Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Mittelding von freier Luft und Bretterschutz gegen diese wünschenswerth fanden. In der That, ein Aufenthalt, welcher mehr als einfach war. Jaromir hatte ihn sogar zu einem Lesesalon ge macht, indem er gefällig genug war, diejenigen Journale, welche er vermöge seiner literarischen Verbindungen zugeschickt erhielt, daselbst zur allgemeinen Lectüre auszulegen. Niemand war glücklicher als Hofrath Wispermann, in Jaromir eine so gute Acquisition gemacht zu haben, er überhäufte ihn dafür mit Artigkeiten, wiewohl es ihn im Stillen verdroß, daß der Graf durchaus seine ärztliche Behandlung, seine Bäder verschmähte. Gleich am ersten Nachmittag nach seiner Ankunft besuchte Jaromir diesen Salon. Der junge Waldow traf am Eingang mit ihm zusammen. "Hierher ist fast mein täglicher Spazierritt," sagte er, "um zugleich jeden neuen Ankömmling mustern zu können und zu erfahren, wie er die göttliche Romantik dieses Ortes findet, mit welcher Ihre Schilderungen ihn so reichlich versehen haben. -- Dort sitzt ja ein ganzer Klubb -- lassen Sie uns die Gesellschaft erst aus der Ferne in Augenschein nehmen. Lorgnetten heraus! Dort das rothbackige Gesicht des Engländers mit dem großen Mund, der die verhältnißmäßig gleich großen Vatermörder zu küssen scheint, kennen wir schon -- er behauptet ewig Mittelding von freier Luft und Bretterschutz gegen diese wünschenswerth fanden. In der That, ein Aufenthalt, welcher mehr als einfach war. Jaromir hatte ihn sogar zu einem Lesesalon ge macht, indem er gefällig genug war, diejenigen Journale, welche er vermöge seiner literarischen Verbindungen zugeschickt erhielt, daselbst zur allgemeinen Lectüre auszulegen. Niemand war glücklicher als Hofrath Wispermann, in Jaromir eine so gute Acquisition gemacht zu haben, er überhäufte ihn dafür mit Artigkeiten, wiewohl es ihn im Stillen verdroß, daß der Graf durchaus seine ärztliche Behandlung, seine Bäder verschmähte. Gleich am ersten Nachmittag nach seiner Ankunft besuchte Jaromir diesen Salon. Der junge Waldow traf am Eingang mit ihm zusammen. „Hierher ist fast mein täglicher Spazierritt,“ sagte er, „um zugleich jeden neuen Ankömmling mustern zu können und zu erfahren, wie er die göttliche Romantik dieses Ortes findet, mit welcher Ihre Schilderungen ihn so reichlich versehen haben. — Dort sitzt ja ein ganzer Klubb — lassen Sie uns die Gesellschaft erst aus der Ferne in Augenschein nehmen. Lorgnetten heraus! Dort das rothbackige Gesicht des Engländers mit dem großen Mund, der die verhältnißmäßig gleich großen Vatermörder zu küssen scheint, kennen wir schon — er behauptet ewig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="42"/> Mittelding von freier Luft und Bretterschutz gegen diese wünschenswerth fanden. In der That, ein Aufenthalt, welcher mehr als einfach war.</p> <p>Jaromir hatte ihn sogar zu einem Lesesalon ge macht, indem er gefällig genug war, diejenigen Journale, welche er vermöge seiner literarischen Verbindungen zugeschickt erhielt, daselbst zur allgemeinen Lectüre auszulegen. Niemand war glücklicher als Hofrath Wispermann, in Jaromir eine so gute Acquisition gemacht zu haben, er überhäufte ihn dafür mit Artigkeiten, wiewohl es ihn im Stillen verdroß, daß der Graf durchaus seine ärztliche Behandlung, seine Bäder verschmähte.</p> <p>Gleich am ersten Nachmittag nach seiner Ankunft besuchte Jaromir diesen Salon.</p> <p>Der junge Waldow traf am Eingang mit ihm zusammen. „Hierher ist fast mein täglicher Spazierritt,“ sagte er, „um zugleich jeden neuen Ankömmling mustern zu können und zu erfahren, wie er die göttliche Romantik dieses Ortes findet, mit welcher Ihre Schilderungen ihn so reichlich versehen haben. — Dort sitzt ja ein ganzer Klubb — lassen Sie uns die Gesellschaft erst aus der Ferne in Augenschein nehmen. Lorgnetten heraus! Dort das rothbackige Gesicht des Engländers mit dem großen Mund, der die verhältnißmäßig gleich großen Vatermörder zu küssen scheint, kennen wir schon — er behauptet ewig </p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0048]
Mittelding von freier Luft und Bretterschutz gegen diese wünschenswerth fanden. In der That, ein Aufenthalt, welcher mehr als einfach war.
Jaromir hatte ihn sogar zu einem Lesesalon ge macht, indem er gefällig genug war, diejenigen Journale, welche er vermöge seiner literarischen Verbindungen zugeschickt erhielt, daselbst zur allgemeinen Lectüre auszulegen. Niemand war glücklicher als Hofrath Wispermann, in Jaromir eine so gute Acquisition gemacht zu haben, er überhäufte ihn dafür mit Artigkeiten, wiewohl es ihn im Stillen verdroß, daß der Graf durchaus seine ärztliche Behandlung, seine Bäder verschmähte.
Gleich am ersten Nachmittag nach seiner Ankunft besuchte Jaromir diesen Salon.
Der junge Waldow traf am Eingang mit ihm zusammen. „Hierher ist fast mein täglicher Spazierritt,“ sagte er, „um zugleich jeden neuen Ankömmling mustern zu können und zu erfahren, wie er die göttliche Romantik dieses Ortes findet, mit welcher Ihre Schilderungen ihn so reichlich versehen haben. — Dort sitzt ja ein ganzer Klubb — lassen Sie uns die Gesellschaft erst aus der Ferne in Augenschein nehmen. Lorgnetten heraus! Dort das rothbackige Gesicht des Engländers mit dem großen Mund, der die verhältnißmäßig gleich großen Vatermörder zu küssen scheint, kennen wir schon — er behauptet ewig
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |