Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. ausgehöhlet/ und so hoch/ daß eine Piqve darinnen aufgestecketwerden kan/ so weit aber mit ziemlichen Licht/ daß eine Compagnie zu Pferd und zwey zu Fuß/ darinnen halten und stehen können. Man kan mit Kutschen hinein fahren und darinnen wieder umkeh- ren/ und begreifft 75. Schritt in die Länge. Es hat dieser sehens- würdige durchhöhlete Felß alsbald im Eingang einen Weyhe- Keßel/ d. i. ein in Stein gehauen oder durch Kunst der Natur ge- bildet Cisternlein einer Viertel Ellen tieff und 2. Ellen von der Er- dem empor/ in welches oben aus dem Felsen sonst stetigs ein klei- nes Brünnlein rinnet/ welches aber bey heuriger fast übernatür- licher Dürre ausgetrocknet: kan seyn/ daß die Heyden allda ihre Lustrationes gehabt/ juxta illud Senecae: Nunc lavabo, ut rem divi- nam faciam. 9.) Wann man durch jetzt-besagten Felsen hindurch ist/ Schlößer
Beſchreibung des Fichtelbergs. ausgehoͤhlet/ und ſo hoch/ daß eine Piqve darinnen aufgeſtecketwerden kan/ ſo weit aber mit ziemlichen Licht/ daß eine Compagnie zu Pferd und zwey zu Fuß/ darinnen halten und ſtehen koͤnnen. Man kan mit Kutſchen hinein fahren und darinnen wieder umkeh- ren/ und begreifft 75. Schritt in die Laͤnge. Es hat dieſer ſehens- wuͤrdige durchhoͤhlete Felß alsbald im Eingang einen Weyhe- Keßel/ d. i. ein in Stein gehauen oder durch Kunſt der Natur ge- bildet Ciſternlein einer Viertel Ellen tieff und 2. Ellen von der Er- dem empor/ in welches oben aus dem Felſen ſonſt ſtetigs ein klei- nes Bruͤnnlein rinnet/ welches aber bey heuriger faſt uͤbernatuͤr- licher Duͤrre ausgetrocknet: kan ſeyn/ daß die Heyden allda ihre Luſtrationes gehabt/ juxta illud Senecæ: Nunc lavabo, ut rem divi- nam faciam. 9.) Wann man durch jetzt-beſagten Felſen hindurch iſt/ Schloͤßer
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
ausgehoͤhlet/ und ſo hoch/ daß eine Piqve darinnen aufgeſtecket
werden kan/ ſo weit aber mit ziemlichen Licht/ daß eine Compagnie
zu Pferd und zwey zu Fuß/ darinnen halten und ſtehen koͤnnen.
Man kan mit Kutſchen hinein fahren und darinnen wieder umkeh-
ren/ und begreifft 75. Schritt in die Laͤnge. Es hat dieſer ſehens-
wuͤrdige durchhoͤhlete Felß alsbald im Eingang einen Weyhe-
Keßel/ d. i. ein in Stein gehauen oder durch Kunſt der Natur ge-
bildet Ciſternlein einer Viertel Ellen tieff und 2. Ellen von der Er-
dem empor/ in welches oben aus dem Felſen ſonſt ſtetigs ein klei-
nes Bruͤnnlein rinnet/ welches aber bey heuriger faſt uͤbernatuͤr-
licher Duͤrre ausgetrocknet: kan ſeyn/ daß die Heyden allda ihre
Luſtrationes gehabt/ juxta illud Senecæ: Nunc lavabo, ut rem divi-
nam faciam.
9.) Wann man durch jetzt-beſagten Felſen hindurch iſt/
durch das hohle Loch/ kommet man nicht weit davon zu einer
andern und noch weit verwunderlichern Felſen-Krufft/ die man
von Alters her das Wizze-Loch nennet/ wohinein als zur Thuͤr
ein Mann auffgerichtet ſelbander gehen/ oder ein Pferd gefuͤhret
werden kan/ hat gleicher Geſtalt eine große Capacitaͤt/ ſintemahl
man Kuͤhe und Kaͤlber darein ſtellen/ hacken und backen/ ſticken
und flicken kan/ und ſuchet die Nachbarſchafft in bellicis tumulti-
bus ihre Retirade allda/ maſſen man im Fall der Noth nur mit
einer Hand voll ſo zu reden behertzt und bewerther Mannſchafft
einer gantzen Armee Anlauff genugſam Reſiſtenz thun koͤnte/ umb
der ungaͤngigen Wege und unerſteiglichen Beyfelßen wegen. Man
kan in der Hoͤhle ſo weit in einem Stuͤck forthgehen/ als weit
vom Bayreuthiſchen Obern-biß zum Untern-Thore uͤber 500.
Schritt lang. Es hat vornen und in der mitten große Plaͤtze/
Steine/ wie Altaͤre mit hohlen Zapffen groß und klein/ und
werden die Frembden mit Laternen hin und wieder gefuͤhret; das
bloſſe rinnende Waſſer lapideſcirt darinnen. Der andern Hoͤh-
len zwiſchen Muggendorff und Streitberg/ worinnen Cryſtallen/
helle Bronnen/ und groſſe Todten-Knochen anzutreffen/ (wie
auch der haͤuffig in dieſem Burggrafthum oberhalb Gebuͤrgs ehe-
mahls geweſenen Wahlfarten/ Capellen/ Cloͤſter/ Kirchen und
Schloͤßer
Wizze-Loch.
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