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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
seinem Ort sollen benannt werden/ so dachte der Stadt Magistrat
in Eger mit allem Ernst darauf/ wie diesem höchstschädlichen Un-
wesen möchte abgeholffen werden/ nun merckten sie wohl/ daß
die Sache wegen des engen Paßes dahin/ und der so hohen stei-
len und jehen Felßen/ sich unmöglich mit Gewalt würde angreiffen
lassen/ dahero war guter Rath theuer/ wie diese Unthiere mit List
in die Falle zu bringen wären/ welches endlich durch Göttliche
Schickung zu Werck gerichtet wurde/ denn als einsmahls die
Besitzere der beeden Losburgischen Castellen auf den Raub aus-
giengen/ und Niemand als die Wache zurück liessen/ wurde solches
denen Egerischen Herrn durch ausgeschickte Kundschaffter sogleich
heimlich angezeiget/ welche alsobald eine schon dazu in Bereitschafft
gehaltene bewehrte Mann schafft unten am Berg anrucken und also
postiren liessen/ daß sie unter der Menge der Felßen/ Steine/ Klip-
pen und Bäume bedeckt siehen konten. Alsdann liessen sie eben
so viel Mann mit eben dergleichen Montur und Pferden/ als sie
wusten/ daß jene ausgezogen/ den Berg an marchiren/ und sich de-
nen Schlößern nähern. Die Wachten meinten also nicht an-
ders/ als die Jhrigen wären es/ und kämen mit einer guten Beute
wieder/ weswegen sie solche ohne Bedencken einmarchiren liessen/
aber in einem Augenblick wurden sie niedergestossen/ wornach auf
gegebenes Zeichen der Hinterhalt völlig anruckte/ alles was ihm
unter die Hand kam/ niedermachete/ und ohne Verweilen anfinge/
diese 2. Raub-Nester zu zerstören/ auch nicht nachliessen/ biß sie zu ei-
nem Steinhauffen worden/ wie solches alles Zeidler in denen
Wunsidlerischen Geschichten/ und aus solchen der offtbelobte Hr.
D. Pertsch erzehlet. Nunmehro stehen statt der Wacht-Thürme
ziemlich hohe Bäume auf und an besagten Raubschlößern/ wozu
annoch ein gebahneter Weg hinter dem Apffelbronnen sich hinumb
ziehet. Nun wollen wir einmahl unsre Losburg verlassen/ und uns
gegen Südwest hinumb wenden/ so kommen wir den Haberstein
rechter Hand vorbey gehend etwan eine Strecke Bergab zu der be-
Cößein istrühmbten Cößein/ deren sogenannter Hügel/ oder vielmehr ent-
setzlich hohe Felßen-Klippen vor allen Bergen des gantzen Fichtel-
bergs auf viele Meilen in die Ferne gantz kändtbar zu sehen; Gegen

Abend

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſeinem Ort ſollen benannt werden/ ſo dachte der Stadt Magiſtrat
in Eger mit allem Ernſt darauf/ wie dieſem hoͤchſtſchaͤdlichen Un-
weſen moͤchte abgeholffen werden/ nun merckten ſie wohl/ daß
die Sache wegen des engen Paßes dahin/ und der ſo hohen ſtei-
len und jehen Felßen/ ſich unmoͤglich mit Gewalt wuͤrde angreiffen
laſſen/ dahero war guter Rath theuer/ wie dieſe Unthiere mit Liſt
in die Falle zu bringen waͤren/ welches endlich durch Goͤttliche
Schickung zu Werck gerichtet wurde/ denn als einsmahls die
Beſitzere der beeden Losburgiſchen Caſtellen auf den Raub aus-
giengen/ und Niemand als die Wache zuruͤck lieſſen/ wurde ſolches
denen Egeriſchen Herrn durch ausgeſchickte Kundſchaffter ſogleich
heimlich angezeiget/ welche alſobald eine ſchon dazu in Bereitſchafft
gehaltene bewehrte Mann ſchafft unten am Berg anrucken und alſo
poſtiren lieſſen/ daß ſie unter der Menge der Felßen/ Steine/ Klip-
pen und Baͤume bedeckt ſiehen konten. Alsdann lieſſen ſie eben
ſo viel Mann mit eben dergleichen Montur und Pferden/ als ſie
wuſten/ daß jene ausgezogen/ den Berg an marchiren/ und ſich de-
nen Schloͤßern naͤhern. Die Wachten meinten alſo nicht an-
ders/ als die Jhrigen waͤren es/ und kaͤmen mit einer guten Beute
wieder/ weswegen ſie ſolche ohne Bedencken einmarchiren lieſſen/
aber in einem Augenblick wurden ſie niedergeſtoſſen/ wornach auf
gegebenes Zeichen der Hinterhalt voͤllig anruckte/ alles was ihm
unter die Hand kam/ niedermachete/ und ohne Verweilen anfinge/
dieſe 2. Raub-Neſter zu zerſtoͤren/ auch nicht nachlieſſen/ biß ſie zu ei-
nem Steinhauffen worden/ wie ſolches alles Zeidler in denen
Wunſidleriſchen Geſchichten/ und aus ſolchen der offtbelobte Hr.
D. Pertſch erzehlet. Nunmehro ſtehen ſtatt der Wacht-Thuͤrme
ziemlich hohe Baͤume auf und an beſagten Raubſchloͤßern/ wozu
annoch ein gebahneter Weg hinter dem Apffelbronnen ſich hinumb
ziehet. Nun wollen wir einmahl unſre Losburg verlaſſen/ und uns
gegen Suͤdweſt hinumb wenden/ ſo kommen wir den Haberſtein
rechter Hand vorbey gehend etwan eine Strecke Bergab zu der be-
Coͤßein iſtruͤhmbten Coͤßein/ deren ſogenannter Huͤgel/ oder vielmehr ent-
ſetzlich hohe Felßen-Klippen vor allen Bergen des gantzen Fichtel-
bergs auf viele Meilen in die Ferne gantz kaͤndtbar zu ſehen; Gegen

Abend
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[64/0083] Beſchreibung des Fichtelbergs. ſeinem Ort ſollen benannt werden/ ſo dachte der Stadt Magiſtrat in Eger mit allem Ernſt darauf/ wie dieſem hoͤchſtſchaͤdlichen Un- weſen moͤchte abgeholffen werden/ nun merckten ſie wohl/ daß die Sache wegen des engen Paßes dahin/ und der ſo hohen ſtei- len und jehen Felßen/ ſich unmoͤglich mit Gewalt wuͤrde angreiffen laſſen/ dahero war guter Rath theuer/ wie dieſe Unthiere mit Liſt in die Falle zu bringen waͤren/ welches endlich durch Goͤttliche Schickung zu Werck gerichtet wurde/ denn als einsmahls die Beſitzere der beeden Losburgiſchen Caſtellen auf den Raub aus- giengen/ und Niemand als die Wache zuruͤck lieſſen/ wurde ſolches denen Egeriſchen Herrn durch ausgeſchickte Kundſchaffter ſogleich heimlich angezeiget/ welche alſobald eine ſchon dazu in Bereitſchafft gehaltene bewehrte Mann ſchafft unten am Berg anrucken und alſo poſtiren lieſſen/ daß ſie unter der Menge der Felßen/ Steine/ Klip- pen und Baͤume bedeckt ſiehen konten. Alsdann lieſſen ſie eben ſo viel Mann mit eben dergleichen Montur und Pferden/ als ſie wuſten/ daß jene ausgezogen/ den Berg an marchiren/ und ſich de- nen Schloͤßern naͤhern. Die Wachten meinten alſo nicht an- ders/ als die Jhrigen waͤren es/ und kaͤmen mit einer guten Beute wieder/ weswegen ſie ſolche ohne Bedencken einmarchiren lieſſen/ aber in einem Augenblick wurden ſie niedergeſtoſſen/ wornach auf gegebenes Zeichen der Hinterhalt voͤllig anruckte/ alles was ihm unter die Hand kam/ niedermachete/ und ohne Verweilen anfinge/ dieſe 2. Raub-Neſter zu zerſtoͤren/ auch nicht nachlieſſen/ biß ſie zu ei- nem Steinhauffen worden/ wie ſolches alles Zeidler in denen Wunſidleriſchen Geſchichten/ und aus ſolchen der offtbelobte Hr. D. Pertſch erzehlet. Nunmehro ſtehen ſtatt der Wacht-Thuͤrme ziemlich hohe Baͤume auf und an beſagten Raubſchloͤßern/ wozu annoch ein gebahneter Weg hinter dem Apffelbronnen ſich hinumb ziehet. Nun wollen wir einmahl unſre Losburg verlaſſen/ und uns gegen Suͤdweſt hinumb wenden/ ſo kommen wir den Haberſtein rechter Hand vorbey gehend etwan eine Strecke Bergab zu der be- ruͤhmbten Coͤßein/ deren ſogenannter Huͤgel/ oder vielmehr ent- ſetzlich hohe Felßen-Klippen vor allen Bergen des gantzen Fichtel- bergs auf viele Meilen in die Ferne gantz kaͤndtbar zu ſehen; Gegen Abend Coͤßein iſt

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/83>, abgerufen am 29.11.2024.