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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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"Sing' es noch ein Mal!"

Und sie antwortete der Bitte nur dadurch, daß sie es noch ein Mal sang.

Die Augen halb geschlossen vor sich niedergesenkt hörte er ihr träumend zu -- wie oft hatte er sonst Bella's Töne bezaubert gelauscht -- aber nie hatten sie ihn so im tiefsten Innern angegriffen, wie dieser einfache seelenvolle Gesang Elisabeths. Es war die Sprache glühender, oft wilder Leidenschaft, welche er aus Bella's Tönen hörte, Sirenenklänge, die mit wunderreichem Zauber verderbendrohend ihn umstricken -- die ihn erst hinschmelzen ließen in weicher Wollust, rasend vor glühendem Verlangen, dann vernichtet in sich selbst zusammensinkend -- bis er plötzlich ernüchtert, besonnen, aber innerlich ermattet und zerrissen aufwachte wie aus einem fieberheißen Traum. Aber jetzt, wo Elisabeth sang, war ihm als stimmten droben im Himmel alle Engel dazu ihre Harfen und spielten dazu auf ihren feinsten Saiten Elisabeths einfache Worte als heilige Gebete nach, es war ihm, als stimme die ganze Schöpfung vor leisem Jubel zitternd sanft mit ein in das Liebeslied. Wie Orgelgetön und Glockenklang, wie Vögelgesang im Mai, wie ein Liebespäan einer seligen Schöpfung, den fromme betende Menschen und eine ganze gottdurchgeisterte Natur zusammenstimmend aufsteigen lassen -- so zog es jetzt durch seine Seele.

„Sing’ es noch ein Mal!“

Und sie antwortete der Bitte nur dadurch, daß sie es noch ein Mal sang.

Die Augen halb geschlossen vor sich niedergesenkt hörte er ihr träumend zu — wie oft hatte er sonst Bella’s Töne bezaubert gelauscht — aber nie hatten sie ihn so im tiefsten Innern angegriffen, wie dieser einfache seelenvolle Gesang Elisabeths. Es war die Sprache glühender, oft wilder Leidenschaft, welche er aus Bella’s Tönen hörte, Sirenenklänge, die mit wunderreichem Zauber verderbendrohend ihn umstricken — die ihn erst hinschmelzen ließen in weicher Wollust, rasend vor glühendem Verlangen, dann vernichtet in sich selbst zusammensinkend — bis er plötzlich ernüchtert, besonnen, aber innerlich ermattet und zerrissen aufwachte wie aus einem fieberheißen Traum. Aber jetzt, wo Elisabeth sang, war ihm als stimmten droben im Himmel alle Engel dazu ihre Harfen und spielten dazu auf ihren feinsten Saiten Elisabeths einfache Worte als heilige Gebete nach, es war ihm, als stimme die ganze Schöpfung vor leisem Jubel zitternd sanft mit ein in das Liebeslied. Wie Orgelgetön und Glockenklang, wie Vögelgesang im Mai, wie ein Liebespäan einer seligen Schöpfung, den fromme betende Menschen und eine ganze gottdurchgeisterte Natur zusammenstimmend aufsteigen lassen — so zog es jetzt durch seine Seele.

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[10/0014] „Sing’ es noch ein Mal!“ Und sie antwortete der Bitte nur dadurch, daß sie es noch ein Mal sang. Die Augen halb geschlossen vor sich niedergesenkt hörte er ihr träumend zu — wie oft hatte er sonst Bella’s Töne bezaubert gelauscht — aber nie hatten sie ihn so im tiefsten Innern angegriffen, wie dieser einfache seelenvolle Gesang Elisabeths. Es war die Sprache glühender, oft wilder Leidenschaft, welche er aus Bella’s Tönen hörte, Sirenenklänge, die mit wunderreichem Zauber verderbendrohend ihn umstricken — die ihn erst hinschmelzen ließen in weicher Wollust, rasend vor glühendem Verlangen, dann vernichtet in sich selbst zusammensinkend — bis er plötzlich ernüchtert, besonnen, aber innerlich ermattet und zerrissen aufwachte wie aus einem fieberheißen Traum. Aber jetzt, wo Elisabeth sang, war ihm als stimmten droben im Himmel alle Engel dazu ihre Harfen und spielten dazu auf ihren feinsten Saiten Elisabeths einfache Worte als heilige Gebete nach, es war ihm, als stimme die ganze Schöpfung vor leisem Jubel zitternd sanft mit ein in das Liebeslied. Wie Orgelgetön und Glockenklang, wie Vögelgesang im Mai, wie ein Liebespäan einer seligen Schöpfung, den fromme betende Menschen und eine ganze gottdurchgeisterte Natur zusammenstimmend aufsteigen lassen — so zog es jetzt durch seine Seele.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/14>, abgerufen am 21.11.2024.