Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.II. Ein Geständniß.
Betty Paoli. In derselben Nacht, in welcher Elisabeth und Aurelie den Namen Thalheim flüsterten, wachte der, von dem sie sprachen, einsam und sorgenvoll am Krankenlager der Gattin. Eine düster brennende Lampe beleuchtete matt das kleine Gemach. Die Fenster waren dicht verhangen. In der Nische des einen hing ein hölzerner Vogelbauer, dessen kleiner Inwohner zuweilen das bunte Köpfchen aus der dichten Federhülle hervorsteckte, als wolle er sehen, ob es noch nicht bald tage. Hie und da sang er auch leise unruhige Töne im Schlafe. Eine große Stutzuhr, deren prachtvolles Gehäus von Silber und Alabaster auffallend von der einfachen, ja armseligen Meublirung der Stube abstach, folgte mit hellem, forttönendem Klange den fliehenden Minuten. Außer ihr und den einzelnen Lauten des Vögelchens II. Ein Geständniß.
Betty Paoli. In derselben Nacht, in welcher Elisabeth und Aurelie den Namen Thalheim flüsterten, wachte der, von dem sie sprachen, einsam und sorgenvoll am Krankenlager der Gattin. Eine düster brennende Lampe beleuchtete matt das kleine Gemach. Die Fenster waren dicht verhangen. In der Nische des einen hing ein hölzerner Vogelbauer, dessen kleiner Inwohner zuweilen das bunte Köpfchen aus der dichten Federhülle hervorsteckte, als wolle er sehen, ob es noch nicht bald tage. Hie und da sang er auch leise unruhige Töne im Schlafe. Eine große Stutzuhr, deren prachtvolles Gehäus von Silber und Alabaster auffallend von der einfachen, ja armseligen Meublirung der Stube abstach, folgte mit hellem, forttönendem Klange den fliehenden Minuten. Außer ihr und den einzelnen Lauten des Vögelchens <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0028" n="18"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g #b">II.<lb/> Ein Geständniß.</hi> </head><lb/> <cit rendition="#right"> <quote> <lg> <l>„Herz ward vom Herzen blutend losgerissen,</l><lb/> <l>Und jetzt auf meinem Sterbelager muß</l><lb/> <l>Ich Deines Anblicks süßen Trost vermissen.“</l> </lg> </quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#g">Betty Paoli.</hi> </bibl> </cit> <p><hi rendition="#in">I</hi>n derselben Nacht, in welcher Elisabeth und Aurelie den Namen Thalheim flüsterten, wachte der, von dem sie sprachen, einsam und sorgenvoll am Krankenlager der Gattin.</p> <p>Eine düster brennende Lampe beleuchtete matt das kleine Gemach. Die Fenster waren dicht verhangen. In der Nische des einen hing ein hölzerner Vogelbauer, dessen kleiner Inwohner zuweilen das bunte Köpfchen aus der dichten Federhülle hervorsteckte, als wolle er sehen, ob es noch nicht bald tage. Hie und da sang er auch leise unruhige Töne im Schlafe. Eine große Stutzuhr, deren prachtvolles Gehäus von Silber und Alabaster auffallend von der einfachen, ja armseligen Meublirung der Stube abstach, folgte mit hellem, forttönendem Klange den fliehenden Minuten. Außer ihr und den einzelnen Lauten des Vögelchens </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
II.
Ein Geständniß.
„Herz ward vom Herzen blutend losgerissen,
Und jetzt auf meinem Sterbelager muß
Ich Deines Anblicks süßen Trost vermissen.“
Betty Paoli. In derselben Nacht, in welcher Elisabeth und Aurelie den Namen Thalheim flüsterten, wachte der, von dem sie sprachen, einsam und sorgenvoll am Krankenlager der Gattin.
Eine düster brennende Lampe beleuchtete matt das kleine Gemach. Die Fenster waren dicht verhangen. In der Nische des einen hing ein hölzerner Vogelbauer, dessen kleiner Inwohner zuweilen das bunte Köpfchen aus der dichten Federhülle hervorsteckte, als wolle er sehen, ob es noch nicht bald tage. Hie und da sang er auch leise unruhige Töne im Schlafe. Eine große Stutzuhr, deren prachtvolles Gehäus von Silber und Alabaster auffallend von der einfachen, ja armseligen Meublirung der Stube abstach, folgte mit hellem, forttönendem Klange den fliehenden Minuten. Außer ihr und den einzelnen Lauten des Vögelchens
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