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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Von Gespensterfurcht kann nun überhaupt heutzutage
gleich gar nicht mehr die Rede sein, darüber ist doch
schon jedes Kind aufgeklärt und hinweg. Und was die
beiden Bilder betrifft, Frau Vogt, den edlen Ritter und
seine züchtige Frau, die stehen bei mir in gar hohen
Ehren, und wenn ich spät Abends noch manchmal sinne
und schreibe, kann's wohl kommen, daß gerade ihr An-
blick mich begeistert und mir allerlei gute Gedanken ein-
giebt. Daß ein Gewitter aber sich da oben gar ma-
jestätisch ausnimmt und der Thurm in seinen Grund-
festen zu beben scheint, will ich gern glauben -- aber
Jhr wißt's ja: Wetter und Sturm sind auch Gottes
Stimmen, in denen er mit der Erde spricht, wie sollt's
da nicht Lust sein, zuzuhören? Jch will mich freuen,
wenn ich sie recht laut vernehme."

Bald nach diesem Gespräch stiegen Mutter und
Sohn wieder den Berg hinab.

"Mutter! wir wollen noch an des Vaters Grab
gehen," bat Johannes, ich hab' zwar schon hundertmal
an ihn gedacht seit ich hier bin, aber ich will doch auch
gern zu der Stelle gehen, an der er nun schon so lange
schläft." --

"Ja wohl, schon lange," sagte Mutter Eva mit
einem Seufzer und schlug den Weg zu dem Kirch-
hof ein.

Von Geſpenſterfurcht kann nun uͤberhaupt heutzutage
gleich gar nicht mehr die Rede ſein, daruͤber iſt doch
ſchon jedes Kind aufgeklaͤrt und hinweg. Und was die
beiden Bilder betrifft, Frau Vogt, den edlen Ritter und
ſeine zuͤchtige Frau, die ſtehen bei mir in gar hohen
Ehren, und wenn ich ſpaͤt Abends noch manchmal ſinne
und ſchreibe, kann’s wohl kommen, daß gerade ihr An-
blick mich begeiſtert und mir allerlei gute Gedanken ein-
giebt. Daß ein Gewitter aber ſich da oben gar ma-
jeſtaͤtiſch ausnimmt und der Thurm in ſeinen Grund-
feſten zu beben ſcheint, will ich gern glauben — aber
Jhr wißt’s ja: Wetter und Sturm ſind auch Gottes
Stimmen, in denen er mit der Erde ſpricht, wie ſollt’s
da nicht Luſt ſein, zuzuhoͤren? Jch will mich freuen,
wenn ich ſie recht laut vernehme.“

Bald nach dieſem Geſpraͤch ſtiegen Mutter und
Sohn wieder den Berg hinab.

„Mutter! wir wollen noch an des Vaters Grab
gehen,“ bat Johannes, ich hab’ zwar ſchon hundertmal
an ihn gedacht ſeit ich hier bin, aber ich will doch auch
gern zu der Stelle gehen, an der er nun ſchon ſo lange
ſchlaͤft.“ —

„Ja wohl, ſchon lange,“ ſagte Mutter Eva mit
einem Seufzer und ſchlug den Weg zu dem Kirch-
hof ein.

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[84/0092] Von Geſpenſterfurcht kann nun uͤberhaupt heutzutage gleich gar nicht mehr die Rede ſein, daruͤber iſt doch ſchon jedes Kind aufgeklaͤrt und hinweg. Und was die beiden Bilder betrifft, Frau Vogt, den edlen Ritter und ſeine zuͤchtige Frau, die ſtehen bei mir in gar hohen Ehren, und wenn ich ſpaͤt Abends noch manchmal ſinne und ſchreibe, kann’s wohl kommen, daß gerade ihr An- blick mich begeiſtert und mir allerlei gute Gedanken ein- giebt. Daß ein Gewitter aber ſich da oben gar ma- jeſtaͤtiſch ausnimmt und der Thurm in ſeinen Grund- feſten zu beben ſcheint, will ich gern glauben — aber Jhr wißt’s ja: Wetter und Sturm ſind auch Gottes Stimmen, in denen er mit der Erde ſpricht, wie ſollt’s da nicht Luſt ſein, zuzuhoͤren? Jch will mich freuen, wenn ich ſie recht laut vernehme.“ Bald nach dieſem Geſpraͤch ſtiegen Mutter und Sohn wieder den Berg hinab. „Mutter! wir wollen noch an des Vaters Grab gehen,“ bat Johannes, ich hab’ zwar ſchon hundertmal an ihn gedacht ſeit ich hier bin, aber ich will doch auch gern zu der Stelle gehen, an der er nun ſchon ſo lange ſchlaͤft.“ — „Ja wohl, ſchon lange,“ ſagte Mutter Eva mit einem Seufzer und ſchlug den Weg zu dem Kirch- hof ein.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/92>, abgerufen am 04.12.2024.