Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.als was alle Welt schon wisse, und daß der Grund hierzu sonst in Nichts Anderm zu suchen sei, als daß die drei wirklich nicht schuldiger als die Anderen wären, und daß sie also gar Nichts auszusagen hätten. Dieser Brief seiner Creatur mit dieser Bemerkung kam nun Herrn Schuhmacher äußerst bedenklich und gefährlich vor, denn seine Marime war stets die, da, wo aus Mangel an Thatbeständen und Stoff überhaupt sich Nichts feststellen ließ, durch ein geschicktes Verhör so Viel als möglich herauszuklügeln und dann doch noch bogenlange Protocolle zu erhalten, wo man erst ganz hatte an allen Aussagen verzweifeln wollen. Um über diese edle Kunst seinem Vertrauten einige sachgemäße Winke zu geben, reiste er selbst zu demselben. Die zwei von Vordenbrücken übernommenen Aufträge gewissenhaft zu erfüllen, war nicht so leicht, als es auf den ersten Augenblick den Schein haben konnte, denn Jaremir schien ihm wenig geneigt zu sein und hatte wenigstens seitdem die schmachtenden Blicke seiner Frau ganz unbemerkt gelassen. Gleich an demselben Tag, wo dem Geheimrath der neue Auftrag zugekommen, hatte er erfahren, daß Jaromir nach Schloß Hohenthal geritten sei, und dies bestimmte ihn, sogleich dort mit seiner Gemahlin auch einen Besuch zu machen. Wenn nun auch an diesem Tage weder er, noch seine Frau Fortschritte in der Gunst des Grafen machten, als was alle Welt schon wisse, und daß der Grund hierzu sonst in Nichts Anderm zu suchen sei, als daß die drei wirklich nicht schuldiger als die Anderen wären, und daß sie also gar Nichts auszusagen hätten. Dieser Brief seiner Creatur mit dieser Bemerkung kam nun Herrn Schuhmacher äußerst bedenklich und gefährlich vor, denn seine Marime war stets die, da, wo aus Mangel an Thatbeständen und Stoff überhaupt sich Nichts feststellen ließ, durch ein geschicktes Verhör so Viel als möglich herauszuklügeln und dann doch noch bogenlange Protocolle zu erhalten, wo man erst ganz hatte an allen Aussagen verzweifeln wollen. Um über diese edle Kunst seinem Vertrauten einige sachgemäße Winke zu geben, reiste er selbst zu demselben. Die zwei von Vordenbrücken übernommenen Aufträge gewissenhaft zu erfüllen, war nicht so leicht, als es auf den ersten Augenblick den Schein haben konnte, denn Jaremir schien ihm wenig geneigt zu sein und hatte wenigstens seitdem die schmachtenden Blicke seiner Frau ganz unbemerkt gelassen. Gleich an demselben Tag, wo dem Geheimrath der neue Auftrag zugekommen, hatte er erfahren, daß Jaromir nach Schloß Hohenthal geritten sei, und dies bestimmte ihn, sogleich dort mit seiner Gemahlin auch einen Besuch zu machen. Wenn nun auch an diesem Tage weder er, noch seine Frau Fortschritte in der Gunst des Grafen machten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="199"/> als was alle Welt schon wisse, und daß der Grund hierzu sonst in Nichts Anderm zu suchen sei, als daß die drei wirklich nicht schuldiger als die Anderen wären, und daß sie also gar Nichts auszusagen hätten. Dieser Brief seiner Creatur mit dieser Bemerkung kam nun Herrn Schuhmacher äußerst bedenklich und gefährlich vor, denn seine Marime war stets die, da, wo aus Mangel an Thatbeständen und Stoff überhaupt sich Nichts feststellen ließ, durch ein geschicktes Verhör so Viel als möglich herauszuklügeln und dann doch noch bogenlange Protocolle zu erhalten, wo man erst ganz hatte an allen Aussagen verzweifeln wollen. Um über diese edle Kunst seinem Vertrauten einige sachgemäße Winke zu geben, reiste er selbst zu demselben.</p> <p>Die zwei von Vordenbrücken übernommenen Aufträge gewissenhaft zu erfüllen, war nicht so leicht, als es auf den ersten Augenblick den Schein haben konnte, denn Jaremir schien ihm wenig geneigt zu sein und hatte wenigstens seitdem die schmachtenden Blicke seiner Frau ganz unbemerkt gelassen. Gleich an demselben Tag, wo dem Geheimrath der neue Auftrag zugekommen, hatte er erfahren, daß Jaromir nach Schloß Hohenthal geritten sei, und dies bestimmte ihn, sogleich dort mit seiner Gemahlin auch einen Besuch zu machen.</p> <p>Wenn nun auch an diesem Tage weder er, noch seine Frau Fortschritte in der Gunst des Grafen machten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0205]
als was alle Welt schon wisse, und daß der Grund hierzu sonst in Nichts Anderm zu suchen sei, als daß die drei wirklich nicht schuldiger als die Anderen wären, und daß sie also gar Nichts auszusagen hätten. Dieser Brief seiner Creatur mit dieser Bemerkung kam nun Herrn Schuhmacher äußerst bedenklich und gefährlich vor, denn seine Marime war stets die, da, wo aus Mangel an Thatbeständen und Stoff überhaupt sich Nichts feststellen ließ, durch ein geschicktes Verhör so Viel als möglich herauszuklügeln und dann doch noch bogenlange Protocolle zu erhalten, wo man erst ganz hatte an allen Aussagen verzweifeln wollen. Um über diese edle Kunst seinem Vertrauten einige sachgemäße Winke zu geben, reiste er selbst zu demselben.
Die zwei von Vordenbrücken übernommenen Aufträge gewissenhaft zu erfüllen, war nicht so leicht, als es auf den ersten Augenblick den Schein haben konnte, denn Jaremir schien ihm wenig geneigt zu sein und hatte wenigstens seitdem die schmachtenden Blicke seiner Frau ganz unbemerkt gelassen. Gleich an demselben Tag, wo dem Geheimrath der neue Auftrag zugekommen, hatte er erfahren, daß Jaromir nach Schloß Hohenthal geritten sei, und dies bestimmte ihn, sogleich dort mit seiner Gemahlin auch einen Besuch zu machen.
Wenn nun auch an diesem Tage weder er, noch seine Frau Fortschritte in der Gunst des Grafen machten,
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/205>, abgerufen am 16.02.2025. |