Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.sein, als die ihrige, Du magst Alles besorgen, ich will Dir morgen das Geld dazu geben. Freilich, freilich, es wird mich ärgern, für die nichtsnutzigen Würmer -- aber nun kann es einmal nicht anders sein, nun muß ich schon." "Herzensvater!" rief Pauline, ihn umarmend, und dankte mit liebkosenden Worten Tausend Mal. Aber so recht von Herzen ging es ihr doch nicht -- sie schämte sich beinah vor sich selbst, daß sie nur dadurch zu ihrem Ziel gekommen war, daß sie hinterlistig, wie sie es nannte, ein minder edles Gefühl, als sie gewünscht hätte, in ihres Vaters Innerm hatte wecken müssen -- ja, sie schämte sich mehr noch als vor sich selbst in ihres Vaters Seele hinein -- und das that ihr noch weher. Sie nahm daher bald gute Nacht von ihm, und klingelte dem Mädchen, welches sie in ihr Schlafzimmer führte. Ihr Vater hatte Recht gehabt, es war prachtvoll eingerichtet, wie das einer Fürstin, nur zu prachtvoll, es war durch Prunk überladen. Die Tapete war silbergrau mit rothen Blumen, die Vorhänge von gelber Seide mit goldnen Quasten, die Fußteppiche ebenfalls gelb mit rothen Kanten -- es herrschte ein grelles, geschmackloses Bunt durch das ganze Zimmer -- das Licht darin war so hell, daß es ihre Augen kaum aushalten konnten. Sie verlöschte es so bald als möglich, und begab sich zur Ruhe. Da war sie nun in dem ersehnten Vaterhaus -- und sein, als die ihrige, Du magst Alles besorgen, ich will Dir morgen das Geld dazu geben. Freilich, freilich, es wird mich ärgern, für die nichtsnutzigen Würmer — aber nun kann es einmal nicht anders sein, nun muß ich schon.“ „Herzensvater!“ rief Pauline, ihn umarmend, und dankte mit liebkosenden Worten Tausend Mal. Aber so recht von Herzen ging es ihr doch nicht — sie schämte sich beinah vor sich selbst, daß sie nur dadurch zu ihrem Ziel gekommen war, daß sie hinterlistig, wie sie es nannte, ein minder edles Gefühl, als sie gewünscht hätte, in ihres Vaters Innerm hatte wecken müssen — ja, sie schämte sich mehr noch als vor sich selbst in ihres Vaters Seele hinein — und das that ihr noch weher. Sie nahm daher bald gute Nacht von ihm, und klingelte dem Mädchen, welches sie in ihr Schlafzimmer führte. Ihr Vater hatte Recht gehabt, es war prachtvoll eingerichtet, wie das einer Fürstin, nur zu prachtvoll, es war durch Prunk überladen. Die Tapete war silbergrau mit rothen Blumen, die Vorhänge von gelber Seide mit goldnen Quasten, die Fußteppiche ebenfalls gelb mit rothen Kanten — es herrschte ein grelles, geschmackloses Bunt durch das ganze Zimmer — das Licht darin war so hell, daß es ihre Augen kaum aushalten konnten. Sie verlöschte es so bald als möglich, und begab sich zur Ruhe. Da war sie nun in dem ersehnten Vaterhaus — und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="129"/> sein, als die ihrige, Du magst Alles besorgen, ich will Dir morgen das Geld dazu geben. Freilich, freilich, es wird mich ärgern, für die nichtsnutzigen Würmer — aber nun kann es einmal nicht anders sein, nun muß ich schon.“</p> <p>„Herzensvater!“ rief Pauline, ihn umarmend, und dankte mit liebkosenden Worten Tausend Mal. Aber so recht von Herzen ging es ihr doch nicht — sie schämte sich beinah vor sich selbst, daß sie nur dadurch zu ihrem Ziel gekommen war, daß sie hinterlistig, wie sie es nannte, ein minder edles Gefühl, als sie gewünscht hätte, in ihres Vaters Innerm hatte wecken müssen — ja, sie schämte sich mehr noch als vor sich selbst in ihres Vaters Seele hinein — und das that ihr noch weher. Sie nahm daher bald gute Nacht von ihm, und klingelte dem Mädchen, welches sie in ihr Schlafzimmer führte.</p> <p>Ihr Vater hatte Recht gehabt, es war prachtvoll eingerichtet, wie das einer Fürstin, nur zu prachtvoll, es war durch Prunk überladen. Die Tapete war silbergrau mit rothen Blumen, die Vorhänge von gelber Seide mit goldnen Quasten, die Fußteppiche ebenfalls gelb mit rothen Kanten — es herrschte ein grelles, geschmackloses Bunt durch das ganze Zimmer — das Licht darin war so hell, daß es ihre Augen kaum aushalten konnten. Sie verlöschte es so bald als möglich, und begab sich zur Ruhe.</p> <p>Da war sie nun in dem ersehnten Vaterhaus — und </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0139]
sein, als die ihrige, Du magst Alles besorgen, ich will Dir morgen das Geld dazu geben. Freilich, freilich, es wird mich ärgern, für die nichtsnutzigen Würmer — aber nun kann es einmal nicht anders sein, nun muß ich schon.“
„Herzensvater!“ rief Pauline, ihn umarmend, und dankte mit liebkosenden Worten Tausend Mal. Aber so recht von Herzen ging es ihr doch nicht — sie schämte sich beinah vor sich selbst, daß sie nur dadurch zu ihrem Ziel gekommen war, daß sie hinterlistig, wie sie es nannte, ein minder edles Gefühl, als sie gewünscht hätte, in ihres Vaters Innerm hatte wecken müssen — ja, sie schämte sich mehr noch als vor sich selbst in ihres Vaters Seele hinein — und das that ihr noch weher. Sie nahm daher bald gute Nacht von ihm, und klingelte dem Mädchen, welches sie in ihr Schlafzimmer führte.
Ihr Vater hatte Recht gehabt, es war prachtvoll eingerichtet, wie das einer Fürstin, nur zu prachtvoll, es war durch Prunk überladen. Die Tapete war silbergrau mit rothen Blumen, die Vorhänge von gelber Seide mit goldnen Quasten, die Fußteppiche ebenfalls gelb mit rothen Kanten — es herrschte ein grelles, geschmackloses Bunt durch das ganze Zimmer — das Licht darin war so hell, daß es ihre Augen kaum aushalten konnten. Sie verlöschte es so bald als möglich, und begab sich zur Ruhe.
Da war sie nun in dem ersehnten Vaterhaus — und
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