Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846."Waldow bekam auf einmal das Heimweh und ward kränklich. Befragte Aerzte riethen zur Heimkehr; Golzenau trieb auf einmal auch dazu an -- und so reisten wir Alle hierher zurück, da Waldows Heimath unserm Wege näher lag, als Golzenau. Ich begleite Eduin nach einigen Tagen, welche wir hier zu bringen, zu den Seinigen. Er will sich durchaus nicht von mir trennen, wahrscheinlich treten wir dann nach ein paar Wochen des Weilens im Vaterland eine neue Reise nach Norden an, da er den Süden so bereitwillig aufgab. -- Aber Franz, Du weintest, wie ich Dich zuerst sah?" sagte Gustav Thalheim. "Weint' ich? -- Nun es kann wohl sein -- wundern muß man sich freilich, wie man noch weinen kann! Ach, es ist gut, daß Du da bist -- ich muß Viel mit Dir reden, vielleicht weißt Du Rath, wo ich rathlos bin! -- Aber nicht hier -- um diese Fabrik herum muß jetzt die Luft verpestet sein, muß einen neuen Wellengang erfunden haben für den Schall, daß er gleich bis in die Ohren des Fabrikherrn trägt, was man spricht, aber verändert, verschlimmert -- auch weht der Herbstwind schon rauh über die Stoppeln -- Du wirst frieren, weil Du aus Süden kommst. -- Aber wo gehen wir hin -- in meiner Kammer ist's vielleicht auch nicht mehr geheuer -- wer kann's denn wissen?" "Komm mit mir," antwortete der Doctor Thalheim, „Waldow bekam auf einmal das Heimweh und ward kränklich. Befragte Aerzte riethen zur Heimkehr; Golzenau trieb auf einmal auch dazu an — und so reisten wir Alle hierher zurück, da Waldows Heimath unserm Wege näher lag, als Golzenau. Ich begleite Eduin nach einigen Tagen, welche wir hier zu bringen, zu den Seinigen. Er will sich durchaus nicht von mir trennen, wahrscheinlich treten wir dann nach ein paar Wochen des Weilens im Vaterland eine neue Reise nach Norden an, da er den Süden so bereitwillig aufgab. — Aber Franz, Du weintest, wie ich Dich zuerst sah?“ sagte Gustav Thalheim. „Weint’ ich? — Nun es kann wohl sein — wundern muß man sich freilich, wie man noch weinen kann! Ach, es ist gut, daß Du da bist — ich muß Viel mit Dir reden, vielleicht weißt Du Rath, wo ich rathlos bin! — Aber nicht hier — um diese Fabrik herum muß jetzt die Luft verpestet sein, muß einen neuen Wellengang erfunden haben für den Schall, daß er gleich bis in die Ohren des Fabrikherrn trägt, was man spricht, aber verändert, verschlimmert — auch weht der Herbstwind schon rauh über die Stoppeln — Du wirst frieren, weil Du aus Süden kommst. — Aber wo gehen wir hin — in meiner Kammer ist’s vielleicht auch nicht mehr geheuer — wer kann’s denn wissen?“ „Komm mit mir,“ antwortete der Doctor Thalheim, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0035" n="31"/> <p> „Waldow bekam auf einmal das Heimweh und ward kränklich. Befragte Aerzte riethen zur Heimkehr; Golzenau trieb auf einmal auch dazu an — und so reisten wir Alle hierher zurück, da Waldows Heimath unserm Wege näher lag, als Golzenau. Ich begleite Eduin nach einigen Tagen, welche wir hier zu bringen, zu den Seinigen. Er will sich durchaus nicht von mir trennen, wahrscheinlich treten wir dann nach ein paar Wochen des Weilens im Vaterland eine neue Reise nach Norden an, da er den Süden so bereitwillig aufgab. — Aber Franz, Du weintest, wie ich Dich zuerst sah?“ sagte Gustav Thalheim.</p> <p>„Weint’ ich? — Nun es kann wohl sein — wundern muß man sich freilich, wie man noch weinen kann! Ach, es ist gut, daß Du da bist — ich muß Viel mit Dir reden, vielleicht weißt Du Rath, wo ich rathlos bin! — Aber nicht hier — um diese Fabrik herum muß jetzt die Luft verpestet sein, muß einen neuen Wellengang erfunden haben für den Schall, daß er gleich bis in die Ohren des Fabrikherrn trägt, was man spricht, aber verändert, verschlimmert — auch weht der Herbstwind schon rauh über die Stoppeln — Du wirst frieren, weil Du aus Süden kommst. — Aber wo gehen wir hin — in meiner Kammer ist’s vielleicht auch nicht mehr geheuer — wer kann’s denn wissen?“</p> <p>„Komm mit mir,“ antwortete der Doctor Thalheim, </p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0035]
„Waldow bekam auf einmal das Heimweh und ward kränklich. Befragte Aerzte riethen zur Heimkehr; Golzenau trieb auf einmal auch dazu an — und so reisten wir Alle hierher zurück, da Waldows Heimath unserm Wege näher lag, als Golzenau. Ich begleite Eduin nach einigen Tagen, welche wir hier zu bringen, zu den Seinigen. Er will sich durchaus nicht von mir trennen, wahrscheinlich treten wir dann nach ein paar Wochen des Weilens im Vaterland eine neue Reise nach Norden an, da er den Süden so bereitwillig aufgab. — Aber Franz, Du weintest, wie ich Dich zuerst sah?“ sagte Gustav Thalheim.
„Weint’ ich? — Nun es kann wohl sein — wundern muß man sich freilich, wie man noch weinen kann! Ach, es ist gut, daß Du da bist — ich muß Viel mit Dir reden, vielleicht weißt Du Rath, wo ich rathlos bin! — Aber nicht hier — um diese Fabrik herum muß jetzt die Luft verpestet sein, muß einen neuen Wellengang erfunden haben für den Schall, daß er gleich bis in die Ohren des Fabrikherrn trägt, was man spricht, aber verändert, verschlimmert — auch weht der Herbstwind schon rauh über die Stoppeln — Du wirst frieren, weil Du aus Süden kommst. — Aber wo gehen wir hin — in meiner Kammer ist’s vielleicht auch nicht mehr geheuer — wer kann’s denn wissen?“
„Komm mit mir,“ antwortete der Doctor Thalheim,
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