Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Beeren gekeltert und zu Most und Wein gemachet werden. Hopf-fen giebt es auch noch hin und her zur Noth. Nicht weniger ist an vielen Orten dieser Fichtelbergischen Gegend ein feiner Vorrath an allerley Garten-Obst-Bäumen/ nehmlich mancherley Arten von Aepffeln/ Birnen/ Welschen- und Zeller-Nüßen/ Zwespen/ Spie- lingen/ Pflaumen/ schwartz- und rothen süßen Kirschen/ (die so gar in vielen Dörffern an denen Rheinen stehen/) Amarellen/ sauern Kirschen oder Weichseln. Allerley Arten von Johannis- und Kloster- oder Stachel-Beeren seynd in denen Gärten in ziemlicher Anzahl anzutreffen/ und was dergleichen fruchtbare Bäume und Staudten mehr seynd/ welche alle zu erzehlen dieses Ortes nicht ist. Steigen wir wieder auf unser Gebürg/ und beschauen daselbst2) Wurtzeln und Kräu- tern. den Erd-Boden/ so kan man mehrentheils wegen der unbeschreib- lichen Menge der schwartzen- und rothen Heidel-Beeren/ (deren die letzten hier zu Lande Breußel-Beeren genannt werden/) kaum einen Fuß setzen/ und einen Schritt ferner thun: Beede bringen so wohl die Kräuter-Weiber häuffig zu Marcke/ als auch daß sich das Land-Volck solcher selbsten bedienet/ und vornehmlich die rothen mit Eßig einmachet/ solche des Winters als eine Delicatesse zu ge- niessen/ wiewohl sie auch mit Wein-Eßig und Zucker eingemacht auff vornehmer Leute Tafeln verspeiset werden. Die rothen Moos-Beeren findet man im Frühling/ wann der Schnee ge- schmoltzen unter dem Moos. Uber diese alle giebt es in denen größten Wildnüssen häuffig auch rothe Erd-Him- oder Hohl- und Brom-Beeren/ welche sämbtlich sowohl annehmlich zu es- sen/ als auch denen feiltragenden Bauers-Weibern zu ihrer Nah- rung behülfflich seynd. Sonsten giebt es im Frühling/ wann es einige Zeit geregnet/ und hernach die Sonne warm scheinet/ auf unsern Gebürgen und Wäldern Spitz- und Stockmorgeln/ welche aufgedörret/ hernach auf unterschiedliche Weise zugerichtet grosse Herren gerne auf ihre Taffeln bringen lassen/ die letztern wachsen auch zuweiln im Herbst/ zu welcher Zeit auch die Röthling und Brätling oder Herbstling/ im Sommer aber die gelben Pfiffer- linge oder Eyerschwämme herfür kommen/ so allerseits nebst de- nen Buchschwämmen und sogenannten Steinpilsen von gutem Geschmack N
Beſchreibung des Fichtelbergs. Beeren gekeltert und zu Moſt und Wein gemachet werden. Hopf-fen giebt es auch noch hin und her zur Noth. Nicht weniger iſt an vielen Orten dieſer Fichtelbergiſchen Gegend ein feiner Vorrath an allerley Garten-Obſt-Baͤumen/ nehmlich mancherley Arten von Aepffeln/ Birnen/ Welſchen- und Zeller-Nuͤßen/ Zweſpen/ Spie- lingen/ Pflaumen/ ſchwartz- und rothen ſuͤßen Kirſchen/ (die ſo gar in vielen Doͤrffern an denen Rheinen ſtehen/) Amarellen/ ſauern Kirſchen oder Weichſeln. Allerley Arten von Johannis- und Kloſter- oder Stachel-Beeren ſeynd in denen Gaͤrten in ziemlicher Anzahl anzutreffen/ und was dergleichen fruchtbare Baͤume und Staudten mehr ſeynd/ welche alle zu erzehlen dieſes Ortes nicht iſt. Steigen wir wieder auf unſer Gebuͤrg/ und beſchauen daſelbſt2) Wurtzeln und Kraͤu- tern. den Erd-Boden/ ſo kan man mehrentheils wegen der unbeſchreib- lichen Menge der ſchwartzen- und rothen Heidel-Beeren/ (deren die letzten hier zu Lande Breußel-Beeren genannt werden/) kaum einen Fuß ſetzen/ und einen Schritt ferner thun: Beede bringen ſo wohl die Kraͤuter-Weiber haͤuffig zu Marcke/ als auch daß ſich das Land-Volck ſolcher ſelbſten bedienet/ und vornehmlich die rothen mit Eßig einmachet/ ſolche des Winters als eine Delicateſſe zu ge- nieſſen/ wiewohl ſie auch mit Wein-Eßig und Zucker eingemacht auff vornehmer Leute Tafeln verſpeiſet werden. Die rothen Moos-Beeren findet man im Fruͤhling/ wann der Schnee ge- ſchmoltzen unter dem Moos. Uber dieſe alle giebt es in denen groͤßten Wildnuͤſſen haͤuffig auch rothe Erd-Him- oder Hohl- und Brom-Beeren/ welche ſaͤmbtlich ſowohl annehmlich zu eſ- ſen/ als auch denen feiltragenden Bauers-Weibern zu ihrer Nah- rung behuͤlfflich ſeynd. Sonſten giebt es im Fruͤhling/ wann es einige Zeit geregnet/ und hernach die Sonne warm ſcheinet/ auf unſern Gebuͤrgen und Waͤldern Spitz- und Stockmorgeln/ welche aufgedoͤrret/ hernach auf unterſchiedliche Weiſe zugerichtet groſſe Herren gerne auf ihre Taffeln bringen laſſen/ die letztern wachſen auch zuweiln im Herbſt/ zu welcher Zeit auch die Roͤthling und Braͤtling oder Herbſtling/ im Sommer aber die gelben Pfiffer- linge oder Eyerſchwaͤmme herfuͤr kommen/ ſo allerſeits nebſt de- nen Buchſchwaͤmmen und ſogenannten Steinpilſen von gutem Geſchmack N
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Beeren gekeltert und zu Moſt und Wein gemachet werden. Hopf-
fen giebt es auch noch hin und her zur Noth. Nicht weniger iſt an
vielen Orten dieſer Fichtelbergiſchen Gegend ein feiner Vorrath
an allerley Garten-Obſt-Baͤumen/ nehmlich mancherley Arten von
Aepffeln/ Birnen/ Welſchen- und Zeller-Nuͤßen/ Zweſpen/ Spie-
lingen/ Pflaumen/ ſchwartz- und rothen ſuͤßen Kirſchen/ (die ſo
gar in vielen Doͤrffern an denen Rheinen ſtehen/) Amarellen/ ſauern
Kirſchen oder Weichſeln. Allerley Arten von Johannis- und
Kloſter- oder Stachel-Beeren ſeynd in denen Gaͤrten in ziemlicher
Anzahl anzutreffen/ und was dergleichen fruchtbare Baͤume und
Staudten mehr ſeynd/ welche alle zu erzehlen dieſes Ortes nicht
iſt. Steigen wir wieder auf unſer Gebuͤrg/ und beſchauen daſelbſt
den Erd-Boden/ ſo kan man mehrentheils wegen der unbeſchreib-
lichen Menge der ſchwartzen- und rothen Heidel-Beeren/ (deren
die letzten hier zu Lande Breußel-Beeren genannt werden/) kaum
einen Fuß ſetzen/ und einen Schritt ferner thun: Beede bringen ſo
wohl die Kraͤuter-Weiber haͤuffig zu Marcke/ als auch daß ſich
das Land-Volck ſolcher ſelbſten bedienet/ und vornehmlich die rothen
mit Eßig einmachet/ ſolche des Winters als eine Delicateſſe zu ge-
nieſſen/ wiewohl ſie auch mit Wein-Eßig und Zucker eingemacht
auff vornehmer Leute Tafeln verſpeiſet werden. Die rothen
Moos-Beeren findet man im Fruͤhling/ wann der Schnee ge-
ſchmoltzen unter dem Moos. Uber dieſe alle giebt es in denen
groͤßten Wildnuͤſſen haͤuffig auch rothe Erd-Him- oder Hohl-
und Brom-Beeren/ welche ſaͤmbtlich ſowohl annehmlich zu eſ-
ſen/ als auch denen feiltragenden Bauers-Weibern zu ihrer Nah-
rung behuͤlfflich ſeynd. Sonſten giebt es im Fruͤhling/ wann es
einige Zeit geregnet/ und hernach die Sonne warm ſcheinet/ auf
unſern Gebuͤrgen und Waͤldern Spitz- und Stockmorgeln/ welche
aufgedoͤrret/ hernach auf unterſchiedliche Weiſe zugerichtet groſſe
Herren gerne auf ihre Taffeln bringen laſſen/ die letztern wachſen
auch zuweiln im Herbſt/ zu welcher Zeit auch die Roͤthling und
Braͤtling oder Herbſtling/ im Sommer aber die gelben Pfiffer-
linge oder Eyerſchwaͤmme herfuͤr kommen/ ſo allerſeits nebſt de-
nen Buchſchwaͤmmen und ſogenannten Steinpilſen von gutem
Geſchmack
2) Wurtzeln
und Kraͤu-
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