Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. solche Hitzeso beständig so viele Secu- la daure?fort unter der Erden daure/ und das vorbey fliessende Wasser mit ei- ner gleichen Wärme beseelige/ kommet daher/ weiln 1) unter der Erden eine unerschöpffliche Menge und Tieffe von Schwefel/ Hartz/ Stein- kohlen/ Victriol-Kiesen/etc. anzutreffen/ wie dann zu Altensattel nicht weit vom Carlsbade über 200. Jahr/ Schwefel/ Steinkohlen/ und Victriol gegraben und gemachet worden; 2) Wann in dem Jnnersten der Erden vermittelst des vorbey fliessenden Wassers diese Mineralien in die allerhitzigste/ bißweiln gar entzindende feurige Bewegung da- hin gerafft werden/ so findet diese umb und umb eine gleichmäßige Nahrung/ und pflantzet sich sehr leichte fort/ theilet mithin denen fetten verbrennlichen Dingen als Steinkohlen und dergleichen eine eben solche Bewegung mit. 3) Sehen wir auch/ daß ein jedes ver- schlossenes Feuer/ wozu keine freye Lufft kan/ sehr lange daure. Z. E. Wann Häuser abbrennen/ so hält sich die glimmende Asche noch lan- ge in dem Grunde des zu hauffe gefallenen Hauses/ desgleichen glim- met das Feuer der Steinkohlen auch lange unter ihrer Aschen. Jn- Machina Pa- piniana.gleichen die Machine oder Topff des Papini, welcher wohl verschlos- sen und verschraubt ist/ so daß nicht der geringste warme Dunst der Lufft und des Wassers heraus kan/ kochet mit wenig Kohlen das Fleisch gar/ die küpfferne Machine aber wird geschwinde warm/ und hält die Wärme überauslange nach. Jngleichen wann unsers Lei- bes Schweißlöchlein in Fiebern verstopfft und verschlossen sind/ daß der Dunst nicht frey heraus kan/ so werden wir viel länger von der Hitze angefochten/ als wann der warme Dunst durch die offenen Schweißlöchlein frey heraus kan. Wann nun eben also die so heisse Dämpffe unter der Erden nicht in die freye Lufft ausstreichen kön- nen/ sondern in sich selbst wieder kehren müssen/ so dauren sie auch sehr Kohlberg bey Zwi- ckau.lang. Jn dem vorigen Seculo haben die Schweden den Kohlberg bey Zwickau angezündet/ welcher sehr lange gebrennt/ so/ daß man ihn endlich mit Erden ausfüllen/ und das Feuer erstecken müssen. Vor nunmehro 18. Jahren aber wurde er wieder geöffnet/ weiln er sich aber von neuem entzündete/ muste man ihn abermahls ausfül- len. Dessen gedencket schon vor 100. und mehr Jahren Agricola im Erdbeben und unter-Buch de Fossilibus. Eben besagter Autor, de Re metallica p. 562. und Balbinus in Historia Regni Bohemiae C. 32. p. 81. bezeugen klärlich/ daß ehedes-
Beſchreibung des Fichtelbergs. ſolche Hitzeſo beſtaͤndig ſo viele Secu- la daure?fort unter der Erden daure/ und das vorbey flieſſende Waſſer mit ei- ner gleichen Waͤrme beſeelige/ kommet daher/ weiln 1) unter der Erden eine unerſchoͤpffliche Menge und Tieffe von Schwefel/ Hartz/ Stein- kohlen/ Victriol-Kieſen/ꝛc. anzutreffen/ wie dann zu Altenſattel nicht weit vom Carlsbade uͤber 200. Jahr/ Schwefel/ Steinkohlen/ und Victriol gegraben und gemachet worden; 2) Wann in dem Jnnerſten der Erden vermittelſt des vorbey flieſſenden Waſſers dieſe Mineralien in die allerhitzigſte/ bißweiln gar entzindende feurige Bewegung da- hin gerafft werden/ ſo findet dieſe umb und umb eine gleichmaͤßige Nahrung/ und pflantzet ſich ſehr leichte fort/ theilet mithin denen fetten verbrennlichen Dingen als Steinkohlen und dergleichen eine eben ſolche Bewegung mit. 3) Sehen wir auch/ daß ein jedes ver- ſchloſſenes Feuer/ wozu keine freye Lufft kan/ ſehr lange daure. Z. E. Wann Haͤuſer abbrennen/ ſo haͤlt ſich die glimmende Aſche noch lan- ge in dem Grunde des zu hauffe gefallenen Hauſes/ desgleichen glim- met das Feuer der Steinkohlen auch lange unter ihrer Aſchen. Jn- Machina Pa- piniana.gleichen die Machine oder Topff des Papini, welcher wohl verſchloſ- ſen und verſchraubt iſt/ ſo daß nicht der geringſte warme Dunſt der Lufft und des Waſſers heraus kan/ kochet mit wenig Kohlen das Fleiſch gar/ die kuͤpfferne Machine aber wird geſchwinde warm/ und haͤlt die Waͤrme uͤberauslange nach. Jngleichen wann unſers Lei- bes Schweißloͤchlein in Fiebern verſtopfft und verſchloſſen ſind/ daß der Dunſt nicht frey heraus kan/ ſo werden wir viel laͤnger von der Hitze angefochten/ als wann der warme Dunſt durch die offenen Schweißloͤchlein frey heraus kan. Wann nun eben alſo die ſo heiſſe Daͤmpffe unter der Erden nicht in die freye Lufft ausſtreichen koͤn- nen/ ſondern in ſich ſelbſt wieder kehren muͤſſen/ ſo dauren ſie auch ſehr Kohlberg bey Zwi- ckau.lang. Jn dem vorigen Seculo haben die Schweden den Kohlberg bey Zwickau angezuͤndet/ welcher ſehr lange gebrennt/ ſo/ daß man ihn endlich mit Erden ausfuͤllen/ und das Feuer erſtecken muͤſſen. Vor nunmehro 18. Jahren aber wurde er wieder geoͤffnet/ weiln er ſich aber von neuem entzuͤndete/ muſte man ihn abermahls ausfuͤl- len. Deſſen gedencket ſchon vor 100. und mehr Jahren Agricola im Erdbeben und unter-Buch de Foſſilibus. Eben beſagter Autor, de Re metallica p. 562. und Balbinus in Hiſtoria Regni Bohemiæ C. 32. p. 81. bezeugen klaͤrlich/ daß ehedeſ-
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ner gleichen Waͤrme beſeelige/ kommet daher/ weiln 1) unter der Erden
eine unerſchoͤpffliche Menge und Tieffe von Schwefel/ Hartz/ Stein-
kohlen/ Victriol-Kieſen/ꝛc. anzutreffen/ wie dann zu Altenſattel nicht
weit vom Carlsbade uͤber 200. Jahr/ Schwefel/ Steinkohlen/ und
Victriol gegraben und gemachet worden; 2) Wann in dem Jnnerſten
der Erden vermittelſt des vorbey flieſſenden Waſſers dieſe Mineralien
in die allerhitzigſte/ bißweiln gar entzindende feurige Bewegung da-
hin gerafft werden/ ſo findet dieſe umb und umb eine gleichmaͤßige
Nahrung/ und pflantzet ſich ſehr leichte fort/ theilet mithin denen
fetten verbrennlichen Dingen als Steinkohlen und dergleichen eine
eben ſolche Bewegung mit. 3) Sehen wir auch/ daß ein jedes ver-
ſchloſſenes Feuer/ wozu keine freye Lufft kan/ ſehr lange daure. Z. E.
Wann Haͤuſer abbrennen/ ſo haͤlt ſich die glimmende Aſche noch lan-
ge in dem Grunde des zu hauffe gefallenen Hauſes/ desgleichen glim-
met das Feuer der Steinkohlen auch lange unter ihrer Aſchen. Jn-
gleichen die Machine oder Topff des Papini, welcher wohl verſchloſ-
ſen und verſchraubt iſt/ ſo daß nicht der geringſte warme Dunſt der
Lufft und des Waſſers heraus kan/ kochet mit wenig Kohlen das
Fleiſch gar/ die kuͤpfferne Machine aber wird geſchwinde warm/ und
haͤlt die Waͤrme uͤberauslange nach. Jngleichen wann unſers Lei-
bes Schweißloͤchlein in Fiebern verſtopfft und verſchloſſen ſind/ daß
der Dunſt nicht frey heraus kan/ ſo werden wir viel laͤnger von der
Hitze angefochten/ als wann der warme Dunſt durch die offenen
Schweißloͤchlein frey heraus kan. Wann nun eben alſo die ſo heiſſe
Daͤmpffe unter der Erden nicht in die freye Lufft ausſtreichen koͤn-
nen/ ſondern in ſich ſelbſt wieder kehren muͤſſen/ ſo dauren ſie auch ſehr
lang. Jn dem vorigen Seculo haben die Schweden den Kohlberg
bey Zwickau angezuͤndet/ welcher ſehr lange gebrennt/ ſo/ daß man
ihn endlich mit Erden ausfuͤllen/ und das Feuer erſtecken muͤſſen.
Vor nunmehro 18. Jahren aber wurde er wieder geoͤffnet/ weiln er
ſich aber von neuem entzuͤndete/ muſte man ihn abermahls ausfuͤl-
len. Deſſen gedencket ſchon vor 100. und mehr Jahren Agricola im
Buch de Foſſilibus. Eben beſagter Autor, de Re metallica p. 562. und
Balbinus in Hiſtoria Regni Bohemiæ C. 32. p. 81. bezeugen klaͤrlich/ daß
ehedeſ-
ſolche Hitze
ſo beſtaͤndig
ſo viele Secu-
la daure?
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