Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war entsetzlich -- an allen Ecken und Enden brannte es plötzlich lichterloh. -- --

Das wenigstens weißt Du -- die Kunde von diesem plötzlichen Unheil ist auch bis in Deine glückliche Abgeschiedenheit gedrungen, wiewohl das schöne Land, in dem Du lebst, von ihren traurigen Folgen unberührt geblieben ist. Ich wiederhole Dir nicht erst das allgemein Bekannte.

Wär' es ein Ketzer gewesen, der sich so gegen uns empört hätte! Man ist ihr Zetergeschrei schon gewohnt, es macht keinen Eindruck auf das Herz der heiligen Mutterkirche!

Aber es war ein Priester unsers Glaubens, ein Priester von Rom geweiht, ein Kind und Diener unsrer Kirche, der das Herz der Mutter und Herrin mit dem weitreichenden Speer seines Wortes traf.

Das war's.

Das Kind entlief der Amme und sagte, es sei mündig.

Wie dies Alles geschah, sahen wir nur eine Aussicht, die uns reizte und lockte -- es gab Gährung in den Gemüthern -- der Bruder fing schon an wider den Bruder zu murren -- das Volk blickte mit ängstlicher Spannung zu seinen Fürsten. --

Das war das Einzige, was wir bei all' dem, was geschehen war, mit Jubel sahen.

Vielleicht -- riefen wir -- vielleicht kann das zu Etwas führen.

Es war entsetzlich — an allen Ecken und Enden brannte es plötzlich lichterloh. — —

Das wenigstens weißt Du — die Kunde von diesem plötzlichen Unheil ist auch bis in Deine glückliche Abgeschiedenheit gedrungen, wiewohl das schöne Land, in dem Du lebst, von ihren traurigen Folgen unberührt geblieben ist. Ich wiederhole Dir nicht erst das allgemein Bekannte.

Wär’ es ein Ketzer gewesen, der sich so gegen uns empört hätte! Man ist ihr Zetergeschrei schon gewohnt, es macht keinen Eindruck auf das Herz der heiligen Mutterkirche!

Aber es war ein Priester unsers Glaubens, ein Priester von Rom geweiht, ein Kind und Diener unsrer Kirche, der das Herz der Mutter und Herrin mit dem weitreichenden Speer seines Wortes traf.

Das war’s.

Das Kind entlief der Amme und sagte, es sei mündig.

Wie dies Alles geschah, sahen wir nur eine Aussicht, die uns reizte und lockte — es gab Gährung in den Gemüthern — der Bruder fing schon an wider den Bruder zu murren — das Volk blickte mit ängstlicher Spannung zu seinen Fürsten. —

Das war das Einzige, was wir bei all’ dem, was geschehen war, mit Jubel sahen.

Vielleicht — riefen wir — vielleicht kann das zu Etwas führen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0083" n="79"/>
        <p> Es war entsetzlich &#x2014; an allen Ecken und Enden brannte es plötzlich lichterloh. &#x2014; &#x2014;</p>
        <p>Das wenigstens weißt Du &#x2014; die Kunde von diesem plötzlichen Unheil ist auch bis in Deine glückliche Abgeschiedenheit gedrungen, wiewohl das schöne Land, in dem Du lebst, von ihren traurigen Folgen unberührt geblieben ist. Ich wiederhole Dir nicht erst das allgemein Bekannte.</p>
        <p>Wär&#x2019; es ein Ketzer gewesen, der sich so gegen uns empört hätte! Man ist ihr Zetergeschrei schon gewohnt, es macht keinen Eindruck auf das Herz der heiligen Mutterkirche!</p>
        <p>Aber es war ein Priester unsers Glaubens, ein Priester von Rom geweiht, ein Kind und Diener unsrer Kirche, der das Herz der Mutter und Herrin mit dem weitreichenden Speer seines Wortes traf.</p>
        <p>Das war&#x2019;s.</p>
        <p>Das Kind entlief der Amme und sagte, es sei mündig.</p>
        <p>Wie dies Alles geschah, sahen wir nur eine Aussicht, die uns reizte und lockte &#x2014; es gab Gährung in den Gemüthern &#x2014; der Bruder fing schon an wider den Bruder zu murren &#x2014; das Volk blickte mit ängstlicher Spannung zu seinen Fürsten. &#x2014;</p>
        <p>Das war das Einzige, was wir bei all&#x2019; dem, was geschehen war, mit Jubel sahen.</p>
        <p>Vielleicht &#x2014; riefen wir &#x2014; vielleicht kann das zu Etwas führen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0083] Es war entsetzlich — an allen Ecken und Enden brannte es plötzlich lichterloh. — — Das wenigstens weißt Du — die Kunde von diesem plötzlichen Unheil ist auch bis in Deine glückliche Abgeschiedenheit gedrungen, wiewohl das schöne Land, in dem Du lebst, von ihren traurigen Folgen unberührt geblieben ist. Ich wiederhole Dir nicht erst das allgemein Bekannte. Wär’ es ein Ketzer gewesen, der sich so gegen uns empört hätte! Man ist ihr Zetergeschrei schon gewohnt, es macht keinen Eindruck auf das Herz der heiligen Mutterkirche! Aber es war ein Priester unsers Glaubens, ein Priester von Rom geweiht, ein Kind und Diener unsrer Kirche, der das Herz der Mutter und Herrin mit dem weitreichenden Speer seines Wortes traf. Das war’s. Das Kind entlief der Amme und sagte, es sei mündig. Wie dies Alles geschah, sahen wir nur eine Aussicht, die uns reizte und lockte — es gab Gährung in den Gemüthern — der Bruder fing schon an wider den Bruder zu murren — das Volk blickte mit ängstlicher Spannung zu seinen Fürsten. — Das war das Einzige, was wir bei all’ dem, was geschehen war, mit Jubel sahen. Vielleicht — riefen wir — vielleicht kann das zu Etwas führen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/83
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/83>, abgerufen am 24.11.2024.