[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.der je das Vaterland beherrscht hatte. Man stellte Christophs Bild, als das Original für Ludwigen auf. Niemand dachte mehr an Karln. Die Schmeicheley war verstummt. Die Wahrheit ertheilte nur dem Verdienste den Preis. Bald erfolgten aber Veränderungen, aus denen man sah, daß man sich zwar nicht in dem guten Herzen des Herzogs getäuscht hatte; daß aber die Natur in der Ausspendung der Regententugenden, karg gewesen war. Bald vernahm man die Stimme des Mißvergnügens: "Was würde wohl Karl sagen, wenn er wieder erwachte? Es ist wahr, er war ein Mensch, voll menschlicher Fehler; aber er war ein Fürst von Einsicht, Würde und Energie." - Ludwig fieng sogleich an seinem Hofe eine sehr prächtige und kostbare Wirthschaft an, die man mit seinem öffentlich geäusserten Geständnisse, daß er bey seinem der je das Vaterland beherrscht hatte. Man stellte Christophs Bild, als das Original für Ludwigen auf. Niemand dachte mehr an Karln. Die Schmeicheley war verstummt. Die Wahrheit ertheilte nur dem Verdienste den Preis. Bald erfolgten aber Veränderungen, aus denen man sah, daß man sich zwar nicht in dem guten Herzen des Herzogs getäuscht hatte; daß aber die Natur in der Ausspendung der Regententugenden, karg gewesen war. Bald vernahm man die Stimme des Mißvergnügens: „Was würde wohl Karl sagen, wenn er wieder erwachte? Es ist wahr, er war ein Mensch, voll menschlicher Fehler; aber er war ein Fürst von Einsicht, Würde und Energie.“ – Ludwig fieng sogleich an seinem Hofe eine sehr prächtige und kostbare Wirthschaft an, die man mit seinem öffentlich geäusserten Geständnisse, daß er bey seinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="81"/> der je das Vaterland beherrscht hatte. Man stellte <hi rendition="#g">Christophs</hi> Bild, als das Original für <hi rendition="#g">Ludwigen</hi> auf. Niemand dachte mehr an <hi rendition="#g">Karln</hi>. Die Schmeicheley war verstummt. Die Wahrheit ertheilte nur dem Verdienste den Preis.</p> <p>Bald erfolgten aber Veränderungen, aus denen man sah, daß man sich zwar nicht in dem guten Herzen des Herzogs getäuscht hatte; daß aber die Natur in der Ausspendung der Regententugenden, karg gewesen war. Bald vernahm man die Stimme des Mißvergnügens: „Was würde wohl <hi rendition="#g">Karl</hi> sagen, wenn er wieder erwachte? Es ist wahr, er war ein Mensch, voll menschlicher Fehler; aber er war ein Fürst von Einsicht, Würde und Energie.“ –</p> <p><hi rendition="#g">Ludwig</hi> fieng sogleich an seinem Hofe eine sehr prächtige und kostbare Wirthschaft an, die man mit seinem öffentlich geäusserten Geständnisse, daß er bey seinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0081]
der je das Vaterland beherrscht hatte. Man stellte Christophs Bild, als das Original für Ludwigen auf. Niemand dachte mehr an Karln. Die Schmeicheley war verstummt. Die Wahrheit ertheilte nur dem Verdienste den Preis.
Bald erfolgten aber Veränderungen, aus denen man sah, daß man sich zwar nicht in dem guten Herzen des Herzogs getäuscht hatte; daß aber die Natur in der Ausspendung der Regententugenden, karg gewesen war. Bald vernahm man die Stimme des Mißvergnügens: „Was würde wohl Karl sagen, wenn er wieder erwachte? Es ist wahr, er war ein Mensch, voll menschlicher Fehler; aber er war ein Fürst von Einsicht, Würde und Energie.“ –
Ludwig fieng sogleich an seinem Hofe eine sehr prächtige und kostbare Wirthschaft an, die man mit seinem öffentlich geäusserten Geständnisse, daß er bey seinem
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