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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Caspar Bruschens
Beschreibung
der Stadt Eger.

NAchdem der Poet Ovidius, da er die Bücher/ wie man
künstlich buhlen solle/ geschrieben hatte/ nicht allein von
Rom/ seinem lieben Vaterland/ sondern ausserhalb des
gantzen Römischen Reichs Grentzen/ in Tomos, eine
Stadt in Ponto gelegen/ unter die Scythen und Feinde der Rö-
mer von Kayser Augusto relegirt/ und weggeschicket wurde/ schrieb
er zu Zeiten seinen guten Freunden wiederum gen Rom/ beklaget
sich seines Elendes/ daß er vielleicht ewiglich müste nun seines lieben
Vaterlands entbehren. Und in solche Klag mischet er mit ein/ wie
ein lieblich Ding es sey ums Vaterland/ lobet dasselbe/ und ver-
flucht und schielt die grobe/ kalt und unfreundliche Art/ so in Ponto
unter den Scythen und Tartarn war/ und mit solchen Kurtzweilen/
gleichsam mit einer Artzney/ vermeynet er sein Elend und Jammer
zum theil zu lindern und zu stillen.

Gleich eben diese Lust und Begierde gegen dem Vaterland/
so GOtt und die Natur in unsere Hertzen wunderbarlich gesetzet
und gestecket hat/ gleich eben diese Lieblichkeit und holdselige Ge-
dächtnüß des Vaterlands (von der der Poet nicht allein saget/ son-
dern die auch so hoch verwundert und preiset/) zwingt und verur-
sacht mich auch wiederum zu meiner lieben Heimat zu gehen/ und wei-
ter zu erhohlen und zu repetiren dasjenige/ so ich verhoffe/ es werde ge-
meldtem meinem Vaterland/ welches bißher wenig bekant gewe-
sen/ zu Lob/ Ehren und Zierde gereichen: welches dann auch mein
liebes Heimat (wie ich wohl weiß/) freundlicher Meynung wird von
mir gern/ williglich und mit Danck empfahen.

Eger unter den Böhmischen Städten nicht die geringste/ istEger/ wo es
liegt?

wohl nicht innerhalb dem Böhmischen Gebürg oder dem Wald/
(so gantz Böhmen nicht anders/ dann wie eine Ring-Mauer eine

Stadt
X 2
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Caſpar Bruſchens
Beſchreibung
der Stadt Eger.

NAchdem der Poet Ovidius, da er die Buͤcher/ wie man
kuͤnſtlich buhlen ſolle/ geſchrieben hatte/ nicht allein von
Rom/ ſeinem lieben Vaterland/ ſondern auſſerhalb des
gantzen Roͤmiſchen Reichs Grentzen/ in Tomos, eine
Stadt in Ponto gelegen/ unter die Scythen und Feinde der Roͤ-
mer von Kayſer Auguſto relegirt/ und weggeſchicket wurde/ ſchrieb
er zu Zeiten ſeinen guten Freunden wiederum gen Rom/ beklaget
ſich ſeines Elendes/ daß er vielleicht ewiglich muͤſte nun ſeines lieben
Vaterlands entbehren. Und in ſolche Klag miſchet er mit ein/ wie
ein lieblich Ding es ſey ums Vaterland/ lobet daſſelbe/ und ver-
flucht und ſchielt die grobe/ kalt und unfreundliche Art/ ſo in Ponto
unter den Scythen und Tartarn war/ und mit ſolchen Kurtzweilen/
gleichſam mit einer Artzney/ vermeynet er ſein Elend und Jammer
zum theil zu lindern und zu ſtillen.

Gleich eben dieſe Luſt und Begierde gegen dem Vaterland/
ſo GOtt und die Natur in unſere Hertzen wunderbarlich geſetzet
und geſtecket hat/ gleich eben dieſe Lieblichkeit und holdſelige Ge-
daͤchtnuͤß des Vaterlands (von der der Poet nicht allein ſaget/ ſon-
dern die auch ſo hoch verwundert und preiſet/) zwingt und verur-
ſacht mich auch wiederum zu meiner lieben Heimat zu gehen/ und wei-
ter zu erhohlen und zu repetiren dasjenige/ ſo ich verhoffe/ es werde ge-
meldtem meinem Vaterland/ welches bißher wenig bekant gewe-
ſen/ zu Lob/ Ehren und Zierde gereichen: welches dann auch mein
liebes Heimat (wie ich wohl weiß/) freundlicher Meynung wird von
mir gern/ williglich und mit Danck empfahen.

Eger unter den Boͤhmiſchen Staͤdten nicht die geringſte/ iſtEger/ wo es
liegt?

wohl nicht innerhalb dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg oder dem Wald/
(ſo gantz Boͤhmen nicht anders/ dann wie eine Ring-Mauer eine

Stadt
X 2
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[163/0198] Beſchreibung des Fichtelbergs. Caſpar Bruſchens Beſchreibung der Stadt Eger. NAchdem der Poet Ovidius, da er die Buͤcher/ wie man kuͤnſtlich buhlen ſolle/ geſchrieben hatte/ nicht allein von Rom/ ſeinem lieben Vaterland/ ſondern auſſerhalb des gantzen Roͤmiſchen Reichs Grentzen/ in Tomos, eine Stadt in Ponto gelegen/ unter die Scythen und Feinde der Roͤ- mer von Kayſer Auguſto relegirt/ und weggeſchicket wurde/ ſchrieb er zu Zeiten ſeinen guten Freunden wiederum gen Rom/ beklaget ſich ſeines Elendes/ daß er vielleicht ewiglich muͤſte nun ſeines lieben Vaterlands entbehren. Und in ſolche Klag miſchet er mit ein/ wie ein lieblich Ding es ſey ums Vaterland/ lobet daſſelbe/ und ver- flucht und ſchielt die grobe/ kalt und unfreundliche Art/ ſo in Ponto unter den Scythen und Tartarn war/ und mit ſolchen Kurtzweilen/ gleichſam mit einer Artzney/ vermeynet er ſein Elend und Jammer zum theil zu lindern und zu ſtillen. Gleich eben dieſe Luſt und Begierde gegen dem Vaterland/ ſo GOtt und die Natur in unſere Hertzen wunderbarlich geſetzet und geſtecket hat/ gleich eben dieſe Lieblichkeit und holdſelige Ge- daͤchtnuͤß des Vaterlands (von der der Poet nicht allein ſaget/ ſon- dern die auch ſo hoch verwundert und preiſet/) zwingt und verur- ſacht mich auch wiederum zu meiner lieben Heimat zu gehen/ und wei- ter zu erhohlen und zu repetiren dasjenige/ ſo ich verhoffe/ es werde ge- meldtem meinem Vaterland/ welches bißher wenig bekant gewe- ſen/ zu Lob/ Ehren und Zierde gereichen: welches dann auch mein liebes Heimat (wie ich wohl weiß/) freundlicher Meynung wird von mir gern/ williglich und mit Danck empfahen. Eger unter den Boͤhmiſchen Staͤdten nicht die geringſte/ iſt wohl nicht innerhalb dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg oder dem Wald/ (ſo gantz Boͤhmen nicht anders/ dann wie eine Ring-Mauer eine Stadt Eger/ wo es liegt? X 2

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/198>, abgerufen am 23.11.2024.