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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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ich nochmals -- ich will es beschwören -- von ihrer Hand finden Sie kein Wort in diesem Kästchen."

"Dieser Eifer macht die Sache nur um so verdächtiger -- ich muß durchaus Sie bitten, zu öffnen."

"Um keinen Preis --" sagte sie außer sich, aber fest.

"Es thut mir leid," bemerkte darauf der Polizeicommissair mit feinem Lächeln, "aber es muß sein, --" und ehe Amalie es nur bemerken, noch weniger verhindern konnte, hatte er ein kleines Instrumentchen aus seiner Westentasche geholt und mittelst desselben das Schloß des Kästchens geöffnet.

"Aus Barmherzigkeit," rief Amalie, als sie es sah und fiel auf ihre Kniee.

Jener bemerkte es nicht -- sein Gesicht strahlte vor Freude und Staunen. "Jaromir von Szariny!" rief er leise für sich. "Das ist ja der anonyme Publizist -- nun ist kein Zweifel mehr." Er sah die Briefe alle eifrig durch, schien aber unzufrieden mit ihren Inhalt zu sein und daß er keine mit neuerem Datum fand -- sie waren alle schon vor sieben Jahren geschrieben.

"Ich werde Nichts ausplaudern," sagte er zu Amalien, welche Auguste wieder von der Erde aufgehoben hatte. -- "Nur eine Frage: Sind Sie noch mit dem Grafen Szariny in Verbindung?"

ich nochmals — ich will es beschwören — von ihrer Hand finden Sie kein Wort in diesem Kästchen.“

„Dieser Eifer macht die Sache nur um so verdächtiger — ich muß durchaus Sie bitten, zu öffnen.“

„Um keinen Preis —“ sagte sie außer sich, aber fest.

„Es thut mir leid,“ bemerkte darauf der Polizeicommissair mit feinem Lächeln, „aber es muß sein, —“ und ehe Amalie es nur bemerken, noch weniger verhindern konnte, hatte er ein kleines Instrumentchen aus seiner Westentasche geholt und mittelst desselben das Schloß des Kästchens geöffnet.

„Aus Barmherzigkeit,“ rief Amalie, als sie es sah und fiel auf ihre Kniee.

Jener bemerkte es nicht — sein Gesicht strahlte vor Freude und Staunen. „Jaromir von Szariny!“ rief er leise für sich. „Das ist ja der anonyme Publizist — nun ist kein Zweifel mehr.“ Er sah die Briefe alle eifrig durch, schien aber unzufrieden mit ihren Inhalt zu sein und daß er keine mit neuerem Datum fand — sie waren alle schon vor sieben Jahren geschrieben.

„Ich werde Nichts ausplaudern,“ sagte er zu Amalien, welche Auguste wieder von der Erde aufgehoben hatte. — „Nur eine Frage: Sind Sie noch mit dem Grafen Szariny in Verbindung?“

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[36/0042] ich nochmals — ich will es beschwören — von ihrer Hand finden Sie kein Wort in diesem Kästchen.“ „Dieser Eifer macht die Sache nur um so verdächtiger — ich muß durchaus Sie bitten, zu öffnen.“ „Um keinen Preis —“ sagte sie außer sich, aber fest. „Es thut mir leid,“ bemerkte darauf der Polizeicommissair mit feinem Lächeln, „aber es muß sein, —“ und ehe Amalie es nur bemerken, noch weniger verhindern konnte, hatte er ein kleines Instrumentchen aus seiner Westentasche geholt und mittelst desselben das Schloß des Kästchens geöffnet. „Aus Barmherzigkeit,“ rief Amalie, als sie es sah und fiel auf ihre Kniee. Jener bemerkte es nicht — sein Gesicht strahlte vor Freude und Staunen. „Jaromir von Szariny!“ rief er leise für sich. „Das ist ja der anonyme Publizist — nun ist kein Zweifel mehr.“ Er sah die Briefe alle eifrig durch, schien aber unzufrieden mit ihren Inhalt zu sein und daß er keine mit neuerem Datum fand — sie waren alle schon vor sieben Jahren geschrieben. „Ich werde Nichts ausplaudern,“ sagte er zu Amalien, welche Auguste wieder von der Erde aufgehoben hatte. — „Nur eine Frage: Sind Sie noch mit dem Grafen Szariny in Verbindung?“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/42>, abgerufen am 29.04.2024.