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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Vaterland nehmen wollte? Jenes System des Communismus macht die Menschen zu Sclaven, denn es zwingt einen Jeden zur Arbeit, es macht sie zu Kindern, denn es nimmt ihnen die Freiheit des persönlichen Willens -- aber noch mehr -- es macht sie zu Thieren, denn es nimmt ihnen Gott und mit ihm alle Menschenwürde, es nimmt ihm die Familie und würdigt die Liebe der Gatten herab zu einem gemeinen sinnlichen Triebe -- ja, es würdigt den Menschen noch unter das Thier, denn es reißt auch die Kinder von den Eltern und spricht ein Verdammungsurtheil aus über diese heiligsten Bande des Blutes! -- Aber es giebt noch Andere, welchen die Noth der Erde eben so an's Herz geht, welche es auch ehrlich mit der Menschheit meinen, welche aber statt wahnsinnig zu zerstören mit klarem Blick und regem Fleiße fortbauen. Höre wie ein Solcher spricht." Und Gustav schlug das Buch, das er ergriffen hatte, auf und las:

""Die Aufgabe der Menschen ist Vervollkommnung; Vollkommenheit würde sie tödten. Dem Gang der Vervollkommnung durch rohe Gewalt vorgreifen wollen, heißt nur die Unvollkommenheit verlangen. Die Ansprüche aller Menschen auf politische Rechte wie auf Glück und Gut sind gleich; die Theilung aber durch Gewalt bewerkstelligen wollen heißt nur die Rollen tauschen und den Bevorrechteten zum Rechtlosen, den Besitzenden zum Armen machen

Vaterland nehmen wollte? Jenes System des Communismus macht die Menschen zu Sclaven, denn es zwingt einen Jeden zur Arbeit, es macht sie zu Kindern, denn es nimmt ihnen die Freiheit des persönlichen Willens — aber noch mehr — es macht sie zu Thieren, denn es nimmt ihnen Gott und mit ihm alle Menschenwürde, es nimmt ihm die Familie und würdigt die Liebe der Gatten herab zu einem gemeinen sinnlichen Triebe — ja, es würdigt den Menschen noch unter das Thier, denn es reißt auch die Kinder von den Eltern und spricht ein Verdammungsurtheil aus über diese heiligsten Bande des Blutes! — Aber es giebt noch Andere, welchen die Noth der Erde eben so an’s Herz geht, welche es auch ehrlich mit der Menschheit meinen, welche aber statt wahnsinnig zu zerstören mit klarem Blick und regem Fleiße fortbauen. Höre wie ein Solcher spricht.“ Und Gustav schlug das Buch, das er ergriffen hatte, auf und las:

„„Die Aufgabe der Menschen ist Vervollkommnung; Vollkommenheit würde sie tödten. Dem Gang der Vervollkommnung durch rohe Gewalt vorgreifen wollen, heißt nur die Unvollkommenheit verlangen. Die Ansprüche aller Menschen auf politische Rechte wie auf Glück und Gut sind gleich; die Theilung aber durch Gewalt bewerkstelligen wollen heißt nur die Rollen tauschen und den Bevorrechteten zum Rechtlosen, den Besitzenden zum Armen machen

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[39/0043] Vaterland nehmen wollte? Jenes System des Communismus macht die Menschen zu Sclaven, denn es zwingt einen Jeden zur Arbeit, es macht sie zu Kindern, denn es nimmt ihnen die Freiheit des persönlichen Willens — aber noch mehr — es macht sie zu Thieren, denn es nimmt ihnen Gott und mit ihm alle Menschenwürde, es nimmt ihm die Familie und würdigt die Liebe der Gatten herab zu einem gemeinen sinnlichen Triebe — ja, es würdigt den Menschen noch unter das Thier, denn es reißt auch die Kinder von den Eltern und spricht ein Verdammungsurtheil aus über diese heiligsten Bande des Blutes! — Aber es giebt noch Andere, welchen die Noth der Erde eben so an’s Herz geht, welche es auch ehrlich mit der Menschheit meinen, welche aber statt wahnsinnig zu zerstören mit klarem Blick und regem Fleiße fortbauen. Höre wie ein Solcher spricht.“ Und Gustav schlug das Buch, das er ergriffen hatte, auf und las: „„Die Aufgabe der Menschen ist Vervollkommnung; Vollkommenheit würde sie tödten. Dem Gang der Vervollkommnung durch rohe Gewalt vorgreifen wollen, heißt nur die Unvollkommenheit verlangen. Die Ansprüche aller Menschen auf politische Rechte wie auf Glück und Gut sind gleich; die Theilung aber durch Gewalt bewerkstelligen wollen heißt nur die Rollen tauschen und den Bevorrechteten zum Rechtlosen, den Besitzenden zum Armen machen

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/43>, abgerufen am 21.11.2024.