Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.aber einmal die große Neuigkeit des Tages und ward jetzt abermals Stoff der Unterhaltung. Der Geheimrath that äußerst geheimnißvoll, versicherte aber, daß er genau wisse, daß sofort Militair requirirt worden sei, und daß dies gewiß wieder zur Ordnung verhelfen werde. Daß einige Ausländer, welche auch bereits verhaftet wären, die inländischen Arbeiter aufgehetzt, die hoffentlich selbst einsehen würden, wie sehr sie im Unrechte wären. Im Ganzen sei die Sache höchst unbedeutend, kaum der Rede werth, man habe nur unnützen Lärm gemacht, die Leute wären dort gar nicht unzufrieden, wie er selbst von den Besserdenkenden gehört. -- Alles sei auch mit daher entstanden, daß man in den Zeitungen lauter Lügen verbreite, wie man in Frankreich und England höhern Lohn erzwinge, daß die Deutschen Arbeiter es auch so haben könnten, daß sie selbst schuld wären, wenn man sie schlecht bezahle -- so sei die freche Tagespresse mit ihrem Geschrei an Allem Schuld u.s.w. Der Geheimrath spielte das Berichtigungsbüreau in eigner Person ganz comme il faut, auch, daß er sich in einem Athem viel Mal widersprach, paßte vollkommen zu dieser Rolle. Die so vergrößerte Gesellschaft blieb auf der Gräfin Aufforderung bis zum Abend im Schloß vereinigt. Der Abend dämmerte für die Jahreszeit früh, trübe aber einmal die große Neuigkeit des Tages und ward jetzt abermals Stoff der Unterhaltung. Der Geheimrath that äußerst geheimnißvoll, versicherte aber, daß er genau wisse, daß sofort Militair requirirt worden sei, und daß dies gewiß wieder zur Ordnung verhelfen werde. Daß einige Ausländer, welche auch bereits verhaftet wären, die inländischen Arbeiter aufgehetzt, die hoffentlich selbst einsehen würden, wie sehr sie im Unrechte wären. Im Ganzen sei die Sache höchst unbedeutend, kaum der Rede werth, man habe nur unnützen Lärm gemacht, die Leute wären dort gar nicht unzufrieden, wie er selbst von den Besserdenkenden gehört. — Alles sei auch mit daher entstanden, daß man in den Zeitungen lauter Lügen verbreite, wie man in Frankreich und England höhern Lohn erzwinge, daß die Deutschen Arbeiter es auch so haben könnten, daß sie selbst schuld wären, wenn man sie schlecht bezahle — so sei die freche Tagespresse mit ihrem Geschrei an Allem Schuld u.s.w. Der Geheimrath spielte das Berichtigungsbüreau in eigner Person ganz comme il faut, auch, daß er sich in einem Athem viel Mal widersprach, paßte vollkommen zu dieser Rolle. Die so vergrößerte Gesellschaft blieb auf der Gräfin Aufforderung bis zum Abend im Schloß vereinigt. Der Abend dämmerte für die Jahreszeit früh, trübe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="171"/> aber einmal die große Neuigkeit des Tages und ward jetzt abermals Stoff der Unterhaltung.</p> <p>Der Geheimrath that äußerst geheimnißvoll, versicherte aber, daß er genau wisse, daß sofort Militair requirirt worden sei, und daß dies gewiß wieder zur Ordnung verhelfen werde. Daß einige Ausländer, welche auch bereits verhaftet wären, die inländischen Arbeiter aufgehetzt, die hoffentlich selbst einsehen würden, wie sehr sie im Unrechte wären. Im Ganzen sei die Sache höchst unbedeutend, kaum der Rede werth, man habe nur unnützen Lärm gemacht, die Leute wären dort gar nicht unzufrieden, wie er selbst von den Besserdenkenden gehört. — Alles sei auch mit daher entstanden, daß man in den Zeitungen lauter Lügen verbreite, wie man in Frankreich und England höhern Lohn erzwinge, daß die Deutschen Arbeiter es auch so haben könnten, daß sie selbst schuld wären, wenn man sie schlecht bezahle — so sei die freche Tagespresse mit ihrem Geschrei an Allem Schuld u.s.w.</p> <p>Der Geheimrath spielte das Berichtigungsbüreau in eigner Person ganz <hi rendition="#i">comme il faut</hi>, auch, daß er sich in einem Athem viel Mal widersprach, paßte vollkommen zu dieser Rolle.</p> <p>Die so vergrößerte Gesellschaft blieb auf der Gräfin Aufforderung bis zum Abend im Schloß vereinigt.</p> <p>Der Abend dämmerte für die Jahreszeit früh, trübe </p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0177]
aber einmal die große Neuigkeit des Tages und ward jetzt abermals Stoff der Unterhaltung.
Der Geheimrath that äußerst geheimnißvoll, versicherte aber, daß er genau wisse, daß sofort Militair requirirt worden sei, und daß dies gewiß wieder zur Ordnung verhelfen werde. Daß einige Ausländer, welche auch bereits verhaftet wären, die inländischen Arbeiter aufgehetzt, die hoffentlich selbst einsehen würden, wie sehr sie im Unrechte wären. Im Ganzen sei die Sache höchst unbedeutend, kaum der Rede werth, man habe nur unnützen Lärm gemacht, die Leute wären dort gar nicht unzufrieden, wie er selbst von den Besserdenkenden gehört. — Alles sei auch mit daher entstanden, daß man in den Zeitungen lauter Lügen verbreite, wie man in Frankreich und England höhern Lohn erzwinge, daß die Deutschen Arbeiter es auch so haben könnten, daß sie selbst schuld wären, wenn man sie schlecht bezahle — so sei die freche Tagespresse mit ihrem Geschrei an Allem Schuld u.s.w.
Der Geheimrath spielte das Berichtigungsbüreau in eigner Person ganz comme il faut, auch, daß er sich in einem Athem viel Mal widersprach, paßte vollkommen zu dieser Rolle.
Die so vergrößerte Gesellschaft blieb auf der Gräfin Aufforderung bis zum Abend im Schloß vereinigt.
Der Abend dämmerte für die Jahreszeit früh, trübe
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