Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.Spur eines Trittes gewahrte, als hier und da die kleine eines Eichhörnchens oder eines Hasen. Sie wußte nicht, welchen Weg sie einzuschlagen hatte, als sie aus dem Park getreten war, und nun eine Menge kleiner, unregelmäßiger Wege gewahrte, die bald in diese, bald in jene Hütte, bald in dieses oder jenes Fabrikgebäude sich verliefen. Da kam ein junger Mann aus einer der Hütten. Er trug einen alten kurzen grauen Rock, einen rothen Shwal unter dem weißen herausgeschlagnen groben Hemdkragen um den Hals gewunden, wollne blaue Fausthandschuh, und eine hohe Pelzmütze, aus welcher ein rother Sack mit langer Quaste auf der linken Seite heraushing. Dieser an sich zwar nicht ungewöhnliche, zwar sehr abgetragene, aber doch reinliche Anzug, gab doch dem jungen Mann etwas Abenteuerliches -- sein Gesicht aber machte auf Elisabeth einen seltsamen Eindruck, so daß sie ihn eine Weile aufmerksam betrachtete. Er hatte eine auffallende Aehnlichkeit mit Thalheim. Dieselbe lange, schmächtige Gestalt, dieselbe blasse Gesichtsfarbe. Auch das Haar zeigte dieselbe Farbe, nur daß es länger als das Thalheims zu beiden Seiten des Gesichtes lockig herabfiel. Seine Augen waren blau und glänzend. Aber auf diesem Gesicht, das übrigens noch das eines Jünglings von etwa 24 Jahren war, thronte neben dem Zug des Schmerzes, welcher es wie das Thalheims charakterisirte, nicht wie bei diesem jener Spur eines Trittes gewahrte, als hier und da die kleine eines Eichhörnchens oder eines Hasen. Sie wußte nicht, welchen Weg sie einzuschlagen hatte, als sie aus dem Park getreten war, und nun eine Menge kleiner, unregelmäßiger Wege gewahrte, die bald in diese, bald in jene Hütte, bald in dieses oder jenes Fabrikgebäude sich verliefen. Da kam ein junger Mann aus einer der Hütten. Er trug einen alten kurzen grauen Rock, einen rothen Shwal unter dem weißen herausgeschlagnen groben Hemdkragen um den Hals gewunden, wollne blaue Fausthandschuh, und eine hohe Pelzmütze, aus welcher ein rother Sack mit langer Quaste auf der linken Seite heraushing. Dieser an sich zwar nicht ungewöhnliche, zwar sehr abgetragene, aber doch reinliche Anzug, gab doch dem jungen Mann etwas Abenteuerliches — sein Gesicht aber machte auf Elisabeth einen seltsamen Eindruck, so daß sie ihn eine Weile aufmerksam betrachtete. Er hatte eine auffallende Aehnlichkeit mit Thalheim. Dieselbe lange, schmächtige Gestalt, dieselbe blasse Gesichtsfarbe. Auch das Haar zeigte dieselbe Farbe, nur daß es länger als das Thalheims zu beiden Seiten des Gesichtes lockig herabfiel. Seine Augen waren blau und glänzend. Aber auf diesem Gesicht, das übrigens noch das eines Jünglings von etwa 24 Jahren war, thronte neben dem Zug des Schmerzes, welcher es wie das Thalheims charakterisirte, nicht wie bei diesem jener <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="134"/> Spur eines Trittes gewahrte, als hier und da die kleine eines Eichhörnchens oder eines Hasen.</p> <p>Sie wußte nicht, welchen Weg sie einzuschlagen hatte, als sie aus dem Park getreten war, und nun eine Menge kleiner, unregelmäßiger Wege gewahrte, die bald in diese, bald in jene Hütte, bald in dieses oder jenes Fabrikgebäude sich verliefen. Da kam ein junger Mann aus einer der Hütten. Er trug einen alten kurzen grauen Rock, einen rothen Shwal unter dem weißen herausgeschlagnen groben Hemdkragen um den Hals gewunden, wollne blaue Fausthandschuh, und eine hohe Pelzmütze, aus welcher ein rother Sack mit langer Quaste auf der linken Seite heraushing. Dieser an sich zwar nicht ungewöhnliche, zwar sehr abgetragene, aber doch reinliche Anzug, gab doch dem jungen Mann etwas Abenteuerliches — sein Gesicht aber machte auf Elisabeth einen seltsamen Eindruck, so daß sie ihn eine Weile aufmerksam betrachtete. Er hatte eine auffallende Aehnlichkeit mit Thalheim. Dieselbe lange, schmächtige Gestalt, dieselbe blasse Gesichtsfarbe. Auch das Haar zeigte dieselbe Farbe, nur daß es länger als das Thalheims zu beiden Seiten des Gesichtes lockig herabfiel. Seine Augen waren blau und glänzend. Aber auf diesem Gesicht, das übrigens noch das eines Jünglings von etwa 24 Jahren war, thronte neben dem Zug des Schmerzes, welcher es wie das Thalheims charakterisirte, nicht wie bei diesem jener </p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
Spur eines Trittes gewahrte, als hier und da die kleine eines Eichhörnchens oder eines Hasen.
Sie wußte nicht, welchen Weg sie einzuschlagen hatte, als sie aus dem Park getreten war, und nun eine Menge kleiner, unregelmäßiger Wege gewahrte, die bald in diese, bald in jene Hütte, bald in dieses oder jenes Fabrikgebäude sich verliefen. Da kam ein junger Mann aus einer der Hütten. Er trug einen alten kurzen grauen Rock, einen rothen Shwal unter dem weißen herausgeschlagnen groben Hemdkragen um den Hals gewunden, wollne blaue Fausthandschuh, und eine hohe Pelzmütze, aus welcher ein rother Sack mit langer Quaste auf der linken Seite heraushing. Dieser an sich zwar nicht ungewöhnliche, zwar sehr abgetragene, aber doch reinliche Anzug, gab doch dem jungen Mann etwas Abenteuerliches — sein Gesicht aber machte auf Elisabeth einen seltsamen Eindruck, so daß sie ihn eine Weile aufmerksam betrachtete. Er hatte eine auffallende Aehnlichkeit mit Thalheim. Dieselbe lange, schmächtige Gestalt, dieselbe blasse Gesichtsfarbe. Auch das Haar zeigte dieselbe Farbe, nur daß es länger als das Thalheims zu beiden Seiten des Gesichtes lockig herabfiel. Seine Augen waren blau und glänzend. Aber auf diesem Gesicht, das übrigens noch das eines Jünglings von etwa 24 Jahren war, thronte neben dem Zug des Schmerzes, welcher es wie das Thalheims charakterisirte, nicht wie bei diesem jener
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/144>, abgerufen am 16.02.2025. |