Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.durchspähte andre Distrikte, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg. Eines Tages entdeckte ich, wie jener Franz Thalheim einen Bruder als Gelehrten in der Residenz habe, welcher sich plötzlich auf eine auffallende Weise von Weib und Kind trennte und seine Stelle aufgab -- Niemand wußte so eigentlich, weshalb? -- Daß er sich auch mit Schriftstellerei beschäftige, war längst bekannt -- und solche Menschen sind immer verdächtig. Ich erfuhr, daß er später, bevor er mit einem jungen Grafen eine weite Reise angetreten, sich hier bei seinem Bruder aufgehalten habe. Nach allen Erkundigungen, die ich einzog, erschien mir dieser Mensch als ein Radicaler von der gefährlichsten Sorte. Verdacht häufte sich auf Verdacht -- ich stellte bei seiner Frau eine Haussuchung an. Sie wollte sich widersetzen -- denn sie mogte fürchten. Leider schien ihr Mann sehr vorsichtig gewesen zu sein -- er mogte alle Papiere, Korrespondenzen und Mannscripte, welche gegen ihn zeugen konnten, mitgenommen haben. Aber aus einigen Stellen in den Briefen, welche er an seine Frau geschrieben, wurden doch alle meine Vermuthungen bestätigt. Dieser Thalheim reiste jedenfalls als ein communistischer Missionair -- er reiste nach der Schweiz, Belgien und Frankreich -- vermuthlich, um sich dort am Heerde des Communismus neue Funken und Feuerbrände zu holen, welche er in den unterirdisch ausgehäuften Zündstoff werfen könnte. Aber durchspähte andre Distrikte, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg. Eines Tages entdeckte ich, wie jener Franz Thalheim einen Bruder als Gelehrten in der Residenz habe, welcher sich plötzlich auf eine auffallende Weise von Weib und Kind trennte und seine Stelle aufgab — Niemand wußte so eigentlich, weshalb? — Daß er sich auch mit Schriftstellerei beschäftige, war längst bekannt — und solche Menschen sind immer verdächtig. Ich erfuhr, daß er später, bevor er mit einem jungen Grafen eine weite Reise angetreten, sich hier bei seinem Bruder aufgehalten habe. Nach allen Erkundigungen, die ich einzog, erschien mir dieser Mensch als ein Radicaler von der gefährlichsten Sorte. Verdacht häufte sich auf Verdacht — ich stellte bei seiner Frau eine Haussuchung an. Sie wollte sich widersetzen — denn sie mogte fürchten. Leider schien ihr Mann sehr vorsichtig gewesen zu sein — er mogte alle Papiere, Korrespondenzen und Mannscripte, welche gegen ihn zeugen konnten, mitgenommen haben. Aber aus einigen Stellen in den Briefen, welche er an seine Frau geschrieben, wurden doch alle meine Vermuthungen bestätigt. Dieser Thalheim reiste jedenfalls als ein communistischer Missionair — er reiste nach der Schweiz, Belgien und Frankreich — vermuthlich, um sich dort am Heerde des Communismus neue Funken und Feuerbrände zu holen, welche er in den unterirdisch ausgehäuften Zündstoff werfen könnte. Aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="137"/> durchspähte andre Distrikte, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg. Eines Tages entdeckte ich, wie jener Franz Thalheim einen Bruder als Gelehrten in der Residenz habe, welcher sich plötzlich auf eine auffallende Weise von Weib und Kind trennte und seine Stelle aufgab — Niemand wußte so eigentlich, weshalb? — Daß er sich auch mit Schriftstellerei beschäftige, war längst bekannt — und solche Menschen sind immer verdächtig. Ich erfuhr, daß er später, bevor er mit einem jungen Grafen eine weite Reise angetreten, sich hier bei seinem Bruder aufgehalten habe. Nach allen Erkundigungen, die ich einzog, erschien mir dieser Mensch als ein Radicaler von der gefährlichsten Sorte. Verdacht häufte sich auf Verdacht — ich stellte bei seiner Frau eine Haussuchung an. Sie wollte sich widersetzen — denn sie mogte fürchten. Leider schien ihr Mann sehr vorsichtig gewesen zu sein — er mogte alle Papiere, Korrespondenzen und Mannscripte, welche gegen ihn zeugen konnten, mitgenommen haben. Aber aus einigen Stellen in den Briefen, welche er an seine Frau geschrieben, wurden doch alle meine Vermuthungen bestätigt. Dieser Thalheim reiste jedenfalls als ein communistischer Missionair — er reiste nach der Schweiz, Belgien und Frankreich — vermuthlich, um sich dort am Heerde des Communismus neue Funken und Feuerbrände zu holen, welche er in den unterirdisch ausgehäuften Zündstoff werfen könnte. Aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0143]
durchspähte andre Distrikte, wenn auch nicht mit gleichem Erfolg. Eines Tages entdeckte ich, wie jener Franz Thalheim einen Bruder als Gelehrten in der Residenz habe, welcher sich plötzlich auf eine auffallende Weise von Weib und Kind trennte und seine Stelle aufgab — Niemand wußte so eigentlich, weshalb? — Daß er sich auch mit Schriftstellerei beschäftige, war längst bekannt — und solche Menschen sind immer verdächtig. Ich erfuhr, daß er später, bevor er mit einem jungen Grafen eine weite Reise angetreten, sich hier bei seinem Bruder aufgehalten habe. Nach allen Erkundigungen, die ich einzog, erschien mir dieser Mensch als ein Radicaler von der gefährlichsten Sorte. Verdacht häufte sich auf Verdacht — ich stellte bei seiner Frau eine Haussuchung an. Sie wollte sich widersetzen — denn sie mogte fürchten. Leider schien ihr Mann sehr vorsichtig gewesen zu sein — er mogte alle Papiere, Korrespondenzen und Mannscripte, welche gegen ihn zeugen konnten, mitgenommen haben. Aber aus einigen Stellen in den Briefen, welche er an seine Frau geschrieben, wurden doch alle meine Vermuthungen bestätigt. Dieser Thalheim reiste jedenfalls als ein communistischer Missionair — er reiste nach der Schweiz, Belgien und Frankreich — vermuthlich, um sich dort am Heerde des Communismus neue Funken und Feuerbrände zu holen, welche er in den unterirdisch ausgehäuften Zündstoff werfen könnte. Aber
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