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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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"Nun, dafür, daß Du mich erst prüfen wolltest, verdientest Du wohl eine Strafe -- geh, pflücke mir Eichenlaub, indeß ich die Kränze zu winden beginne --" erwiderte sie lächelnd.

Er gehorchte. "Das ist ja eine Scene, wie aus dem Sohn der Wildniß," sagte er, als er mit den gepflückten Zweigen sich zu ihren Füßen setzte und ihr die Blumen zureichte.

Sie lachte und begann, um das Bild zu vervollständigen, mit ihrer schönen melodischen Stimme zu singen:

"Mein Herz, ich will Dich fragen, Was ist denn Liebe? -- Sag'! Zwei Seelen, ein Gedanke, Zwei Herzen und ein Schlag!"

Er hatte sie noch niemals singen hören -- sie liebte es nicht, vor fremden Zuhörern auf Bitte oder Geheiß zu singen, sie that es nur in den Stunden, wo es ihr innerstes Bedürfniß war, dann lag ihre ganze Seele in ihrem Gesange, und so auch jetzt. Von Bewunderung hingerissen lauschte er bezaubernd den hellen Tönen, die so frei und freudig wie jubelschlagende Lerchen hervorflatterten aus der Brust seines theuern Mädchens. Er ließ sie das Lied vollenden, ohne sie zu unterbrechen, und bat dann nur einfach:

„Nun, dafür, daß Du mich erst prüfen wolltest, verdientest Du wohl eine Strafe — geh, pflücke mir Eichenlaub, indeß ich die Kränze zu winden beginne —“ erwiderte sie lächelnd.

Er gehorchte. „Das ist ja eine Scene, wie aus dem Sohn der Wildniß,“ sagte er, als er mit den gepflückten Zweigen sich zu ihren Füßen setzte und ihr die Blumen zureichte.

Sie lachte und begann, um das Bild zu vervollständigen, mit ihrer schönen melodischen Stimme zu singen:

„Mein Herz, ich will Dich fragen, Was ist denn Liebe? — Sag’! Zwei Seelen, ein Gedanke, Zwei Herzen und ein Schlag!“

Er hatte sie noch niemals singen hören — sie liebte es nicht, vor fremden Zuhörern auf Bitte oder Geheiß zu singen, sie that es nur in den Stunden, wo es ihr innerstes Bedürfniß war, dann lag ihre ganze Seele in ihrem Gesange, und so auch jetzt. Von Bewunderung hingerissen lauschte er bezaubernd den hellen Tönen, die so frei und freudig wie jubelschlagende Lerchen hervorflatterten aus der Brust seines theuern Mädchens. Er ließ sie das Lied vollenden, ohne sie zu unterbrechen, und bat dann nur einfach:

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[9/0013] „Nun, dafür, daß Du mich erst prüfen wolltest, verdientest Du wohl eine Strafe — geh, pflücke mir Eichenlaub, indeß ich die Kränze zu winden beginne —“ erwiderte sie lächelnd. Er gehorchte. „Das ist ja eine Scene, wie aus dem Sohn der Wildniß,“ sagte er, als er mit den gepflückten Zweigen sich zu ihren Füßen setzte und ihr die Blumen zureichte. Sie lachte und begann, um das Bild zu vervollständigen, mit ihrer schönen melodischen Stimme zu singen: „Mein Herz, ich will Dich fragen, Was ist denn Liebe? — Sag’! Zwei Seelen, ein Gedanke, Zwei Herzen und ein Schlag!“ Er hatte sie noch niemals singen hören — sie liebte es nicht, vor fremden Zuhörern auf Bitte oder Geheiß zu singen, sie that es nur in den Stunden, wo es ihr innerstes Bedürfniß war, dann lag ihre ganze Seele in ihrem Gesange, und so auch jetzt. Von Bewunderung hingerissen lauschte er bezaubernd den hellen Tönen, die so frei und freudig wie jubelschlagende Lerchen hervorflatterten aus der Brust seines theuern Mädchens. Er ließ sie das Lied vollenden, ohne sie zu unterbrechen, und bat dann nur einfach:

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/13>, abgerufen am 21.11.2024.