Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Elisabeth waren glücklich, ein ganzer Frühling blühte und sang in ihren Herzen und eine lachende Sonne strahlte wärmend darein. Ihre Worte waren aber nicht anders als das Heimchenzirpen, das Duften und Blühen der Abendblumen, das farbige Spielen der Schmetterlinge, das Singen der Vögel rings um sie -- nicht außerordentlicher, nicht neuer, nicht unerlebter. So wie diese Heimchen, Blumen, Schmetterlinge, Vögel schon an Tausend Abenden zu gleicher Naturfeier sich vereinigt, so wie es die drei Menschen schon oft selbst mit angesehen und erlebt hatten, so waren sie auch jetzt sich bewußt, noch niemals eine stillglücklichere Stunde verlebt zu haben, als diese, und doch war ihre Unterhaltung einfach und konnte alltäglich klingen und verrieth Nichts von der Herzen tiefinnerster Bewegung, außer, daß zuweilen das Feuer poetischer Beredtsamkeit von Jaromir's Lippen flammte, daß seine Worte den Klängen der Lerche selber glichen, welche sich in das obere Himmelblau stürzte, indem die scheidende Sonne noch ihre Flügel vergoldete. Es fiel Elisabeth schwer, an den Aufbruch zu denken; -- Jaromir blieb so lange unter dem Vorwande, daß er Georgs Rückkunft erwarten wolle; aber als jetzt Elisabeth aufstand, von dem hereindämmernden Abend erinnert, fragte er doch: Ob er sie begleiten dürfe? "Mein Pferd habe ich weggeschickt," sagte sie, "weil Elisabeth waren glücklich, ein ganzer Frühling blühte und sang in ihren Herzen und eine lachende Sonne strahlte wärmend darein. Ihre Worte waren aber nicht anders als das Heimchenzirpen, das Duften und Blühen der Abendblumen, das farbige Spielen der Schmetterlinge, das Singen der Vögel rings um sie — nicht außerordentlicher, nicht neuer, nicht unerlebter. So wie diese Heimchen, Blumen, Schmetterlinge, Vögel schon an Tausend Abenden zu gleicher Naturfeier sich vereinigt, so wie es die drei Menschen schon oft selbst mit angesehen und erlebt hatten, so waren sie auch jetzt sich bewußt, noch niemals eine stillglücklichere Stunde verlebt zu haben, als diese, und doch war ihre Unterhaltung einfach und konnte alltäglich klingen und verrieth Nichts von der Herzen tiefinnerster Bewegung, außer, daß zuweilen das Feuer poetischer Beredtsamkeit von Jaromir’s Lippen flammte, daß seine Worte den Klängen der Lerche selber glichen, welche sich in das obere Himmelblau stürzte, indem die scheidende Sonne noch ihre Flügel vergoldete. Es fiel Elisabeth schwer, an den Aufbruch zu denken; — Jaromir blieb so lange unter dem Vorwande, daß er Georgs Rückkunft erwarten wolle; aber als jetzt Elisabeth aufstand, von dem hereindämmernden Abend erinnert, fragte er doch: Ob er sie begleiten dürfe? „Mein Pferd habe ich weggeschickt,“ sagte sie, „weil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="113"/> Elisabeth waren glücklich, ein ganzer Frühling blühte und sang in ihren Herzen und eine lachende Sonne strahlte wärmend darein. Ihre Worte waren aber nicht anders als das Heimchenzirpen, das Duften und Blühen der Abendblumen, das farbige Spielen der Schmetterlinge, das Singen der Vögel rings um sie — nicht außerordentlicher, nicht neuer, nicht unerlebter. So wie diese Heimchen, Blumen, Schmetterlinge, Vögel schon an Tausend Abenden zu gleicher Naturfeier sich vereinigt, so wie es die drei Menschen schon oft selbst mit angesehen und erlebt hatten, so waren sie auch jetzt sich bewußt, noch niemals eine stillglücklichere Stunde verlebt zu haben, als diese, und doch war ihre Unterhaltung einfach und konnte alltäglich klingen und verrieth Nichts von der Herzen tiefinnerster Bewegung, außer, daß zuweilen das Feuer poetischer Beredtsamkeit von Jaromir’s Lippen flammte, daß seine Worte den Klängen der Lerche selber glichen, welche sich in das obere Himmelblau stürzte, indem die scheidende Sonne noch ihre Flügel vergoldete.</p> <p>Es fiel Elisabeth schwer, an den Aufbruch zu denken; — Jaromir blieb so lange unter dem Vorwande, daß er Georgs Rückkunft erwarten wolle; aber als jetzt Elisabeth aufstand, von dem hereindämmernden Abend erinnert, fragte er doch: Ob er sie begleiten dürfe?</p> <p>„Mein Pferd habe ich weggeschickt,“ sagte sie, „weil </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0119]
Elisabeth waren glücklich, ein ganzer Frühling blühte und sang in ihren Herzen und eine lachende Sonne strahlte wärmend darein. Ihre Worte waren aber nicht anders als das Heimchenzirpen, das Duften und Blühen der Abendblumen, das farbige Spielen der Schmetterlinge, das Singen der Vögel rings um sie — nicht außerordentlicher, nicht neuer, nicht unerlebter. So wie diese Heimchen, Blumen, Schmetterlinge, Vögel schon an Tausend Abenden zu gleicher Naturfeier sich vereinigt, so wie es die drei Menschen schon oft selbst mit angesehen und erlebt hatten, so waren sie auch jetzt sich bewußt, noch niemals eine stillglücklichere Stunde verlebt zu haben, als diese, und doch war ihre Unterhaltung einfach und konnte alltäglich klingen und verrieth Nichts von der Herzen tiefinnerster Bewegung, außer, daß zuweilen das Feuer poetischer Beredtsamkeit von Jaromir’s Lippen flammte, daß seine Worte den Klängen der Lerche selber glichen, welche sich in das obere Himmelblau stürzte, indem die scheidende Sonne noch ihre Flügel vergoldete.
Es fiel Elisabeth schwer, an den Aufbruch zu denken; — Jaromir blieb so lange unter dem Vorwande, daß er Georgs Rückkunft erwarten wolle; aber als jetzt Elisabeth aufstand, von dem hereindämmernden Abend erinnert, fragte er doch: Ob er sie begleiten dürfe?
„Mein Pferd habe ich weggeschickt,“ sagte sie, „weil
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