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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Mittheilung, wie er sie noch niemals über seine Lippen hatte gleiten lassen, der Andere von dem Ueberraschenden und Erschreckenden des Gehörten.

Endlich begann Franz wieder gefaßt: "Du bist ja jetzt weit herumgekommen, Du bist ja in jenen Staaten gewesen, wo die Bürger freier sind, als bei uns, und die Arbeiter nur desto gedrückter -- dort sagt man ja, es gähre überall, dort wohne das, was Du Communismus nennst? Erzähle!"

"Ja, es will sich überall regen mit unheilvollen Zeichen. Gefährliche Verbindungen gründen sich auf gefährliche Systeme, die auf den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse hinaus laufen --"

"Aber, Gustav, was soll endlich werden? Du nennst jene Systeme gefährlich -- gefährlich sind sie für die wenigen Tausende, welche jetzt im Besitz und im Rechte sind -- aber für die Millionen Rechtloser und Enterbter sind sie doch die einzige Rettung! -- Meine Geduld geht zu Ende; ich schwöre sie ab. Wenn ein edles Volk unter schändlichen Tyrannen Fessel nach Fessel um sich schlagen sieht -- so empört es sich endlich gegen seine übermüthigen Herrscher -- die Armen sind alle ein großes unglückliches Brudervolk -- warum sollen sie es nicht auch thun? Warum sollen die Armen nicht: "Freiheit und Gleichheit!" rufen? Wir wollen ein großes Brudervolk werden -- brüderlich

Mittheilung, wie er sie noch niemals über seine Lippen hatte gleiten lassen, der Andere von dem Ueberraschenden und Erschreckenden des Gehörten.

Endlich begann Franz wieder gefaßt: „Du bist ja jetzt weit herumgekommen, Du bist ja in jenen Staaten gewesen, wo die Bürger freier sind, als bei uns, und die Arbeiter nur desto gedrückter — dort sagt man ja, es gähre überall, dort wohne das, was Du Communismus nennst? Erzähle!“

„Ja, es will sich überall regen mit unheilvollen Zeichen. Gefährliche Verbindungen gründen sich auf gefährliche Systeme, die auf den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse hinaus laufen —“

„Aber, Gustav, was soll endlich werden? Du nennst jene Systeme gefährlich — gefährlich sind sie für die wenigen Tausende, welche jetzt im Besitz und im Rechte sind — aber für die Millionen Rechtloser und Enterbter sind sie doch die einzige Rettung! — Meine Geduld geht zu Ende; ich schwöre sie ab. Wenn ein edles Volk unter schändlichen Tyrannen Fessel nach Fessel um sich schlagen sieht — so empört es sich endlich gegen seine übermüthigen Herrscher — die Armen sind alle ein großes unglückliches Brudervolk — warum sollen sie es nicht auch thun? Warum sollen die Armen nicht: „Freiheit und Gleichheit!“ rufen? Wir wollen ein großes Brudervolk werden — brüderlich

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[37/0041] Mittheilung, wie er sie noch niemals über seine Lippen hatte gleiten lassen, der Andere von dem Ueberraschenden und Erschreckenden des Gehörten. Endlich begann Franz wieder gefaßt: „Du bist ja jetzt weit herumgekommen, Du bist ja in jenen Staaten gewesen, wo die Bürger freier sind, als bei uns, und die Arbeiter nur desto gedrückter — dort sagt man ja, es gähre überall, dort wohne das, was Du Communismus nennst? Erzähle!“ „Ja, es will sich überall regen mit unheilvollen Zeichen. Gefährliche Verbindungen gründen sich auf gefährliche Systeme, die auf den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse hinaus laufen —“ „Aber, Gustav, was soll endlich werden? Du nennst jene Systeme gefährlich — gefährlich sind sie für die wenigen Tausende, welche jetzt im Besitz und im Rechte sind — aber für die Millionen Rechtloser und Enterbter sind sie doch die einzige Rettung! — Meine Geduld geht zu Ende; ich schwöre sie ab. Wenn ein edles Volk unter schändlichen Tyrannen Fessel nach Fessel um sich schlagen sieht — so empört es sich endlich gegen seine übermüthigen Herrscher — die Armen sind alle ein großes unglückliches Brudervolk — warum sollen sie es nicht auch thun? Warum sollen die Armen nicht: „Freiheit und Gleichheit!“ rufen? Wir wollen ein großes Brudervolk werden — brüderlich

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/41>, abgerufen am 21.11.2024.