Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Bayern gefallen. Daß aber Eger zu einer Reichs-Stadt wor-den/ ist also zu gegangen: Es war ein Marggraff von Vohen- burg/ und Graf zu Cham/ Theobold oder Diepold genannt/ der hatte das gantze Egerland innen. Dieser Marckgraf war einEger eine Fürsten- Stadt. sehr frommer und Christlicher Fürst/ bauete von sonderlicher Liebe und Gunst wegen/ so er zur Religion trug/ und durch Trieb und steten Anliegen Loicardis seiner Mutter (so zu Castell im Closter begraben liegt/) eine Meilwegs von seiner Stadt Eger/ an einem Flüßlein/ die Wondera genannt/ als man zehlt nach Christi Geburt 1134. Jahr eine herrliche schöne Abtey Cisterci-Das Closter Waldsassen. enser Ordens/ nennet die Waldsassen/ denn etliche Brüder aus fremden Landen dahin kommen waren/ hätten ihnen allda in der Wildnüß eine Hütten gebauet/ u. vermeinten allda GOtt zu dienen. Er begabet auch solch Kloster reichlich und Fürstlich/ sparet kei- nen Kosten; (wie dann der herrlich neuerbauete Tempel allda kei- nem in Europa leichtlich weichet/) er hatte ein Fürstlich Gemahl/ war Hertzog Heinrichs von Bayern Tochter/ Frau Mechtildis genannt/ ein sehr fromm Gottsfürchtig und löblich Weib/ mit der zeuget er eine Tochter/ die nennet er Fräulein Adelheit: Und nach- dem es ein sehr schönes und züchtiges Fräulein war/ der Mutter an Erbarkeit der Sitten gantz nachschlug/ also/ daß sie auch allent- halben gelobet/ und gepriesen war/ begehrt ihr der Großthätig und theuere unüberwindliche Fürst und Herr/ Kayser Friedrich der Schwab/ welchen die Jtaliäner darum/ daß er einen rothen Bart trug/ Barbarossam nenneten/ zu einem Ehelichen Gemahl: und nach- dem die Heyrath bald bewilliget/ und beschlossen war/ ist diß Kay- serliche Beylager zu Eger in Gegenwart vieler Chur- und Für- sten/ Grafen und Herren/ aufs herrlichste und mit gewöhnlicher So- lennität gehalten worden/ als man zehlet nach Christi unsers Hey- landes Geburth 1179. Jahr. Die Heyrath war dermassen beschlos- sen/ daß Marggraf Diebold seiner Tochter Adelheiten die Stadt und das gantze Ländlein dazu gehörig/ (welches dazumahl ein son- der Fürstenthum war/ zu welchem Land viel gehöret/ das jetzt an- dere Herrschafft ihre Nachbarn inhaben und besitzen/) dazu auch die neue angefangene Abtey Waldsassen solte vermorgengaben; solches X 3
Beſchreibung des Fichtelbergs. Bayern gefallen. Daß aber Eger zu einer Reichs-Stadt wor-den/ iſt alſo zu gegangen: Es war ein Marggraff von Vohen- burg/ und Graf zu Cham/ Theobold oder Diepold genannt/ der hatte das gantze Egerland innen. Dieſer Marckgraf war einEger eine Fuͤrſten- Stadt. ſehr frommer und Chriſtlicher Fuͤrſt/ bauete von ſonderlicher Liebe und Gunſt wegen/ ſo er zur Religion trug/ und durch Trieb und ſteten Anliegen Loicardis ſeiner Mutter (ſo zu Caſtell im Cloſter begraben liegt/) eine Meilwegs von ſeiner Stadt Eger/ an einem Fluͤßlein/ die Wondera genannt/ als man zehlt nach Chriſti Geburt 1134. Jahr eine herrliche ſchoͤne Abtey Ciſterci-Das Cloſter Waldſaſſen. enſer Ordens/ nennet die Waldſaſſen/ denn etliche Bruͤder aus fremden Landen dahin kommen waren/ haͤtten ihnen allda in der Wildnuͤß eine Huͤtten gebauet/ u. vermeinten allda GOtt zu dienen. Er begabet auch ſolch Kloſter reichlich und Fuͤrſtlich/ ſparet kei- nen Koſten; (wie dann der herrlich neuerbauete Tempel allda kei- nem in Europa leichtlich weichet/) er hatte ein Fuͤrſtlich Gemahl/ war Hertzog Heinrichs von Bayern Tochter/ Frau Mechtildis genannt/ ein ſehr fromm Gottsfuͤrchtig und loͤblich Weib/ mit der zeuget er eine Tochter/ die nennet er Fraͤulein Adelheit: Und nach- dem es ein ſehr ſchoͤnes und zuͤchtiges Fraͤulein war/ der Mutter an Erbarkeit der Sitten gantz nachſchlug/ alſo/ daß ſie auch allent- halben gelobet/ und geprieſen war/ begehrt ihr der Großthaͤtig und theuere unuͤberwindliche Fuͤrſt und Herr/ Kayſer Friedrich der Schwab/ welchen die Jtaliaͤner darum/ daß er einen rothen Bart trug/ Barbaroſſam nenneten/ zu einem Ehelichen Gemahl: und nach- dem die Heyrath bald bewilliget/ und beſchloſſen war/ iſt diß Kay- ſerliche Beylager zu Eger in Gegenwart vieler Chur- und Fuͤr- ſten/ Grafen und Herren/ aufs herrlichſte und mit gewoͤhnlicher So- lennitaͤt gehalten worden/ als man zehlet nach Chriſti unſers Hey- landes Geburth 1179. Jahr. Die Heyrath war dermaſſen beſchloſ- ſen/ daß Marggraf Diebold ſeiner Tochter Adelheiten die Stadt und das gantze Laͤndlein dazu gehoͤrig/ (welches dazumahl ein ſon- der Fuͤrſtenthum war/ zu welchem Land viel gehoͤret/ das jetzt an- dere Herrſchafft ihre Nachbarn inhaben und beſitzen/) dazu auch die neue angefangene Abtey Waldſaſſen ſolte vermorgengaben; ſolches X 3
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Bayern gefallen. Daß aber Eger zu einer Reichs-Stadt wor-
den/ iſt alſo zu gegangen: Es war ein Marggraff von Vohen-
burg/ und Graf zu Cham/ Theobold oder Diepold genannt/ der
hatte das gantze Egerland innen. Dieſer Marckgraf war ein
ſehr frommer und Chriſtlicher Fuͤrſt/ bauete von ſonderlicher
Liebe und Gunſt wegen/ ſo er zur Religion trug/ und durch
Trieb und ſteten Anliegen Loicardis ſeiner Mutter (ſo zu Caſtell
im Cloſter begraben liegt/) eine Meilwegs von ſeiner Stadt Eger/
an einem Fluͤßlein/ die Wondera genannt/ als man zehlt nach
Chriſti Geburt 1134. Jahr eine herrliche ſchoͤne Abtey Ciſterci-
enſer Ordens/ nennet die Waldſaſſen/ denn etliche Bruͤder aus
fremden Landen dahin kommen waren/ haͤtten ihnen allda in der
Wildnuͤß eine Huͤtten gebauet/ u. vermeinten allda GOtt zu dienen.
Er begabet auch ſolch Kloſter reichlich und Fuͤrſtlich/ ſparet kei-
nen Koſten; (wie dann der herrlich neuerbauete Tempel allda kei-
nem in Europa leichtlich weichet/) er hatte ein Fuͤrſtlich Gemahl/
war Hertzog Heinrichs von Bayern Tochter/ Frau Mechtildis
genannt/ ein ſehr fromm Gottsfuͤrchtig und loͤblich Weib/ mit der
zeuget er eine Tochter/ die nennet er Fraͤulein Adelheit: Und nach-
dem es ein ſehr ſchoͤnes und zuͤchtiges Fraͤulein war/ der Mutter
an Erbarkeit der Sitten gantz nachſchlug/ alſo/ daß ſie auch allent-
halben gelobet/ und geprieſen war/ begehrt ihr der Großthaͤtig und
theuere unuͤberwindliche Fuͤrſt und Herr/ Kayſer Friedrich der
Schwab/ welchen die Jtaliaͤner darum/ daß er einen rothen Bart
trug/ Barbaroſſam nenneten/ zu einem Ehelichen Gemahl: und nach-
dem die Heyrath bald bewilliget/ und beſchloſſen war/ iſt diß Kay-
ſerliche Beylager zu Eger in Gegenwart vieler Chur- und Fuͤr-
ſten/ Grafen und Herren/ aufs herrlichſte und mit gewoͤhnlicher So-
lennitaͤt gehalten worden/ als man zehlet nach Chriſti unſers Hey-
landes Geburth 1179. Jahr. Die Heyrath war dermaſſen beſchloſ-
ſen/ daß Marggraf Diebold ſeiner Tochter Adelheiten die Stadt
und das gantze Laͤndlein dazu gehoͤrig/ (welches dazumahl ein ſon-
der Fuͤrſtenthum war/ zu welchem Land viel gehoͤret/ das jetzt an-
dere Herrſchafft ihre Nachbarn inhaben und beſitzen/) dazu auch
die neue angefangene Abtey Waldſaſſen ſolte vermorgengaben;
ſolches
Eger eine
Fuͤrſten-
Stadt.
Das Cloſter
Waldſaſſen.
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