Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Räuber schon gestorben, und sein letztes Stündlein ward ihm nicht mehr durch diesen schandbaren Ueberfall verbittert. - Aus Rache gegen den Müller, weil er sich eines Dieners Gottes angenommen hatte, ließ Hirnheim alles in seinem Hause verderben. Seine Knechte schlugen die Oefen ein, zerbrachen Töpfe und Krüge, warfen die Frucht ins Wasser, zertraten die Eier, und stekten vor ihrem Abzuge noch die Scheure des Müllers in Brand. All' sein Heu und viel Vieh gieng im Rauch auf, und kaum konnte man sein Wohnhaus noch vor der Flamme bewahren.

Kraft und Kunz behaupten, daß durch diese schlechte, hinterlistige That sich mein Vater seine Sache selbst am meisten verdorben habe. Denn der nächtliche Ueberfall, sagten sie, sey wider Ordnung und Ehre und die größte Verletzung der Ritterpflicht; dem Mordbrenner sey vom Kaiser die Strafe der Acht zuerkannt, und wer Hand an einen Diener der Kirche lege, falle in den Bann. - Doch all' deß konnt' ich mich nicht erfreuen,

Räuber schon gestorben, und sein letztes Stündlein ward ihm nicht mehr durch diesen schandbaren Ueberfall verbittert. – Aus Rache gegen den Müller, weil er sich eines Dieners Gottes angenommen hatte, ließ Hirnheim alles in seinem Hause verderben. Seine Knechte schlugen die Oefen ein, zerbrachen Töpfe und Krüge, warfen die Frucht ins Wasser, zertraten die Eier, und stekten vor ihrem Abzuge noch die Scheure des Müllers in Brand. All’ sein Heu und viel Vieh gieng im Rauch auf, und kaum konnte man sein Wohnhaus noch vor der Flamme bewahren.

Kraft und Kunz behaupten, daß durch diese schlechte, hinterlistige That sich mein Vater seine Sache selbst am meisten verdorben habe. Denn der nächtliche Ueberfall, sagten sie, sey wider Ordnung und Ehre und die größte Verletzung der Ritterpflicht; dem Mordbrenner sey vom Kaiser die Strafe der Acht zuerkannt, und wer Hand an einen Diener der Kirche lege, falle in den Bann. – Doch all’ deß konnt’ ich mich nicht erfreuen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="77"/>
Räuber schon gestorben, und sein letztes Stündlein ward ihm nicht mehr durch diesen schandbaren Ueberfall verbittert. &#x2013; Aus Rache gegen den Müller, weil er sich eines Dieners Gottes angenommen hatte, ließ <hi rendition="#g">Hirnheim</hi> alles in seinem Hause verderben. Seine Knechte schlugen die Oefen ein, zerbrachen Töpfe und Krüge, warfen die Frucht ins Wasser, zertraten die Eier, und stekten vor ihrem Abzuge noch die Scheure des Müllers in Brand. All&#x2019; sein Heu und viel Vieh gieng im Rauch auf, und kaum konnte man sein Wohnhaus noch vor der Flamme bewahren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kraft</hi> und <hi rendition="#g">Kunz</hi> behaupten, daß durch diese schlechte, hinterlistige That sich mein Vater seine Sache selbst am meisten verdorben habe. Denn der nächtliche Ueberfall, sagten sie, sey wider Ordnung und Ehre und die größte Verletzung der Ritterpflicht; dem Mordbrenner sey vom Kaiser die Strafe der Acht zuerkannt, und wer Hand an einen Diener der Kirche lege, falle in den Bann. &#x2013; Doch all&#x2019; deß konnt&#x2019; ich mich nicht erfreuen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0081] Räuber schon gestorben, und sein letztes Stündlein ward ihm nicht mehr durch diesen schandbaren Ueberfall verbittert. – Aus Rache gegen den Müller, weil er sich eines Dieners Gottes angenommen hatte, ließ Hirnheim alles in seinem Hause verderben. Seine Knechte schlugen die Oefen ein, zerbrachen Töpfe und Krüge, warfen die Frucht ins Wasser, zertraten die Eier, und stekten vor ihrem Abzuge noch die Scheure des Müllers in Brand. All’ sein Heu und viel Vieh gieng im Rauch auf, und kaum konnte man sein Wohnhaus noch vor der Flamme bewahren. Kraft und Kunz behaupten, daß durch diese schlechte, hinterlistige That sich mein Vater seine Sache selbst am meisten verdorben habe. Denn der nächtliche Ueberfall, sagten sie, sey wider Ordnung und Ehre und die größte Verletzung der Ritterpflicht; dem Mordbrenner sey vom Kaiser die Strafe der Acht zuerkannt, und wer Hand an einen Diener der Kirche lege, falle in den Bann. – Doch all’ deß konnt’ ich mich nicht erfreuen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/81
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/81>, abgerufen am 22.12.2024.