[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.Der Hof erinnerte durch den Sittenverfall, der an demselben einriß, und von dem sich nur wenige Edle rein erhielten, an die verdorbensten Zeiten der römischen Imperatoren; und leider! breitete sich das Verderben nur allzuschnell, von diesem Mittelpunkte, in das ganze Land aus. Die Kollegien und die Staatsbedienten auf dem Lande standen unter dem eisernen Zwange der herrschaftlichen Gewalt. Auch die würdigsten Männer, in dem öffentlichen Berufe konnten sich nur selten erwehren, die Mithelfer und Organe des Despotismus zu seyn, zumal da der Eigennutz in ihrer Mitte überall eine Menge Verräther schuf, die sich alles gefallen liessen, und jeden Befehl vollzogen. Unter diesen Umständen bereiteten sich für Gewissenhaftigkeit und Patriotismus Gefahren, vor denen nur eine unter dem Monde äusserst seltene Tugend nicht erschrickt. Der Graf von Montmartin war in diesen Zeiten der wichtigste Mann an dem Ruder des Staates. Er hatte vorher Der Hof erinnerte durch den Sittenverfall, der an demselben einriß, und von dem sich nur wenige Edle rein erhielten, an die verdorbensten Zeiten der römischen Imperatoren; und leider! breitete sich das Verderben nur allzuschnell, von diesem Mittelpunkte, in das ganze Land aus. Die Kollegien und die Staatsbedienten auf dem Lande standen unter dem eisernen Zwange der herrschaftlichen Gewalt. Auch die würdigsten Männer, in dem öffentlichen Berufe konnten sich nur selten erwehren, die Mithelfer und Organe des Despotismus zu seyn, zumal da der Eigennutz in ihrer Mitte überall eine Menge Verräther schuf, die sich alles gefallen liessen, und jeden Befehl vollzogen. Unter diesen Umständen bereiteten sich für Gewissenhaftigkeit und Patriotismus Gefahren, vor denen nur eine unter dem Monde äusserst seltene Tugend nicht erschrickt. Der Graf von Montmartin war in diesen Zeiten der wichtigste Mann an dem Ruder des Staates. Er hatte vorher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="47"/> Der Hof erinnerte durch den Sittenverfall, der an demselben einriß, und von dem sich nur wenige Edle rein erhielten, an die verdorbensten Zeiten der römischen Imperatoren; und leider! breitete sich das Verderben nur allzuschnell, von diesem Mittelpunkte, in das ganze Land aus. Die Kollegien und die Staatsbedienten auf dem Lande standen unter dem eisernen Zwange der herrschaftlichen Gewalt. Auch die würdigsten Männer, in dem öffentlichen Berufe konnten sich nur selten erwehren, die Mithelfer und Organe des Despotismus zu seyn, zumal da der Eigennutz in ihrer Mitte überall eine Menge Verräther schuf, die sich alles gefallen liessen, und jeden Befehl vollzogen. Unter diesen Umständen bereiteten sich für Gewissenhaftigkeit und Patriotismus Gefahren, vor denen nur eine unter dem Monde äusserst seltene Tugend nicht erschrickt.</p> <p>Der Graf <hi rendition="#g">von Montmartin</hi> war in diesen Zeiten der wichtigste Mann an dem Ruder des Staates. Er hatte vorher </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0047]
Der Hof erinnerte durch den Sittenverfall, der an demselben einriß, und von dem sich nur wenige Edle rein erhielten, an die verdorbensten Zeiten der römischen Imperatoren; und leider! breitete sich das Verderben nur allzuschnell, von diesem Mittelpunkte, in das ganze Land aus. Die Kollegien und die Staatsbedienten auf dem Lande standen unter dem eisernen Zwange der herrschaftlichen Gewalt. Auch die würdigsten Männer, in dem öffentlichen Berufe konnten sich nur selten erwehren, die Mithelfer und Organe des Despotismus zu seyn, zumal da der Eigennutz in ihrer Mitte überall eine Menge Verräther schuf, die sich alles gefallen liessen, und jeden Befehl vollzogen. Unter diesen Umständen bereiteten sich für Gewissenhaftigkeit und Patriotismus Gefahren, vor denen nur eine unter dem Monde äusserst seltene Tugend nicht erschrickt.
Der Graf von Montmartin war in diesen Zeiten der wichtigste Mann an dem Ruder des Staates. Er hatte vorher
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