Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.abgebrochen geschienen seit den Differenzen zwischen dem Grafen und dem Fabrikanten -- und jetzt wußte sie die Tochter auf dem Wege nach der Fabrik! Elisabeth war noch keine Viertelstunde fort, wie sie dem Portier aufgetragen hatte zu sagen, als man nach ihr schickte, sondern erst wenig Minuten. Sie war schon entschlossen gewesen auszureiten, um Paulinen zu sehen, denn das Bedürfniß nach freundschaftlicher Mittheilung ließ sie nicht länger zögern -- aber als sie Aarens ankommen sah, ließ sie sogleich ihr Pferd vorführen und entfernte sich. Sie wußte selbst nicht warum, aber Aarens war ihr nicht nur langweilig, sondern sogar widerlich und dies beinahe um so mehr, als ihre Eltern von ihm meist Abend's sprachen und seine Gesellschaft gern hatten. Elisabeth war der Fabrik schon ziemlich nahe, und die Ungeduld, ihr Ziel bald zu erreichen, ließ sie ihr Pferd zur Eile antreiben, als sie einen einsamen Wanderer des Wegs kommen sah, sie erkannte ihn und ließ plötzlich ihr Thier langsamer gehn. Es war Jaromir. Er hatte sie längst erkannt, er stand still und grüßte. Ein seelenvoller, inniger Blick, ein frohes Lächeln schöner Ueberraschung begleiteten den üblichen Gruß. Aber er wagte nicht sie anzureden. Sie warf ihm einen gleich frohen, innigen Gruß zu und ritt langsam vorüber. Nach einer Weile kehrte er um und folgte ihr, das Auge fest auf die abgebrochen geschienen seit den Differenzen zwischen dem Grafen und dem Fabrikanten — und jetzt wußte sie die Tochter auf dem Wege nach der Fabrik! Elisabeth war noch keine Viertelstunde fort, wie sie dem Portier aufgetragen hatte zu sagen, als man nach ihr schickte, sondern erst wenig Minuten. Sie war schon entschlossen gewesen auszureiten, um Paulinen zu sehen, denn das Bedürfniß nach freundschaftlicher Mittheilung ließ sie nicht länger zögern — aber als sie Aarens ankommen sah, ließ sie sogleich ihr Pferd vorführen und entfernte sich. Sie wußte selbst nicht warum, aber Aarens war ihr nicht nur langweilig, sondern sogar widerlich und dies beinahe um so mehr, als ihre Eltern von ihm meist Abend’s sprachen und seine Gesellschaft gern hatten. Elisabeth war der Fabrik schon ziemlich nahe, und die Ungeduld, ihr Ziel bald zu erreichen, ließ sie ihr Pferd zur Eile antreiben, als sie einen einsamen Wanderer des Wegs kommen sah, sie erkannte ihn und ließ plötzlich ihr Thier langsamer gehn. Es war Jaromir. Er hatte sie längst erkannt, er stand still und grüßte. Ein seelenvoller, inniger Blick, ein frohes Lächeln schöner Ueberraschung begleiteten den üblichen Gruß. Aber er wagte nicht sie anzureden. Sie warf ihm einen gleich frohen, innigen Gruß zu und ritt langsam vorüber. Nach einer Weile kehrte er um und folgte ihr, das Auge fest auf die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="101"/> abgebrochen geschienen seit den Differenzen zwischen dem Grafen und dem Fabrikanten — und jetzt wußte sie die Tochter auf dem Wege nach der Fabrik!</p> <p>Elisabeth war noch keine Viertelstunde fort, wie sie dem Portier aufgetragen hatte zu sagen, als man nach ihr schickte, sondern erst wenig Minuten. Sie war schon entschlossen gewesen auszureiten, um Paulinen zu sehen, denn das Bedürfniß nach freundschaftlicher Mittheilung ließ sie nicht länger zögern — aber als sie Aarens ankommen sah, ließ sie sogleich ihr Pferd vorführen und entfernte sich. Sie wußte selbst nicht warum, aber Aarens war ihr nicht nur langweilig, sondern sogar widerlich und dies beinahe um so mehr, als ihre Eltern von ihm meist Abend’s sprachen und seine Gesellschaft gern hatten.</p> <p>Elisabeth war der Fabrik schon ziemlich nahe, und die Ungeduld, ihr Ziel bald zu erreichen, ließ sie ihr Pferd zur Eile antreiben, als sie einen einsamen Wanderer des Wegs kommen sah, sie erkannte ihn und ließ plötzlich ihr Thier langsamer gehn. Es war Jaromir. Er hatte sie längst erkannt, er stand still und grüßte. Ein seelenvoller, inniger Blick, ein frohes Lächeln schöner Ueberraschung begleiteten den üblichen Gruß. Aber er wagte nicht sie anzureden. Sie warf ihm einen gleich frohen, innigen Gruß zu und ritt langsam vorüber. Nach einer Weile kehrte er um und folgte ihr, das Auge fest auf die </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
abgebrochen geschienen seit den Differenzen zwischen dem Grafen und dem Fabrikanten — und jetzt wußte sie die Tochter auf dem Wege nach der Fabrik!
Elisabeth war noch keine Viertelstunde fort, wie sie dem Portier aufgetragen hatte zu sagen, als man nach ihr schickte, sondern erst wenig Minuten. Sie war schon entschlossen gewesen auszureiten, um Paulinen zu sehen, denn das Bedürfniß nach freundschaftlicher Mittheilung ließ sie nicht länger zögern — aber als sie Aarens ankommen sah, ließ sie sogleich ihr Pferd vorführen und entfernte sich. Sie wußte selbst nicht warum, aber Aarens war ihr nicht nur langweilig, sondern sogar widerlich und dies beinahe um so mehr, als ihre Eltern von ihm meist Abend’s sprachen und seine Gesellschaft gern hatten.
Elisabeth war der Fabrik schon ziemlich nahe, und die Ungeduld, ihr Ziel bald zu erreichen, ließ sie ihr Pferd zur Eile antreiben, als sie einen einsamen Wanderer des Wegs kommen sah, sie erkannte ihn und ließ plötzlich ihr Thier langsamer gehn. Es war Jaromir. Er hatte sie längst erkannt, er stand still und grüßte. Ein seelenvoller, inniger Blick, ein frohes Lächeln schöner Ueberraschung begleiteten den üblichen Gruß. Aber er wagte nicht sie anzureden. Sie warf ihm einen gleich frohen, innigen Gruß zu und ritt langsam vorüber. Nach einer Weile kehrte er um und folgte ihr, das Auge fest auf die
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