß man denkt, er sei
vornehmer Leute Kind!"

"Ho, ho," versetzte Mutter Eva rasch, "mein Kind
ist er und ist drum so gut als wär' er Graf oder Baron;
und was das Loben betrifft, da haben ihn noch andere
Leute gelobt als Jhr! Allen Respekt vor Euch und

nach der kleinen Eiſenthuͤr des Thurmes fuͤhrten, vor-
ausſchritt.

Der Vogt oͤffnete: „Wollt Jhr denn auch mit her-
ein, Mutter Eva?“ wendete er ſich an dieſe, die immer
hinterdrein getrippelt war.

„Ei ja doch! muß doch ſehen, wie mein Sohn woh-
nen wird!“ platzte ſie heraus.

Der Vogt blieb wie erſtarrt am Eingang in das
Thurmgewoͤlbe ſtehen, in das Johannes ſchnell hinein
und voran ſchluͤpfte: „Was ſagtet Jhr, Mutter Eva?“

„Nun ich will Nichts geſagt haben, geht nur, der
Johannes iſt ſchon die ganze Treppe hinauf, der hat
flinkere Beine als wir!“ ſagte Eva.

„Jch glaube, Jhr ſeid vor Freuden uͤber Euern
Prachtjungen etwas uͤbergeſchnappt,“ meinte der Vogt
in freundlichem Ton, „verdenken koͤnnt’ ich’s Euch juſt
nicht, ich mag’s ihm gar nicht in’s Geſicht ſagen, wie
ſehr er mir gefaͤllt und wie ſchoͤn er ausſieht, loben
verdirbt die Jugend, zudem hat er ſo was Zierliches in
Gang und in den Bewegungen, daß man denkt, er ſei
vornehmer Leute Kind!“

„Ho, ho,“ verſetzte Mutter Eva raſch, „mein Kind
iſt er und iſt drum ſo gut als waͤr’ er Graf oder Baron;
und was das Loben betrifft, da haben ihn noch andere
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[73/0081] nach der kleinen Eiſenthuͤr des Thurmes fuͤhrten, vor- ausſchritt. Der Vogt oͤffnete: „Wollt Jhr denn auch mit her- ein, Mutter Eva?“ wendete er ſich an dieſe, die immer hinterdrein getrippelt war. „Ei ja doch! muß doch ſehen, wie mein Sohn woh- nen wird!“ platzte ſie heraus. Der Vogt blieb wie erſtarrt am Eingang in das Thurmgewoͤlbe ſtehen, in das Johannes ſchnell hinein und voran ſchluͤpfte: „Was ſagtet Jhr, Mutter Eva?“ „Nun ich will Nichts geſagt haben, geht nur, der Johannes iſt ſchon die ganze Treppe hinauf, der hat flinkere Beine als wir!“ ſagte Eva. „Jch glaube, Jhr ſeid vor Freuden uͤber Euern Prachtjungen etwas uͤbergeſchnappt,“ meinte der Vogt in freundlichem Ton, „verdenken koͤnnt’ ich’s Euch juſt nicht, ich mag’s ihm gar nicht in’s Geſicht ſagen, wie ſehr er mir gefaͤllt und wie ſchoͤn er ausſieht, loben verdirbt die Jugend, zudem hat er ſo was Zierliches in Gang und in den Bewegungen, daß man denkt, er ſei vornehmer Leute Kind!“ „Ho, ho,“ verſetzte Mutter Eva raſch, „mein Kind iſt er und iſt drum ſo gut als waͤr’ er Graf oder Baron; und was das Loben betrifft, da haben ihn noch andere Leute gelobt als Jhr! Allen Reſpekt vor Euch und

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/81>, abgerufen am 04.12.2024.