Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefühle, daß Vorsicht zu allen Dingen gut, fügte er dem aufgebrachten "Herr!" höflich hinzu:

"Führer gab es eigentlich ja gar nicht, denn das Ganze war doch nur so ein schnelles Vorhaben und keine lange vorher abgeredete Sache. Einer raunte es dem Andern zu, wie ich schon gesagt: morgen arbeiten wir nicht und das war Alles. Und wie ich sah, daß sie fest entschlossen waren und Gegenrede nur Drohungen hervorrief, so macht' ich mich aus dem Staub."

"Und wie es nun wirklich abgelaufen, davon wissen Sie Nichts?"

"Wie sollt' ich auch? Weil ich eben fort ging, ehe der Teufel los war -- gleich gestern Abend. Die Nacht blieb ich dann im nächsten Dorf und heute Mittag bin ich vollends hierher gegangen."

Der Geheimrath ging aufgeregt im Zimmer hin und her, Adam wünschte je eher je lieber von ihm loszukommen, und da er wohl merkte, daß, da Jenem so sehr Viel daran zu liegen schien, über die Sache mehr zu wissen, er wohl noch manche Frage würde beantworten sollen, wie er's vielleicht nicht ohne Verlegenheit konnte, so kam ihm ein guter Gedanke, um fort zu kommen, und er sagte: "Heute ist gerade der Tag, wo der Bote Martin von hier nach dem der Eisenbahn nächst gelegnen Flecken geht und Abends wieder zurückkommt, von dem

Gefühle, daß Vorsicht zu allen Dingen gut, fügte er dem aufgebrachten „Herr!“ höflich hinzu:

„Führer gab es eigentlich ja gar nicht, denn das Ganze war doch nur so ein schnelles Vorhaben und keine lange vorher abgeredete Sache. Einer raunte es dem Andern zu, wie ich schon gesagt: morgen arbeiten wir nicht und das war Alles. Und wie ich sah, daß sie fest entschlossen waren und Gegenrede nur Drohungen hervorrief, so macht’ ich mich aus dem Staub.“

„Und wie es nun wirklich abgelaufen, davon wissen Sie Nichts?“

„Wie sollt’ ich auch? Weil ich eben fort ging, ehe der Teufel los war — gleich gestern Abend. Die Nacht blieb ich dann im nächsten Dorf und heute Mittag bin ich vollends hierher gegangen.“

Der Geheimrath ging aufgeregt im Zimmer hin und her, Adam wünschte je eher je lieber von ihm loszukommen, und da er wohl merkte, daß, da Jenem so sehr Viel daran zu liegen schien, über die Sache mehr zu wissen, er wohl noch manche Frage würde beantworten sollen, wie er’s vielleicht nicht ohne Verlegenheit konnte, so kam ihm ein guter Gedanke, um fort zu kommen, und er sagte: „Heute ist gerade der Tag, wo der Bote Martin von hier nach dem der Eisenbahn nächst gelegnen Flecken geht und Abends wieder zurückkommt, von dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="133"/>
Gefühle, daß Vorsicht zu allen Dingen gut, fügte er dem aufgebrachten &#x201E;Herr!&#x201C; höflich hinzu:</p>
        <p>&#x201E;Führer gab es eigentlich ja gar nicht, denn das Ganze war doch nur so ein schnelles Vorhaben und keine lange vorher abgeredete Sache. Einer raunte es dem Andern zu, wie ich schon gesagt: morgen arbeiten wir nicht und das war Alles. Und wie ich sah, daß sie fest entschlossen waren und Gegenrede nur Drohungen hervorrief, so macht&#x2019; ich mich aus dem Staub.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und wie es nun wirklich abgelaufen, davon wissen Sie Nichts?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Wie sollt&#x2019; ich auch? Weil ich eben fort ging, ehe der Teufel los war &#x2014; gleich gestern Abend. Die Nacht blieb ich dann im nächsten Dorf und heute Mittag bin ich vollends hierher gegangen.&#x201C;</p>
        <p>Der Geheimrath ging aufgeregt im Zimmer hin und her, Adam wünschte je eher je lieber von ihm loszukommen, und da er wohl merkte, daß, da Jenem so sehr Viel daran zu liegen schien, über die Sache mehr zu wissen, er wohl noch manche Frage würde beantworten sollen, wie er&#x2019;s vielleicht nicht ohne Verlegenheit konnte, so kam ihm ein guter Gedanke, um fort zu kommen, und er sagte: &#x201E;Heute ist gerade der Tag, wo der Bote Martin von hier nach dem der Eisenbahn nächst gelegnen Flecken geht und Abends wieder zurückkommt, von dem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0139] Gefühle, daß Vorsicht zu allen Dingen gut, fügte er dem aufgebrachten „Herr!“ höflich hinzu: „Führer gab es eigentlich ja gar nicht, denn das Ganze war doch nur so ein schnelles Vorhaben und keine lange vorher abgeredete Sache. Einer raunte es dem Andern zu, wie ich schon gesagt: morgen arbeiten wir nicht und das war Alles. Und wie ich sah, daß sie fest entschlossen waren und Gegenrede nur Drohungen hervorrief, so macht’ ich mich aus dem Staub.“ „Und wie es nun wirklich abgelaufen, davon wissen Sie Nichts?“ „Wie sollt’ ich auch? Weil ich eben fort ging, ehe der Teufel los war — gleich gestern Abend. Die Nacht blieb ich dann im nächsten Dorf und heute Mittag bin ich vollends hierher gegangen.“ Der Geheimrath ging aufgeregt im Zimmer hin und her, Adam wünschte je eher je lieber von ihm loszukommen, und da er wohl merkte, daß, da Jenem so sehr Viel daran zu liegen schien, über die Sache mehr zu wissen, er wohl noch manche Frage würde beantworten sollen, wie er’s vielleicht nicht ohne Verlegenheit konnte, so kam ihm ein guter Gedanke, um fort zu kommen, und er sagte: „Heute ist gerade der Tag, wo der Bote Martin von hier nach dem der Eisenbahn nächst gelegnen Flecken geht und Abends wieder zurückkommt, von dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/139
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/139>, abgerufen am 14.05.2024.