Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. einer von denen berühmtesten dieses Burggrafthums oberhalbGebürgs/ reichet biß über die Stadt hin/ und hält in die 300. Tag- werck Landes in sich/ wird mit mehr dann 100. Schock Fischen be- setzet/ und wegen der wohlgeschmacken Fische sehr gerühmet: Jn dessen Damm wegen des sandigen Bodens mehr Holtz/ als in die Stadt selbst solle verbauet seyn. Merckwürdig ist es/ daß in diesem Weyher miteinander keinJn Weißen- ver- D
Beſchreibung des Fichtelbergs. einer von denen beruͤhmteſten dieſes Burggrafthums oberhalbGebuͤrgs/ reichet biß uͤber die Stadt hin/ und haͤlt in die 300. Tag- werck Landes in ſich/ wird mit mehr dann 100. Schock Fiſchen be- ſetzet/ und wegen der wohlgeſchmacken Fiſche ſehr geruͤhmet: Jn deſſen Damm wegen des ſandigen Bodens mehr Holtz/ als in die Stadt ſelbſt ſolle verbauet ſeyn. Merckwuͤrdig iſt es/ daß in dieſem Weyher miteinander keinJn Weißen- ver- D
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
einer von denen beruͤhmteſten dieſes Burggrafthums oberhalb
Gebuͤrgs/ reichet biß uͤber die Stadt hin/ und haͤlt in die 300. Tag-
werck Landes in ſich/ wird mit mehr dann 100. Schock Fiſchen be-
ſetzet/ und wegen der wohlgeſchmacken Fiſche ſehr geruͤhmet: Jn
deſſen Damm wegen des ſandigen Bodens mehr Holtz/ als in die
Stadt ſelbſt ſolle verbauet ſeyn.
Merckwuͤrdig iſt es/ daß in dieſem Weyher miteinander kein
Froſch bleiben kan/ weswegen dann auch das gantze Jahr keiner
darinnen gehoͤret/ noch geſpuͤret wird/ wovon die Weißenſtaͤdter
insgemein dieſe Urſach zu geben pflegen/ daß einsmahls (vielleicht
noch vor der Reformation Lutheri) der Pfarrer allda/ durch das
heßliche Geſchrey dieſer Waſſer-Thiere/ bey nahe in der Predigt
waͤre irre gemachet/ und dahero zum Eiffer bewogen worden/ dieſe
Thiere zu verfluchen/ welches dann ſolchen Effect gethan/ daß ſie al-
le gleich ſtille worden und geſtorben. Etliche geben vor/ ſie waͤren
durch einen Landſtreicher verbannet worden/ mit welchem die Jn-
wohner und der Pfarrer umb eine gewiſſe Summa Geldes tractiret.
Theils geben vor/ dieſe Verbannung ſey durch Worte/ andere/ ſie
ſey durch ein Bild/ und wieder andere/ ſie waͤre durch natuͤrliche
Mittel geſchehen. Das weiß ich wohl/ daß ſo man Hollwurtz oder
Ariſtolochiam rotundam in ein Waſſer wirfft/ kein Froſch darinnen
bleiben ſolle/ ſondern entweder fliehen oder ſterben muͤſſe/ weil aber
die geſtoſſene Hollwurtz mit lebendigem Kalch vermengt/ und in das
Waſſer geworffen/ auch die Fiſche toͤdtet/ ſo zweiffele ich/ ob die Holl-
wurtz hiezu gebraucht worden. Sonſten ſoll auch dieſes gewiß
ſeyn/ daß/ wann man den Magen unausgeputzt/ alſo mit allem Un-
flat von einem verſchnittenen Hammel nicht ſo gar tieff unter die Er-
de vergraͤbt/ ſich alle daherum befindliche Froͤſche dazu verſammlen/
daß man ſie entweder nach Gefallen auf einem Hauffen todt ſchla-
gen koͤnne/ oder ſie ſonſten verderben muͤſſen: Gleiche Wuͤrckung
ſollen auch Ziegen-Gallen in einem kuͤpffernen Gefaͤß nicht ſo gar
tieff unter die Erden vergraben/ thun/ daß ſich die Froͤſche dazu ver-
ſammlen muͤſſen/ wie Henricus Cornelius Agrippa in Occult. Philoſ.
L. 1. C. 20. lehret. Etliche geben denen gar zu ſtarck ſchlagenden Wel-
len dieſes groſſen Sees die Schuld/ deren Gewalt die Froͤſche nicht
ver-
Jn Weißen-
ſtaͤdter See
giebt es kei-
ne Froͤſche.
Froͤſche zu
vertreiben.
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