Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Stadt umgiebet/) sondern an den Grentzen desselben Gebürgs undWalds in der alten Nariscen Land/ auf einem fast fruchtbaren und lustigen Boden gelegen. Diese Stadt von wem sie ihren Ur- sprung habe/ oder von wem sie zu bauen sey angefangen worden/ Warum man nicht weiß/ wenn und von wem Eger erbauet?kan Niemand eigendlich und vor gewiß sagen. Die Ursach solcher Unwissenheit/ wie ich in alten Schrifften funden/ und gelesen hab/ ist eine jämmerliche Brunst; denn als man gezehlet hat nach Chri- sti unsers HErrn Geburt 1270. Jahr/ am 16. Tag des Mayen/ ist die Stadt auf den Boden hinweg gebrannt/ und jämmerlich ver- dorben. Jn dieser Brunst seynd auch bey anderthalb hundert Per- sonen/ Weibs- und Manns-Bilder/ ja auch Privilegia, Brief/ und andere Schätze und Güther umkommen. Dieser Jammer und Schaden hat vielleicht auch das jeni- Nun acht ich aber gäntzlich/ die Stadt Eger sey von ge- Bayern
Beſchreibung des Fichtelbergs. Stadt umgiebet/) ſondern an den Grentzen deſſelben Gebuͤrgs undWalds in der alten Nariſcen Land/ auf einem faſt fruchtbaren und luſtigen Boden gelegen. Dieſe Stadt von wem ſie ihren Ur- ſprung habe/ oder von wem ſie zu bauen ſey angefangen worden/ Warum man nicht weiß/ wenn und von wem Eger erbauet?kan Niemand eigendlich und vor gewiß ſagen. Die Urſach ſolcher Unwiſſenheit/ wie ich in alten Schrifften funden/ und geleſen hab/ iſt eine jaͤmmerliche Brunſt; denn als man gezehlet hat nach Chri- ſti unſers HErrn Geburt 1270. Jahr/ am 16. Tag des Mayen/ iſt die Stadt auf den Boden hinweg gebrannt/ und jaͤmmerlich ver- dorben. Jn dieſer Brunſt ſeynd auch bey anderthalb hundert Per- ſonen/ Weibs- und Manns-Bilder/ ja auch Privilegia, Brief/ und andere Schaͤtze und Guͤther umkommen. Dieſer Jammer und Schaden hat vielleicht auch das jeni- Nun acht ich aber gaͤntzlich/ die Stadt Eger ſey von ge- Bayern
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0199" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/> Stadt umgiebet/) ſondern an den Grentzen deſſelben Gebuͤrgs und<lb/> Walds in der alten Nariſcen Land/ auf einem faſt fruchtbaren und<lb/> luſtigen Boden gelegen. Dieſe Stadt von wem ſie ihren Ur-<lb/> ſprung habe/ oder von wem ſie zu bauen ſey angefangen worden/<lb/><note place="left">Warum<lb/> man nicht<lb/> weiß/ wenn<lb/> und von<lb/> wem Eger<lb/> erbauet?</note>kan Niemand eigendlich und vor gewiß ſagen. Die Urſach ſolcher<lb/> Unwiſſenheit/ wie ich in alten Schrifften funden/ und geleſen hab/<lb/> iſt eine jaͤmmerliche Brunſt; denn als man gezehlet hat nach Chri-<lb/> ſti unſers HErrn Geburt 1270. Jahr/ am 16. Tag des Mayen/ iſt<lb/> die Stadt auf den Boden hinweg gebrannt/ und jaͤmmerlich ver-<lb/> dorben. Jn dieſer Brunſt ſeynd auch bey anderthalb hundert Per-<lb/> ſonen/ Weibs- und Manns-Bilder/ ja auch <hi rendition="#aq">Privilegia,</hi> Brief/ und<lb/> andere Schaͤtze und Guͤther umkommen.</p><lb/> <p>Dieſer Jammer und Schaden hat vielleicht auch das jeni-<lb/> ge/ ſo im Stadt-Buch nach Gewohnheit/ von Urkund der Stadt<lb/> aufgezeichnet iſt geweſen/ verderbet/ und hinweg genommen;<lb/> doch hab ich in etlicher Cloͤſter alten und vor 400. Jahren geſchrie-<lb/><note place="left">Was Eger<lb/> erſtlich ge-<lb/> weſen?</note>benen Buͤchern und Schrifften gefunden/ nehmlich zu Waldſaſ-<lb/> ſen/ Speinshart/ Caſtel/ und Michelsfeld/ auch zu Rebdorff<lb/> bey Ayſtadt gelegen/ welches Kaͤyſer Friedrich/ Barbaroſſa ge-<lb/> nannt/ geſtifftet hat/ daß Eger ſey der Marggrafen von Vohen-<lb/> burg geweſt: das waren Fuͤrſten und Grafen zu Cham/ einer<lb/> Stadt am Regen/ in der obern Pfaltz/ faſt am Boͤhmer-Wald<lb/> gelegen/ ſie hatten ihre Wohnung und Reſidentz zu Vohenburg/<lb/> iſt ein herrlich Schloß/ und ein Marck in Beyern an der Do-<lb/> nau/ zwiſchen Jngolſtadt und Chelheim gelegen/ gehoͤret jetzt<lb/> Hertzog Ludwigen von Beyern zu.</p><lb/> <p>Nun acht ich aber gaͤntzlich/ die Stadt Eger ſey von ge-<lb/> meldten Fuͤrſten von Vohenburg/ auch zu bauen angefangen wor-<lb/><note place="left">Jſt vor 600.<lb/> Jahren ge-<lb/> weſen.</note>den; alſo daß Eger vor 600. Jahren ſchon waͤre eine Stadt ge-<lb/> weſen/ denn wie man ins <hi rendition="#aq">Aventini</hi> Auszug in ſeiner Cronick findet/<lb/> darinnen er/ wie ich einsmahls zu Regenſpurg geſehen/ vieler Fuͤr-<lb/> ſten und Graffen/ ſonderlich aber auch der Marggrafen von Vo-<lb/> henburg <hi rendition="#aq">Genealogiam</hi> erzehlet/ ſo ſeynd gemeldte Marggrafen ſehr<lb/> alte Fuͤrſten geweſt/ ſo hat auch ihr Stamm erſt vor vierthalb<lb/> hundert Jahren aufgehoͤrt/ und iſt ihr Land an die Fuͤrſten von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Bayern</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0199]
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Stadt umgiebet/) ſondern an den Grentzen deſſelben Gebuͤrgs und
Walds in der alten Nariſcen Land/ auf einem faſt fruchtbaren und
luſtigen Boden gelegen. Dieſe Stadt von wem ſie ihren Ur-
ſprung habe/ oder von wem ſie zu bauen ſey angefangen worden/
kan Niemand eigendlich und vor gewiß ſagen. Die Urſach ſolcher
Unwiſſenheit/ wie ich in alten Schrifften funden/ und geleſen hab/
iſt eine jaͤmmerliche Brunſt; denn als man gezehlet hat nach Chri-
ſti unſers HErrn Geburt 1270. Jahr/ am 16. Tag des Mayen/ iſt
die Stadt auf den Boden hinweg gebrannt/ und jaͤmmerlich ver-
dorben. Jn dieſer Brunſt ſeynd auch bey anderthalb hundert Per-
ſonen/ Weibs- und Manns-Bilder/ ja auch Privilegia, Brief/ und
andere Schaͤtze und Guͤther umkommen.
Warum
man nicht
weiß/ wenn
und von
wem Eger
erbauet?
Dieſer Jammer und Schaden hat vielleicht auch das jeni-
ge/ ſo im Stadt-Buch nach Gewohnheit/ von Urkund der Stadt
aufgezeichnet iſt geweſen/ verderbet/ und hinweg genommen;
doch hab ich in etlicher Cloͤſter alten und vor 400. Jahren geſchrie-
benen Buͤchern und Schrifften gefunden/ nehmlich zu Waldſaſ-
ſen/ Speinshart/ Caſtel/ und Michelsfeld/ auch zu Rebdorff
bey Ayſtadt gelegen/ welches Kaͤyſer Friedrich/ Barbaroſſa ge-
nannt/ geſtifftet hat/ daß Eger ſey der Marggrafen von Vohen-
burg geweſt: das waren Fuͤrſten und Grafen zu Cham/ einer
Stadt am Regen/ in der obern Pfaltz/ faſt am Boͤhmer-Wald
gelegen/ ſie hatten ihre Wohnung und Reſidentz zu Vohenburg/
iſt ein herrlich Schloß/ und ein Marck in Beyern an der Do-
nau/ zwiſchen Jngolſtadt und Chelheim gelegen/ gehoͤret jetzt
Hertzog Ludwigen von Beyern zu.
Was Eger
erſtlich ge-
weſen?
Nun acht ich aber gaͤntzlich/ die Stadt Eger ſey von ge-
meldten Fuͤrſten von Vohenburg/ auch zu bauen angefangen wor-
den; alſo daß Eger vor 600. Jahren ſchon waͤre eine Stadt ge-
weſen/ denn wie man ins Aventini Auszug in ſeiner Cronick findet/
darinnen er/ wie ich einsmahls zu Regenſpurg geſehen/ vieler Fuͤr-
ſten und Graffen/ ſonderlich aber auch der Marggrafen von Vo-
henburg Genealogiam erzehlet/ ſo ſeynd gemeldte Marggrafen ſehr
alte Fuͤrſten geweſt/ ſo hat auch ihr Stamm erſt vor vierthalb
hundert Jahren aufgehoͤrt/ und iſt ihr Land an die Fuͤrſten von
Bayern
Jſt vor 600.
Jahren ge-
weſen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |