Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

könnte man wohl Etwas erfahren, ich will doch zusehen, wo er steckt, zurück kommt er immer um diese Stunde und dann kann ich Ihnen wohl mehr erzählen."

Dies Mal kehrte sich das Verhältniß um; die Maus hatte die Katze gefangen. Der Geheimrath ging glücklich in die Falle -- er entließ nach diesem Vorschlag Adam gern. Dieser wußte recht gut, daß Martin immer erst einige Stunden später zurückzukommen pflegte -- unterdeß kam die Nacht und er selbst war des Verhörs enthoben.

Schuhmacher trat nun wieder aus dem Nebenzimmer.

"Was sagen Sie -- Freund?" sagte der Geheimrath mit einer vielsagenden Miene.

"Freund! Das ist ein furchtbares Complot! Gewiß ein sehr weit verzweigtes, dem auf den Grund zu kommen wir Alles aufbieten müssen!" rief Schuhmacher.

"Und Sie wußten davon Nichts?"

"Davon?! Mein Gott im Himmel, nein! Das ist Alles ganz heimlich gekommen -- wie der Dieb in der Nacht!"

"Und was führte Sie sonst zu mir? Und was ließ Sie sonst von staatsgefährlichen Bewegungen in unsrer Nähe sprechen? Von gefährlichen Feinden der Regierung und der bestehenden Ordnung, die Sie mich wollten nicht unter Studenten, Schriftstellern und Bürgern, sondern in den untersten Classen der Gesellschaft kennen lehren -- wenn Sie mich an die Eisenbahnarbeiter --"

könnte man wohl Etwas erfahren, ich will doch zusehen, wo er steckt, zurück kommt er immer um diese Stunde und dann kann ich Ihnen wohl mehr erzählen.“

Dies Mal kehrte sich das Verhältniß um; die Maus hatte die Katze gefangen. Der Geheimrath ging glücklich in die Falle — er entließ nach diesem Vorschlag Adam gern. Dieser wußte recht gut, daß Martin immer erst einige Stunden später zurückzukommen pflegte — unterdeß kam die Nacht und er selbst war des Verhörs enthoben.

Schuhmacher trat nun wieder aus dem Nebenzimmer.

„Was sagen Sie — Freund?“ sagte der Geheimrath mit einer vielsagenden Miene.

„Freund! Das ist ein furchtbares Complot! Gewiß ein sehr weit verzweigtes, dem auf den Grund zu kommen wir Alles aufbieten müssen!“ rief Schuhmacher.

„Und Sie wußten davon Nichts?“

Davon?! Mein Gott im Himmel, nein! Das ist Alles ganz heimlich gekommen — wie der Dieb in der Nacht!“

„Und was führte Sie sonst zu mir? Und was ließ Sie sonst von staatsgefährlichen Bewegungen in unsrer Nähe sprechen? Von gefährlichen Feinden der Regierung und der bestehenden Ordnung, die Sie mich wollten nicht unter Studenten, Schriftstellern und Bürgern, sondern in den untersten Classen der Gesellschaft kennen lehren — wenn Sie mich an die Eisenbahnarbeiter —“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="134"/>
könnte man wohl Etwas erfahren, ich will doch zusehen, wo er steckt, zurück kommt er immer um diese Stunde und dann kann ich Ihnen wohl mehr erzählen.&#x201C;</p>
        <p>Dies Mal kehrte sich das Verhältniß um; die Maus hatte die Katze gefangen. Der Geheimrath ging glücklich in die Falle &#x2014; er entließ nach diesem Vorschlag Adam gern. Dieser wußte recht gut, daß Martin immer erst einige Stunden später zurückzukommen pflegte &#x2014; unterdeß kam die Nacht und er selbst war des Verhörs enthoben.</p>
        <p>Schuhmacher trat nun wieder aus dem Nebenzimmer.</p>
        <p>&#x201E;Was sagen Sie &#x2014; Freund?&#x201C; sagte der Geheimrath mit einer vielsagenden Miene.</p>
        <p>&#x201E;Freund! Das ist ein furchtbares Complot! Gewiß ein sehr weit verzweigtes, dem auf den Grund zu kommen wir Alles aufbieten müssen!&#x201C; rief Schuhmacher.</p>
        <p>&#x201E;Und Sie wußten davon Nichts?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Davon</hi>?! Mein Gott im Himmel, nein! Das ist Alles ganz heimlich gekommen &#x2014; wie der Dieb in der Nacht!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und was führte Sie sonst zu mir? Und was ließ Sie sonst von staatsgefährlichen Bewegungen in unsrer Nähe sprechen? Von gefährlichen Feinden der Regierung und der bestehenden Ordnung, die Sie mich wollten nicht unter Studenten, Schriftstellern und Bürgern, sondern in den untersten Classen der Gesellschaft kennen lehren &#x2014; wenn Sie mich an die Eisenbahnarbeiter &#x2014;&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0140] könnte man wohl Etwas erfahren, ich will doch zusehen, wo er steckt, zurück kommt er immer um diese Stunde und dann kann ich Ihnen wohl mehr erzählen.“ Dies Mal kehrte sich das Verhältniß um; die Maus hatte die Katze gefangen. Der Geheimrath ging glücklich in die Falle — er entließ nach diesem Vorschlag Adam gern. Dieser wußte recht gut, daß Martin immer erst einige Stunden später zurückzukommen pflegte — unterdeß kam die Nacht und er selbst war des Verhörs enthoben. Schuhmacher trat nun wieder aus dem Nebenzimmer. „Was sagen Sie — Freund?“ sagte der Geheimrath mit einer vielsagenden Miene. „Freund! Das ist ein furchtbares Complot! Gewiß ein sehr weit verzweigtes, dem auf den Grund zu kommen wir Alles aufbieten müssen!“ rief Schuhmacher. „Und Sie wußten davon Nichts?“ „Davon?! Mein Gott im Himmel, nein! Das ist Alles ganz heimlich gekommen — wie der Dieb in der Nacht!“ „Und was führte Sie sonst zu mir? Und was ließ Sie sonst von staatsgefährlichen Bewegungen in unsrer Nähe sprechen? Von gefährlichen Feinden der Regierung und der bestehenden Ordnung, die Sie mich wollten nicht unter Studenten, Schriftstellern und Bürgern, sondern in den untersten Classen der Gesellschaft kennen lehren — wenn Sie mich an die Eisenbahnarbeiter —“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/140
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/140>, abgerufen am 14.05.2024.