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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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mit den ausgesuchtesten Martern, getödtet, und alle durch gesetzwidrige Abgaben und Frohnen bestohlen hatte. Lange saß Ulrich im Feuer der Läuterung, aber er brachte seinen ganzen Charakter wieder mit nach Stuttgardt zurück. Nur daß das Feuer der Jugend verloschen, und das frühere Ungestümm gemildert war. Er spielte in seinem Alter den Frommen und Heuchler und legte seinen Bedienten einen Ring um den Aermel ihrer Liverey, worauf Luthers Wahlspruch geschrieben stand: "Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!"

Seimen Enkel Ludwig haben seine Zeitgenossen schon den Frommen genannt; ein Prädikat welches gewöhnlich Schwäche, Bigotterie, und weibischen Sinn anzeigt. Er kümmerte sich nichts um Regierungsangelegenheiten. Dagegen las er jeden Tag einen langen Abschnitt in der Bibel, schrieb ascetische Anmerkungen über seine Lektüre nieder, und kritisirte die polemischen Schriften seiner Theologen. Es war in ihm ein eifriger Prediger theologischen Unsinns, oder

mit den ausgesuchtesten Martern, getödtet, und alle durch gesetzwidrige Abgaben und Frohnen bestohlen hatte. Lange saß Ulrich im Feuer der Läuterung, aber er brachte seinen ganzen Charakter wieder mit nach Stuttgardt zurück. Nur daß das Feuer der Jugend verloschen, und das frühere Ungestümm gemildert war. Er spielte in seinem Alter den Frommen und Heuchler und legte seinen Bedienten einen Ring um den Aermel ihrer Liverey, worauf Luthers Wahlspruch geschrieben stand: „Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!“

Seimen Enkel Ludwig haben seine Zeitgenossen schon den Frommen genannt; ein Prädikat welches gewöhnlich Schwäche, Bigotterie, und weibischen Sinn anzeigt. Er kümmerte sich nichts um Regierungsangelegenheiten. Dagegen las er jeden Tag einen langen Abschnitt in der Bibel, schrieb ascetische Anmerkungen über seine Lektüre nieder, und kritisirte die polemischen Schriften seiner Theologen. Es war in ihm ein eifriger Prediger theologischen Unsinns, oder

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[16/0016] mit den ausgesuchtesten Martern, getödtet, und alle durch gesetzwidrige Abgaben und Frohnen bestohlen hatte. Lange saß Ulrich im Feuer der Läuterung, aber er brachte seinen ganzen Charakter wieder mit nach Stuttgardt zurück. Nur daß das Feuer der Jugend verloschen, und das frühere Ungestümm gemildert war. Er spielte in seinem Alter den Frommen und Heuchler und legte seinen Bedienten einen Ring um den Aermel ihrer Liverey, worauf Luthers Wahlspruch geschrieben stand: „Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!“ Seimen Enkel Ludwig haben seine Zeitgenossen schon den Frommen genannt; ein Prädikat welches gewöhnlich Schwäche, Bigotterie, und weibischen Sinn anzeigt. Er kümmerte sich nichts um Regierungsangelegenheiten. Dagegen las er jeden Tag einen langen Abschnitt in der Bibel, schrieb ascetische Anmerkungen über seine Lektüre nieder, und kritisirte die polemischen Schriften seiner Theologen. Es war in ihm ein eifriger Prediger theologischen Unsinns, oder

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/16>, abgerufen am 24.11.2024.