Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn man in einem Lande, dessen Fürst unumschränkt ist, nicht Ursache hat über Tyrannenhudeleyen zu klagen, so ist das ein höchstunwahrscheinlicher, glücklicher Zufall, und es giebt nichts ehrwürdigeres unter der Sonne, als einen Monarchen, der, ohne von einem andern Gesetze, als von seinem Gewissen abzuhängen, kein Quäler und Unterdrücker seines Volkes wird. Denn wer fühlt es nicht, daß ein sehr hoher Grad moralischer Größe dazu gehört, nur der Stimme der Gerechtigkeit und der Güte zu folgen, während man überall durch keine äussere Macht gehindert ist, alles das zu thun, was der Eigennutz, die Sinnlichkeit, der Stolz und die Herrschsucht gebieten?

Ein Fürst in Wirtemberg besitzt aber keine schrankenlose Macht. Es stehen ihm Repräsentanten der Nation zur Seite, welche befugt sind, ihn bey jedem Emporstreben der Willkühr zu warnen, ihn auf die Bedingungen des ihm versprochenen Gehorsams hinzuweisen, und falls er sie antastet,

Wenn man in einem Lande, dessen Fürst unumschränkt ist, nicht Ursache hat über Tyrannenhudeleyen zu klagen, so ist das ein höchstunwahrscheinlicher, glücklicher Zufall, und es giebt nichts ehrwürdigeres unter der Sonne, als einen Monarchen, der, ohne von einem andern Gesetze, als von seinem Gewissen abzuhängen, kein Quäler und Unterdrücker seines Volkes wird. Denn wer fühlt es nicht, daß ein sehr hoher Grad moralischer Größe dazu gehört, nur der Stimme der Gerechtigkeit und der Güte zu folgen, während man überall durch keine äussere Macht gehindert ist, alles das zu thun, was der Eigennutz, die Sinnlichkeit, der Stolz und die Herrschsucht gebieten?

Ein Fürst in Wirtemberg besitzt aber keine schrankenlose Macht. Es stehen ihm Repräsentanten der Nation zur Seite, welche befugt sind, ihn bey jedem Emporstreben der Willkühr zu warnen, ihn auf die Bedingungen des ihm versprochenen Gehorsams hinzuweisen, und falls er sie antastet,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0008" n="8"/>
        <p>Wenn man in einem Lande, dessen Fürst unumschränkt ist, nicht Ursache hat über Tyrannenhudeleyen zu klagen, so ist das ein höchstunwahrscheinlicher, glücklicher Zufall, und es giebt nichts ehrwürdigeres unter der Sonne, als einen Monarchen, der, ohne von einem andern Gesetze, als von seinem Gewissen abzuhängen, kein Quäler und Unterdrücker seines Volkes wird. Denn wer fühlt es nicht, daß ein sehr hoher Grad moralischer Größe dazu gehört, nur der Stimme der Gerechtigkeit und der Güte zu folgen, während man überall durch keine äussere Macht gehindert ist, alles das zu thun, was der Eigennutz, die Sinnlichkeit, der Stolz und die Herrschsucht gebieten?</p>
        <p>Ein Fürst in <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> besitzt aber keine schrankenlose Macht. Es stehen ihm Repräsentanten der Nation zur Seite, welche befugt sind, ihn bey jedem Emporstreben der Willkühr zu warnen, ihn auf die Bedingungen des ihm versprochenen Gehorsams hinzuweisen, und falls er sie antastet,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0008] Wenn man in einem Lande, dessen Fürst unumschränkt ist, nicht Ursache hat über Tyrannenhudeleyen zu klagen, so ist das ein höchstunwahrscheinlicher, glücklicher Zufall, und es giebt nichts ehrwürdigeres unter der Sonne, als einen Monarchen, der, ohne von einem andern Gesetze, als von seinem Gewissen abzuhängen, kein Quäler und Unterdrücker seines Volkes wird. Denn wer fühlt es nicht, daß ein sehr hoher Grad moralischer Größe dazu gehört, nur der Stimme der Gerechtigkeit und der Güte zu folgen, während man überall durch keine äussere Macht gehindert ist, alles das zu thun, was der Eigennutz, die Sinnlichkeit, der Stolz und die Herrschsucht gebieten? Ein Fürst in Wirtemberg besitzt aber keine schrankenlose Macht. Es stehen ihm Repräsentanten der Nation zur Seite, welche befugt sind, ihn bey jedem Emporstreben der Willkühr zu warnen, ihn auf die Bedingungen des ihm versprochenen Gehorsams hinzuweisen, und falls er sie antastet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/8
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/8>, abgerufen am 24.11.2024.