Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Streitaxt das Helm vom Kopfe; aber in dem nämlichen Augenblik rannte er ihn mit dem Schwerdte zu Boden, und schug sich durch seine bestürzten Kameraden hinaus. - Der junge Schenk stritt wie der versuchteste Krieger, und schien sich hier der erst erlangten Ritterehre würdig machen zu wollen. Er nahm es, mit einigen wenigen Knechten, mit Seyfrieden von Schechingen auf, und ängstete ihn dergestalt, daß er Schwerdt und Lanze verlohr, in der Bestürzung umwand, und vom Kampfplatz floh. Dem Beispiel dieses Feigen folgten seine Knechte, und viele von den Leuten der beiden Haaken. Ich und der Senft benutzten diese Bestürzung der Feinde, und setzten den Flüchtigen nach. Die Haaken sahen, daß alles verlohren war und suchten sich über den Kocher zu retten. Dem von Luschnaw gelang es, ob gleich sein Pferd schwer verwundet war; aber Hansens Pferd stürzte über das Gestade, und blieb unbehülflich im Sumpfe steken. Die Knechte des Schenken sassen eiligst ab, und sprangen in den Fluß. Hans, der mit der Hälfte des Leibes unter dem Pferde lag, konnte

Streitaxt das Helm vom Kopfe; aber in dem nämlichen Augenblik rannte er ihn mit dem Schwerdte zu Boden, und schug sich durch seine bestürzten Kameraden hinaus. – Der junge Schenk stritt wie der versuchteste Krieger, und schien sich hier der erst erlangten Ritterehre würdig machen zu wollen. Er nahm es, mit einigen wenigen Knechten, mit Seyfrieden von Schechingen auf, und ängstete ihn dergestalt, daß er Schwerdt und Lanze verlohr, in der Bestürzung umwand, und vom Kampfplatz floh. Dem Beispiel dieses Feigen folgten seine Knechte, und viele von den Leuten der beiden Haaken. Ich und der Senft benutzten diese Bestürzung der Feinde, und setzten den Flüchtigen nach. Die Haaken sahen, daß alles verlohren war und suchten sich über den Kocher zu retten. Dem von Luschnaw gelang es, ob gleich sein Pferd schwer verwundet war; aber Hansens Pferd stürzte über das Gestade, und blieb unbehülflich im Sumpfe steken. Die Knechte des Schenken sassen eiligst ab, und sprangen in den Fluß. Hans, der mit der Hälfte des Leibes unter dem Pferde lag, konnte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0095" n="91"/>
Streitaxt das Helm vom Kopfe; aber in dem nämlichen Augenblik rannte er ihn mit dem Schwerdte zu Boden, und schug sich durch seine bestürzten Kameraden hinaus. &#x2013; Der <hi rendition="#g">junge Schenk</hi> stritt wie der versuchteste Krieger, und schien sich hier der erst erlangten Ritterehre würdig machen zu wollen. Er nahm es, mit einigen wenigen Knechten, mit <hi rendition="#g">Seyfrieden von Schechingen</hi> auf, und ängstete ihn dergestalt, daß er Schwerdt und Lanze verlohr, in der Bestürzung umwand, und vom Kampfplatz floh. Dem Beispiel dieses Feigen folgten seine Knechte, und viele von den Leuten der beiden <hi rendition="#g">Haaken</hi>. Ich und der <hi rendition="#g">Senft</hi> benutzten diese Bestürzung der Feinde, und setzten den Flüchtigen nach. Die Haaken sahen, daß alles verlohren war und suchten sich über den <hi rendition="#g">Kocher</hi> zu retten. Dem von <hi rendition="#g">Luschnaw</hi> gelang es, ob gleich sein Pferd schwer verwundet war; aber <hi rendition="#g">Hansens</hi> Pferd stürzte über das Gestade, und blieb unbehülflich im Sumpfe steken. Die Knechte des <hi rendition="#g">Schenken</hi> sassen eiligst ab, und sprangen in den Fluß. <hi rendition="#g">Hans</hi>, der mit der Hälfte des Leibes unter dem Pferde lag, konnte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0095] Streitaxt das Helm vom Kopfe; aber in dem nämlichen Augenblik rannte er ihn mit dem Schwerdte zu Boden, und schug sich durch seine bestürzten Kameraden hinaus. – Der junge Schenk stritt wie der versuchteste Krieger, und schien sich hier der erst erlangten Ritterehre würdig machen zu wollen. Er nahm es, mit einigen wenigen Knechten, mit Seyfrieden von Schechingen auf, und ängstete ihn dergestalt, daß er Schwerdt und Lanze verlohr, in der Bestürzung umwand, und vom Kampfplatz floh. Dem Beispiel dieses Feigen folgten seine Knechte, und viele von den Leuten der beiden Haaken. Ich und der Senft benutzten diese Bestürzung der Feinde, und setzten den Flüchtigen nach. Die Haaken sahen, daß alles verlohren war und suchten sich über den Kocher zu retten. Dem von Luschnaw gelang es, ob gleich sein Pferd schwer verwundet war; aber Hansens Pferd stürzte über das Gestade, und blieb unbehülflich im Sumpfe steken. Die Knechte des Schenken sassen eiligst ab, und sprangen in den Fluß. Hans, der mit der Hälfte des Leibes unter dem Pferde lag, konnte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/95
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/95>, abgerufen am 22.12.2024.