Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846."Zu dienen, Franz Thalheim," antwortete Jener mit einer Art von Selbstgefühl. "Siehst Du," sagte der Andre, "die Mamsell wird Deinen Namen wohl kennen, in der Stadt lesen sie Alles, was Du schreibst." Franz schüttelte mit dem Kopfe. "Sie sind also wohl Literat?" fragte Elisabeth. "Literat!" versetzte Franz. "Das Wort klingt zu vornehm für einen armen Fabrikarbeiter, welcher nur in seinen wenigen Mußestunden hier und da ein offnes Wort geschrieben hat für seine armen geplagten Brüder -- und was ein schlichter Arbeiter in seiner Einfalt schreibt, lesen doch die vornehmen Leute nicht -- --" In diesem Augenblick hüpfte Pauline, welche soeben Elisabeth bemerkt hatte, durch eine rasch geöffnete Zimmerthüre und warf sich jubelnd an den Hals der Freundin. Sie zog sie mit sich die Treppe hinauf in eines jener mit Glanz und Bunt überladenen Prunkgemächer, welche ihr Vater speciell für sie bestimmt hatte. "Was ist das für ein Mensch, der mich hierher geleitete, und der sich Franz Thalheim nennt?" fragte Elisabeth nach der ersten herzlichen Begrüßung. "Er sieht ihm so ähnlich!" fügte sie bei, indem sie sinnend vor sich nieder sah. "Ja," antwortete Pauline lächelnd, "das hättest Du „Zu dienen, Franz Thalheim,“ antwortete Jener mit einer Art von Selbstgefühl. „Siehst Du,“ sagte der Andre, „die Mamsell wird Deinen Namen wohl kennen, in der Stadt lesen sie Alles, was Du schreibst.“ Franz schüttelte mit dem Kopfe. „Sie sind also wohl Literat?“ fragte Elisabeth. „Literat!“ versetzte Franz. „Das Wort klingt zu vornehm für einen armen Fabrikarbeiter, welcher nur in seinen wenigen Mußestunden hier und da ein offnes Wort geschrieben hat für seine armen geplagten Brüder — und was ein schlichter Arbeiter in seiner Einfalt schreibt, lesen doch die vornehmen Leute nicht — —“ In diesem Augenblick hüpfte Pauline, welche soeben Elisabeth bemerkt hatte, durch eine rasch geöffnete Zimmerthüre und warf sich jubelnd an den Hals der Freundin. Sie zog sie mit sich die Treppe hinauf in eines jener mit Glanz und Bunt überladenen Prunkgemächer, welche ihr Vater speciell für sie bestimmt hatte. „Was ist das für ein Mensch, der mich hierher geleitete, und der sich Franz Thalheim nennt?“ fragte Elisabeth nach der ersten herzlichen Begrüßung. „Er sieht ihm so ähnlich!“ fügte sie bei, indem sie sinnend vor sich nieder sah. „Ja,“ antwortete Pauline lächelnd, „das hättest Du <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0146" n="136"/> <p> „Zu dienen, Franz Thalheim,“ antwortete Jener mit einer Art von Selbstgefühl.</p> <p>„Siehst Du,“ sagte der Andre, „die Mamsell wird Deinen Namen wohl kennen, in der Stadt lesen sie Alles, was Du schreibst.“</p> <p>Franz schüttelte mit dem Kopfe.</p> <p>„Sie sind also wohl Literat?“ fragte Elisabeth.</p> <p>„Literat!“ versetzte Franz. „Das Wort klingt zu vornehm für einen armen Fabrikarbeiter, welcher nur in seinen wenigen Mußestunden hier und da ein offnes Wort geschrieben hat für seine armen geplagten Brüder — und was ein schlichter Arbeiter in seiner Einfalt schreibt, lesen doch die vornehmen Leute nicht — —“</p> <p>In diesem Augenblick hüpfte Pauline, welche soeben Elisabeth bemerkt hatte, durch eine rasch geöffnete Zimmerthüre und warf sich jubelnd an den Hals der Freundin. Sie zog sie mit sich die Treppe hinauf in eines jener mit Glanz und Bunt überladenen Prunkgemächer, welche ihr Vater speciell für sie bestimmt hatte.</p> <p>„Was ist das für ein Mensch, der mich hierher geleitete, und der sich Franz Thalheim nennt?“ fragte Elisabeth nach der ersten herzlichen Begrüßung. „Er sieht ihm so ähnlich!“ fügte sie bei, indem sie sinnend vor sich nieder sah.</p> <p>„Ja,“ antwortete Pauline lächelnd, „das hättest Du </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0146]
„Zu dienen, Franz Thalheim,“ antwortete Jener mit einer Art von Selbstgefühl.
„Siehst Du,“ sagte der Andre, „die Mamsell wird Deinen Namen wohl kennen, in der Stadt lesen sie Alles, was Du schreibst.“
Franz schüttelte mit dem Kopfe.
„Sie sind also wohl Literat?“ fragte Elisabeth.
„Literat!“ versetzte Franz. „Das Wort klingt zu vornehm für einen armen Fabrikarbeiter, welcher nur in seinen wenigen Mußestunden hier und da ein offnes Wort geschrieben hat für seine armen geplagten Brüder — und was ein schlichter Arbeiter in seiner Einfalt schreibt, lesen doch die vornehmen Leute nicht — —“
In diesem Augenblick hüpfte Pauline, welche soeben Elisabeth bemerkt hatte, durch eine rasch geöffnete Zimmerthüre und warf sich jubelnd an den Hals der Freundin. Sie zog sie mit sich die Treppe hinauf in eines jener mit Glanz und Bunt überladenen Prunkgemächer, welche ihr Vater speciell für sie bestimmt hatte.
„Was ist das für ein Mensch, der mich hierher geleitete, und der sich Franz Thalheim nennt?“ fragte Elisabeth nach der ersten herzlichen Begrüßung. „Er sieht ihm so ähnlich!“ fügte sie bei, indem sie sinnend vor sich nieder sah.
„Ja,“ antwortete Pauline lächelnd, „das hättest Du
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