Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. mit sambt dem Kraut/ und gebens denen versiehenen Kühen zu essen/so geben sie viel Milch. Oder aber Gundelreben/ so geschicht es Vor den Viehe- Sterb.auch. Wann aber ein Sterben unter das Viehe kommet/ stossen sie Schnecken-Häuser und Weißwurtz zu Pulver/ und gebens dem Viehe etliche mahl zu trincken. Krancken Geißen oder Ziegen a- ber geben sie gestoßene Krebs-Schalen/ es hilfft auch. zu löschen. Wann an denen Pfältzischen Grentzen Feuer auskame/ pflegte Ein Pfältzischer Soldat aber nahm nur ein gantzes Hembd vor Feuers- Noth. Uber dieses lehrete ein Ziegäuner folgendes bewerthes Stück- nes Stücke Viehe wie- der zu be- kommen. Es geschiehet gar offt/ daß sich auf dem Hohen Gebürg/ wohin und
Beſchreibung des Fichtelbergs. mit ſambt dem Kraut/ und gebens denen verſiehenen Kuͤhen zu eſſen/ſo geben ſie viel Milch. Oder aber Gundelreben/ ſo geſchicht es Vor den Viehe- Sterb.auch. Wann aber ein Sterben unter das Viehe kommet/ ſtoſſen ſie Schnecken-Haͤuſer und Weißwurtz zu Pulver/ und gebens dem Viehe etliche mahl zu trincken. Krancken Geißen oder Ziegen a- ber geben ſie geſtoßene Krebs-Schalen/ es hilfft auch. zu loͤſchen. Wann an denen Pfaͤltziſchen Grentzen Feuer auskame/ pflegte Ein Pfaͤltziſcher Soldat aber nahm nur ein gantzes Hembd vor Feuers- Noth. Uber dieſes lehrete ein Ziegaͤuner folgendes bewerthes Stuͤck- nes Stuͤcke Viehe wie- der zu be- kommen. Es geſchiehet gar offt/ daß ſich auf dem Hohen Gebuͤrg/ wohin und
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
mit ſambt dem Kraut/ und gebens denen verſiehenen Kuͤhen zu eſſen/
ſo geben ſie viel Milch. Oder aber Gundelreben/ ſo geſchicht es
auch. Wann aber ein Sterben unter das Viehe kommet/ ſtoſſen
ſie Schnecken-Haͤuſer und Weißwurtz zu Pulver/ und gebens dem
Viehe etliche mahl zu trincken. Krancken Geißen oder Ziegen a-
ber geben ſie geſtoßene Krebs-Schalen/ es hilfft auch.
Vor den
Viehe-
Sterb.
Wann an denen Pfaͤltziſchen Grentzen Feuer auskame/ pflegte
ein Jaͤger ein Buͤndelein in das Feuer zu werffen/ ſo verloſche es
gleich/ ſeinem Sagen nach/ ſolle es hierinnen beſtehen: Er verbren-
nete einen rocken Leib Brod/ biß es ſchwartz ward/ ſtieße ihn zu Pul-
ver/ thaͤte ein wenig Stuben-Auskehrig/ und das Boͤtzig aus einer
Meßer-Scheiden geklopfft dazu/ bande es in ein Buͤndelein/ und
wurffe es in die Brunſt.
Ein Pfaͤltziſcher Soldat aber nahm nur ein gantzes Hembd
von einer Magd/ worinnen ihr Menſtruum war/ oder ein beflecktes
Leilach von einer Kindbetterin/ und wurffe es ſtillſchweigends zu-
ſammen gewickelt in das Feuer/ ſo verloſche es zur Hand.
Uber dieſes lehrete ein Ziegaͤuner folgendes bewerthes Stuͤck-
lein. Man ſolle Morgends oder Abends ein Kohl-ſchwartzes Huhn
aus dem Neſt nehmen/ ſolchem den Halß abſchneiden/ auf die Er-
den werffen/ und den Magen gantz aus dem Leibe ſchneiden/ aber
nichts daraus nehmen/ ſondern alles beyſammen bleiben laſſen.
Alsdann ſolle man den Magen in ein Stuͤcklein Menſtruoſiſches
Hembd/ wo es am meiſten iſt/ eines Teller breits von einem noch un-
fehlbar reinen Jungfraͤulein wickeln ſambt einem Ey/ das gantz ge-
wiß an einem Gruͤnendonnerſtag gelegt worden/ dieſe 3. Stuͤck mit
Wachs umgeben/ in ein Achtels-Maaß Haͤfelein thun/ und wohl
verdecket unter ſeine Hausſchwelle vergraben/ ſo ſeye man mit GOt-
tes Huͤlffe unfehlbar/ weil ein Stecken vom Haus ſtehe/ vor aller
Feuers-Gefahr ſicher/ wann gleich hinten u. vornen alles verbrenne.
Es geſchiehet gar offt/ daß ſich auf dem Hohen Gebuͤrg/ wohin
die Fichtelberger Bauern ihr Viehe zur Weyde treiben/ ein oder an-
ders Stuͤck in der groſſen Wildnuͤß verirret/ und nicht wiederum zu
Hauſe kommet/ da ſeynd ſie dann hurtig her/ und nehmen den Strick
oder die Kette/ woran das Viehe im Stalle ſie anzuhangen pflegen/
und
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