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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
leihen will/ gehet sie hin und her im Haus/ ob sie etwas erwischen
möchte/ wann sie aber nichts bekommen kan/ so kommet der Nutzen
wieder.

Andere stossen Weyrauch/ Myrrhen/ und rothen Knoblauch
an einem Donnerstag zu gleichen Theilen untereinander/ geben sol-
ches dem Viehe nach Mittag/ wann es ausgehen will; sie nehmen
nemlich einen neuen Leib Brod/ schneiden 3. Bißlein davon/ streuen
darauf ein wenig Saltz/ und legen ein wenig von obigem darauf/ und
geben es also dem Viehe/ hernach ausgetrieben.

Wann sie an einem verdächtigen Nachbarn wohnen/ und sichEin Praeser-
vativ
wider
alle Zaube-
rey vor
Menschen
und Viehe.

Zauberey besorgen/ nehmen sie Johannis-Kraut/ d. i. Hypericon,
des edlen Dorants im abnehmenden Mond gegraben/ gleiche Thei-
le/ und legen bißweilen auch Beyfuß dazu/ dieses alles hencken sie in
4. Winckeln des Hauses/ in Stuben/ Cammern/ und Keller/ legen
es in das Bette/ und tragen es am Halß/ gebrauchen auch alle 8. Ta-
ge eine Messerspitzen voll innerlich/ und geben es dem Viehe mit
Saltz vermischet/ so achten sie sich vor aller Zauberey gantz sicher zu
seyn.

Etliche persvadiren sich zu erfahren/ was das Jahr durch pas-Horchen
gehen.

siren werde/ wann sie in der Chrift-Nacht umb 12. Uhr sich auf einen
Scheide- oder Creutz-Weg stellen/ und also eine Stunde lang Stock
stille stehen/ ohne etwas zu reden/ da sich dann alles vor ihren Augen
und Ohren praesentiren solle/ was dasselbe Jahr an Krieg/ Theurung/
Pest/ und dergleichen sich zutragen werde. Welchen Fürwitz sie
das Horchen gehen nennen.

Etliche Bauersleute halten auch steiff und fest auf die 12. Näch-12. Rächte.
te/ und die 3. Wieder-Nächte/ weil aber solche andere Völcker mit de-
nen Fichtelbergern gemein haben/ will ich mich damit nicht aufhal-
ten. Jedoch muß man sich wundern/ daß die Bauern in diesem Stü-
cke weit richtiger prognosticiren/ als die Calendermacher.

Damit ich mich aber mit abergläubischen Sachen nicht längerWann die
Kühe ver-
seyhen/ daß
sie wieder
viel Milch
geben.

aufhalte/ sondern auch etwas Nutzbares und in das Haushalten dien-
liches anbringe/ will ich dasjenige mittheilen/ das ich observirt habe/
wie die Fichtelbergische Bauern-Weiber die Milch der Kühen
zu vermehren
pflegen. Sie nehmen nehmlich die Schellwurtz

mit
U 2

Beſchreibung des Fichtelbergs.
leihen will/ gehet ſie hin und her im Haus/ ob ſie etwas erwiſchen
moͤchte/ wann ſie aber nichts bekommen kan/ ſo kommet der Nutzen
wieder.

Andere ſtoſſen Weyrauch/ Myrrhen/ und rothen Knoblauch
an einem Donnerſtag zu gleichen Theilen untereinander/ geben ſol-
ches dem Viehe nach Mittag/ wann es ausgehen will; ſie nehmen
nemlich einen neuen Leib Brod/ ſchneiden 3. Bißlein davon/ ſtreuen
darauf ein wenig Saltz/ und legen ein wenig von obigem darauf/ und
geben es alſo dem Viehe/ hernach ausgetrieben.

Wann ſie an einem verdaͤchtigen Nachbarn wohnen/ und ſichEin Præſer-
vativ
wider
alle Zaube-
rey vor
Menſchen
und Viehe.

Zauberey beſorgen/ nehmen ſie Johannis-Kraut/ d. i. Hypericon,
des edlen Dorants im abnehmenden Mond gegraben/ gleiche Thei-
le/ und legen bißweilen auch Beyfuß dazu/ dieſes alles hencken ſie in
4. Winckeln des Hauſes/ in Stuben/ Cammern/ und Keller/ legen
es in das Bette/ und tragen es am Halß/ gebrauchen auch alle 8. Ta-
ge eine Meſſerſpitzen voll innerlich/ und geben es dem Viehe mit
Saltz vermiſchet/ ſo achten ſie ſich vor aller Zauberey gantz ſicher zu
ſeyn.

Etliche perſvadiren ſich zu erfahren/ was das Jahr durch pas-Horchen
gehen.

ſiren werde/ wann ſie in der Chrift-Nacht umb 12. Uhr ſich auf einen
Scheide- oder Creutz-Weg ſtellen/ und alſo eine Stunde lang Stock
ſtille ſtehen/ ohne etwas zu reden/ da ſich dann alles vor ihren Augen
und Ohren præſentiren ſolle/ was daſſelbe Jahr an Krieg/ Theurung/
Peſt/ und dergleichen ſich zutragen werde. Welchen Fuͤrwitz ſie
das Horchen gehen nennen.

Etliche Bauersleute halten auch ſteiff und feſt auf die 12. Naͤch-12. Raͤchte.
te/ und die 3. Wieder-Naͤchte/ weil aber ſolche andere Voͤlcker mit de-
nen Fichtelbergern gemein haben/ will ich mich damit nicht aufhal-
ten. Jedoch muß man ſich wundern/ daß die Bauern in dieſem Stuͤ-
cke weit richtiger prognoſticiren/ als die Calendermacher.

Damit ich mich aber mit aberglaͤubiſchen Sachen nicht laͤngerWann die
Kuͤhe ver-
ſeyhen/ daß
ſie wieder
viel Milch
geben.

aufhalte/ ſondern auch etwas Nutzbares und in das Haushalten dien-
liches anbringe/ will ich dasjenige mittheilen/ das ich obſervirt habe/
wie die Fichtelbergiſche Bauern-Weiber die Milch der Kuͤhen
zu vermehren
pflegen. Sie nehmen nehmlich die Schellwurtz

mit
U 2
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[155/0190] Beſchreibung des Fichtelbergs. leihen will/ gehet ſie hin und her im Haus/ ob ſie etwas erwiſchen moͤchte/ wann ſie aber nichts bekommen kan/ ſo kommet der Nutzen wieder. Andere ſtoſſen Weyrauch/ Myrrhen/ und rothen Knoblauch an einem Donnerſtag zu gleichen Theilen untereinander/ geben ſol- ches dem Viehe nach Mittag/ wann es ausgehen will; ſie nehmen nemlich einen neuen Leib Brod/ ſchneiden 3. Bißlein davon/ ſtreuen darauf ein wenig Saltz/ und legen ein wenig von obigem darauf/ und geben es alſo dem Viehe/ hernach ausgetrieben. Wann ſie an einem verdaͤchtigen Nachbarn wohnen/ und ſich Zauberey beſorgen/ nehmen ſie Johannis-Kraut/ d. i. Hypericon, des edlen Dorants im abnehmenden Mond gegraben/ gleiche Thei- le/ und legen bißweilen auch Beyfuß dazu/ dieſes alles hencken ſie in 4. Winckeln des Hauſes/ in Stuben/ Cammern/ und Keller/ legen es in das Bette/ und tragen es am Halß/ gebrauchen auch alle 8. Ta- ge eine Meſſerſpitzen voll innerlich/ und geben es dem Viehe mit Saltz vermiſchet/ ſo achten ſie ſich vor aller Zauberey gantz ſicher zu ſeyn. Ein Præſer- vativ wider alle Zaube- rey vor Menſchen und Viehe. Etliche perſvadiren ſich zu erfahren/ was das Jahr durch pas- ſiren werde/ wann ſie in der Chrift-Nacht umb 12. Uhr ſich auf einen Scheide- oder Creutz-Weg ſtellen/ und alſo eine Stunde lang Stock ſtille ſtehen/ ohne etwas zu reden/ da ſich dann alles vor ihren Augen und Ohren præſentiren ſolle/ was daſſelbe Jahr an Krieg/ Theurung/ Peſt/ und dergleichen ſich zutragen werde. Welchen Fuͤrwitz ſie das Horchen gehen nennen. Horchen gehen. Etliche Bauersleute halten auch ſteiff und feſt auf die 12. Naͤch- te/ und die 3. Wieder-Naͤchte/ weil aber ſolche andere Voͤlcker mit de- nen Fichtelbergern gemein haben/ will ich mich damit nicht aufhal- ten. Jedoch muß man ſich wundern/ daß die Bauern in dieſem Stuͤ- cke weit richtiger prognoſticiren/ als die Calendermacher. 12. Raͤchte. Damit ich mich aber mit aberglaͤubiſchen Sachen nicht laͤnger aufhalte/ ſondern auch etwas Nutzbares und in das Haushalten dien- liches anbringe/ will ich dasjenige mittheilen/ das ich obſervirt habe/ wie die Fichtelbergiſche Bauern-Weiber die Milch der Kuͤhen zu vermehren pflegen. Sie nehmen nehmlich die Schellwurtz mit Wann die Kuͤhe ver- ſeyhen/ daß ſie wieder viel Milch geben. U 2

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/190>, abgerufen am 23.11.2024.