Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Sie wandte sich tief verletzt ab und antwortete nicht. "Ich muß Sie um aufrichtige Antwort bitten -- es ist die letzte Frage, welche ich an Sie zu richten habe -- ich bedauere Ihnen lästig gewesen zu sein und wir werden uns dann sogleich entfernen -- es wäre vielleicht meine Schuldigkeit gewesen, einige dieser Briefe mitzunehmen, allein aus schonenden Rücksichten gegen Sie habe ich es unterlassen -- meine Schonung gegen Sie verdient wahrlich nicht diese Halsstarrigkeit von Ihrer Seite -- antworten Sie; Niemand wird es erfahren. Sind Sie mit dem Grafen Szariny noch in Verbindung?" "Nein -- er war mein Verlobter, ehe ich in meinem jetzigen Gatten eine andere Wahl traf -- -- aber nun lassen Sie diese Qualen endigen, die Sie jetzt über mich brachten, während mein Kind begraben ward -- als sei dies nicht schon entsetzlich genug -- --" rief Amalie und verhüllte ihr Gesicht. "Bedauere herzlich, Ihnen lästig geworden zu sein und daß wir an solchem Unglückstage kommen mußten," sagte der Polizeicommissair mit schlecht erheuchelter Theilnahme und ging. Der Polizeidiener folgte ihm. Amalie war schon zu sehr von dem Jammer der letzten Tage angegriffen, als daß sie sich eigentlich hätte klar darüber bewußt sein sollen, was jetzt vorgegangen war, als daß Sie wandte sich tief verletzt ab und antwortete nicht. „Ich muß Sie um aufrichtige Antwort bitten — es ist die letzte Frage, welche ich an Sie zu richten habe — ich bedauere Ihnen lästig gewesen zu sein und wir werden uns dann sogleich entfernen — es wäre vielleicht meine Schuldigkeit gewesen, einige dieser Briefe mitzunehmen, allein aus schonenden Rücksichten gegen Sie habe ich es unterlassen — meine Schonung gegen Sie verdient wahrlich nicht diese Halsstarrigkeit von Ihrer Seite — antworten Sie; Niemand wird es erfahren. Sind Sie mit dem Grafen Szariny noch in Verbindung?“ „Nein — er war mein Verlobter, ehe ich in meinem jetzigen Gatten eine andere Wahl traf — — aber nun lassen Sie diese Qualen endigen, die Sie jetzt über mich brachten, während mein Kind begraben ward — als sei dies nicht schon entsetzlich genug — —“ rief Amalie und verhüllte ihr Gesicht. „Bedauere herzlich, Ihnen lästig geworden zu sein und daß wir an solchem Unglückstage kommen mußten,“ sagte der Polizeicommissair mit schlecht erheuchelter Theilnahme und ging. Der Polizeidiener folgte ihm. Amalie war schon zu sehr von dem Jammer der letzten Tage angegriffen, als daß sie sich eigentlich hätte klar darüber bewußt sein sollen, was jetzt vorgegangen war, als daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0043" n="37"/> <p> Sie wandte sich tief verletzt ab und antwortete nicht.</p> <p>„Ich muß Sie um aufrichtige Antwort bitten — es ist die letzte Frage, welche ich an Sie zu richten habe — ich bedauere Ihnen lästig gewesen zu sein und wir werden uns dann sogleich entfernen — es wäre vielleicht meine Schuldigkeit gewesen, einige dieser Briefe mitzunehmen, allein aus schonenden Rücksichten gegen Sie habe ich es unterlassen — meine Schonung gegen Sie verdient wahrlich nicht diese Halsstarrigkeit von Ihrer Seite — antworten Sie; Niemand wird es erfahren. Sind Sie mit dem Grafen Szariny noch in Verbindung?“</p> <p>„Nein — er war mein Verlobter, ehe ich in meinem jetzigen Gatten eine andere Wahl traf — — aber nun lassen Sie diese Qualen endigen, die Sie jetzt über mich brachten, während mein Kind begraben ward — als sei dies nicht schon entsetzlich genug — —“ rief Amalie und verhüllte ihr Gesicht.</p> <p>„Bedauere herzlich, Ihnen lästig geworden zu sein und daß wir an solchem Unglückstage kommen mußten,“ sagte der Polizeicommissair mit schlecht erheuchelter Theilnahme und ging. Der Polizeidiener folgte ihm.</p> <p>Amalie war schon zu sehr von dem Jammer der letzten Tage angegriffen, als daß sie sich eigentlich hätte klar darüber bewußt sein sollen, was jetzt vorgegangen war, als daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0043]
Sie wandte sich tief verletzt ab und antwortete nicht.
„Ich muß Sie um aufrichtige Antwort bitten — es ist die letzte Frage, welche ich an Sie zu richten habe — ich bedauere Ihnen lästig gewesen zu sein und wir werden uns dann sogleich entfernen — es wäre vielleicht meine Schuldigkeit gewesen, einige dieser Briefe mitzunehmen, allein aus schonenden Rücksichten gegen Sie habe ich es unterlassen — meine Schonung gegen Sie verdient wahrlich nicht diese Halsstarrigkeit von Ihrer Seite — antworten Sie; Niemand wird es erfahren. Sind Sie mit dem Grafen Szariny noch in Verbindung?“
„Nein — er war mein Verlobter, ehe ich in meinem jetzigen Gatten eine andere Wahl traf — — aber nun lassen Sie diese Qualen endigen, die Sie jetzt über mich brachten, während mein Kind begraben ward — als sei dies nicht schon entsetzlich genug — —“ rief Amalie und verhüllte ihr Gesicht.
„Bedauere herzlich, Ihnen lästig geworden zu sein und daß wir an solchem Unglückstage kommen mußten,“ sagte der Polizeicommissair mit schlecht erheuchelter Theilnahme und ging. Der Polizeidiener folgte ihm.
Amalie war schon zu sehr von dem Jammer der letzten Tage angegriffen, als daß sie sich eigentlich hätte klar darüber bewußt sein sollen, was jetzt vorgegangen war, als daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |