Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.ich schrieb ihm begeistert von Dir, war auch freundlicher als zuvor gegen Dich, um ihm zu zeigen, daß noch andere edle Männer um meine Gunst sich bewerben könnten. O, er kannte mich nur zu gut! Er machte einen Scherz aus meinem Bestreben, seine Eifersucht zu erregen, wie er es durchschaute, und schrieb mir, daß er trotz dem meiner unveränderten Liebe gewiß sei -- -- ich hatte kaum diesen Brief, der meinen Stolz empörte, durchflogen, und ihn zürnend weggeworfen, als Du kamst, mir Deine Liebe gestandest, mir Deine Hand botest -- und wenn ich nun Ja! sagte, rief eine teuflische Stimme in mir, so wäre Jaromir doch gedemüthigt, und ich sagte Ja in derselben Stunde, und meine Mutter kam und segnete uns." Amalie hielt erschöpft inne, und Johannes flüsterte zwischen den Lippen: "Unüberlegte, kindische Rache eines eitlen Mädchens, und meine wahre, riesenstarke Liebe!" Sie fuhr nach einer Weile fort: "Du warst so gütig, so edel, ich sah mich so unendlich geliebt, Du übtest einen mächtigen Zauber über mich -- meine Mutter dankte Dir ihr Leben und mehr, sie hatte längst gehofft, mit der Zeit werde mein Verhältniß zu diesem Jaromir enden, denn sie sah nicht ab, was daraus werden sollte -- sie war glücklich über meine Handlung, ich war wie eine Träumerin -- erst nach Wochen, als ein Brief Jaromir's anlangte, worde er sein Befremden über mein längeres Schweigen ausdruckte, ich schrieb ihm begeistert von Dir, war auch freundlicher als zuvor gegen Dich, um ihm zu zeigen, daß noch andere edle Männer um meine Gunst sich bewerben könnten. O, er kannte mich nur zu gut! Er machte einen Scherz aus meinem Bestreben, seine Eifersucht zu erregen, wie er es durchschaute, und schrieb mir, daß er trotz dem meiner unveränderten Liebe gewiß sei — — ich hatte kaum diesen Brief, der meinen Stolz empörte, durchflogen, und ihn zürnend weggeworfen, als Du kamst, mir Deine Liebe gestandest, mir Deine Hand botest — und wenn ich nun Ja! sagte, rief eine teuflische Stimme in mir, so wäre Jaromir doch gedemüthigt, und ich sagte Ja in derselben Stunde, und meine Mutter kam und segnete uns.“ Amalie hielt erschöpft inne, und Johannes flüsterte zwischen den Lippen: „Unüberlegte, kindische Rache eines eitlen Mädchens, und meine wahre, riesenstarke Liebe!“ Sie fuhr nach einer Weile fort: „Du warst so gütig, so edel, ich sah mich so unendlich geliebt, Du übtest einen mächtigen Zauber über mich — meine Mutter dankte Dir ihr Leben und mehr, sie hatte längst gehofft, mit der Zeit werde mein Verhältniß zu diesem Jaromir enden, denn sie sah nicht ab, was daraus werden sollte — sie war glücklich über meine Handlung, ich war wie eine Träumerin — erst nach Wochen, als ein Brief Jaromir’s anlangte, worde er sein Befremden über mein längeres Schweigen ausdruckte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="30"/> ich schrieb ihm begeistert von Dir, war auch freundlicher als zuvor gegen Dich, um ihm zu zeigen, daß noch andere edle Männer um meine Gunst sich bewerben könnten. O, er kannte mich nur zu gut! Er machte einen Scherz aus meinem Bestreben, seine Eifersucht zu erregen, wie er es durchschaute, und schrieb mir, daß er trotz dem meiner unveränderten Liebe gewiß sei — — ich hatte kaum diesen Brief, der meinen Stolz empörte, durchflogen, und ihn zürnend weggeworfen, als Du kamst, mir Deine Liebe gestandest, mir Deine Hand botest — und wenn ich nun Ja! sagte, rief eine teuflische Stimme in mir, so wäre Jaromir doch gedemüthigt, und ich sagte Ja in derselben Stunde, und meine Mutter kam und segnete uns.“</p> <p>Amalie hielt erschöpft inne, und Johannes flüsterte zwischen den Lippen: „Unüberlegte, kindische Rache eines eitlen Mädchens, und meine wahre, riesenstarke Liebe!“</p> <p>Sie fuhr nach einer Weile fort: „Du warst so gütig, so edel, ich sah mich so unendlich geliebt, Du übtest einen mächtigen Zauber über mich — meine Mutter dankte Dir ihr Leben und mehr, sie hatte längst gehofft, mit der Zeit werde mein Verhältniß zu diesem Jaromir enden, denn sie sah nicht ab, was daraus werden sollte — sie war glücklich über meine Handlung, ich war wie eine Träumerin — erst nach Wochen, als ein Brief Jaromir’s anlangte, worde er sein Befremden über mein längeres Schweigen ausdruckte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
ich schrieb ihm begeistert von Dir, war auch freundlicher als zuvor gegen Dich, um ihm zu zeigen, daß noch andere edle Männer um meine Gunst sich bewerben könnten. O, er kannte mich nur zu gut! Er machte einen Scherz aus meinem Bestreben, seine Eifersucht zu erregen, wie er es durchschaute, und schrieb mir, daß er trotz dem meiner unveränderten Liebe gewiß sei — — ich hatte kaum diesen Brief, der meinen Stolz empörte, durchflogen, und ihn zürnend weggeworfen, als Du kamst, mir Deine Liebe gestandest, mir Deine Hand botest — und wenn ich nun Ja! sagte, rief eine teuflische Stimme in mir, so wäre Jaromir doch gedemüthigt, und ich sagte Ja in derselben Stunde, und meine Mutter kam und segnete uns.“
Amalie hielt erschöpft inne, und Johannes flüsterte zwischen den Lippen: „Unüberlegte, kindische Rache eines eitlen Mädchens, und meine wahre, riesenstarke Liebe!“
Sie fuhr nach einer Weile fort: „Du warst so gütig, so edel, ich sah mich so unendlich geliebt, Du übtest einen mächtigen Zauber über mich — meine Mutter dankte Dir ihr Leben und mehr, sie hatte längst gehofft, mit der Zeit werde mein Verhältniß zu diesem Jaromir enden, denn sie sah nicht ab, was daraus werden sollte — sie war glücklich über meine Handlung, ich war wie eine Träumerin — erst nach Wochen, als ein Brief Jaromir’s anlangte, worde er sein Befremden über mein längeres Schweigen ausdruckte,
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