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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Bürgerkrieg! Religionskrieg! Worte, vor denen die andern Menschen schaudern -- unsern Ohren haben sie immer wie Musik geklungen! Ja, das war immer unser Element; wenn es jetzt über die Lande hereinbräche, so würden wir uns dabei wohl befinden und bei der allgemeinen Verwirrung wieder im Trüben fischen können -- vielleicht in blutiger Weise beides: Seelen und Geld.

Die Hauptsache ist, auf alle Dinge gefaßt zu sein.

Betrachtet man die Gegenwart mit klarem, ruhigem Blick, so kann man sich eigentlich keine Aussicht auf einen Bürgerkrieg und Religionskrieg machen -- die Civilisation und die Begriffe der Menschenwürde sind dazu zu weit vorgeschritten. Man liebt den Frieden. Man glaubt an die friedliche Entwicklung aller Dinge. Auch sogar diejenigen Regierungen, welche dem Zeitgeist nur die allergeringsten Concessionen machen, suchen wenigstens immer den Schein zu bewahren, als wären sie dem Fortschritt hold -- und überall geht es so, wenn auch ziemlich unmerklich, gleich dem Wachsthum der Eiche allmählich vorwärts. An diese friedliche Erfüllung ihrer Wünsche, einer Entfaltung segensreicher Zustände gleichsam von innen heraus glauben die meisten politischen Parteien in Deutschland -- und von ihrem Standpunkt aus die Sache besehen, muß man es mit glauben -- und so sind, wie gesagt, gar keine

Bürgerkrieg! Religionskrieg! Worte, vor denen die andern Menschen schaudern — unsern Ohren haben sie immer wie Musik geklungen! Ja, das war immer unser Element; wenn es jetzt über die Lande hereinbräche, so würden wir uns dabei wohl befinden und bei der allgemeinen Verwirrung wieder im Trüben fischen können — vielleicht in blutiger Weise beides: Seelen und Geld.

Die Hauptsache ist, auf alle Dinge gefaßt zu sein.

Betrachtet man die Gegenwart mit klarem, ruhigem Blick, so kann man sich eigentlich keine Aussicht auf einen Bürgerkrieg und Religionskrieg machen — die Civilisation und die Begriffe der Menschenwürde sind dazu zu weit vorgeschritten. Man liebt den Frieden. Man glaubt an die friedliche Entwicklung aller Dinge. Auch sogar diejenigen Regierungen, welche dem Zeitgeist nur die allergeringsten Concessionen machen, suchen wenigstens immer den Schein zu bewahren, als wären sie dem Fortschritt hold — und überall geht es so, wenn auch ziemlich unmerklich, gleich dem Wachsthum der Eiche allmählich vorwärts. An diese friedliche Erfüllung ihrer Wünsche, einer Entfaltung segensreicher Zustände gleichsam von innen heraus glauben die meisten politischen Parteien in Deutschland — und von ihrem Standpunkt aus die Sache besehen, muß man es mit glauben — und so sind, wie gesagt, gar keine

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[80/0084] Bürgerkrieg! Religionskrieg! Worte, vor denen die andern Menschen schaudern — unsern Ohren haben sie immer wie Musik geklungen! Ja, das war immer unser Element; wenn es jetzt über die Lande hereinbräche, so würden wir uns dabei wohl befinden und bei der allgemeinen Verwirrung wieder im Trüben fischen können — vielleicht in blutiger Weise beides: Seelen und Geld. Die Hauptsache ist, auf alle Dinge gefaßt zu sein. Betrachtet man die Gegenwart mit klarem, ruhigem Blick, so kann man sich eigentlich keine Aussicht auf einen Bürgerkrieg und Religionskrieg machen — die Civilisation und die Begriffe der Menschenwürde sind dazu zu weit vorgeschritten. Man liebt den Frieden. Man glaubt an die friedliche Entwicklung aller Dinge. Auch sogar diejenigen Regierungen, welche dem Zeitgeist nur die allergeringsten Concessionen machen, suchen wenigstens immer den Schein zu bewahren, als wären sie dem Fortschritt hold — und überall geht es so, wenn auch ziemlich unmerklich, gleich dem Wachsthum der Eiche allmählich vorwärts. An diese friedliche Erfüllung ihrer Wünsche, einer Entfaltung segensreicher Zustände gleichsam von innen heraus glauben die meisten politischen Parteien in Deutschland — und von ihrem Standpunkt aus die Sache besehen, muß man es mit glauben — und so sind, wie gesagt, gar keine

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/84>, abgerufen am 24.11.2024.