[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.Regierungsantritte alles leer gefunden habe, nicht zu reimen wußte, und den Leuten um so weniger gefallen konnte, da sie an die prunklose, einfache und frugale Haushaltung gewöhnt waren, die Karl seit mehrern Jahren eingeführt hatte. Es wurde täglich Tafel am Hofe gehalten, und jedermann hatte die Erlaubniß den Herzog, seine Familie und seine Diener speisen zu sehen. Die Ausgaben der Küche, der Kellerey, der Konditorey etc. überstiegen die Kammerplane um viele tausend Gulden. Der Adel tratt wieder in seine alten Vorrechte ein, die er zwar nie verlohren, aber seltner exerzirt hatte, und um die ihn kein Vernünftiger beneidet. Der Hof erhielt eine Menge Besuche von ausländischen Duodezfürstlein, Rittern und Pfaffen. Was in Karls letzter Periode nur an Festen geschah, geschah jetzt tagtäglich. Nie wurden in Stuttgardt die Prätensionen der Gaumen und der Mägen reichlicher befriedigt, als zu den Zeiten Ludwigs! - Der gute Ludwig! da ihm die Tafelfreuden über Regierungsantritte alles leer gefunden habe, nicht zu reimen wußte, und den Leuten um so weniger gefallen konnte, da sie an die prunklose, einfache und frugale Haushaltung gewöhnt waren, die Karl seit mehrern Jahren eingeführt hatte. Es wurde täglich Tafel am Hofe gehalten, und jedermann hatte die Erlaubniß den Herzog, seine Familie und seine Diener speisen zu sehen. Die Ausgaben der Küche, der Kellerey, der Konditorey etc. überstiegen die Kammerplane um viele tausend Gulden. Der Adel tratt wieder in seine alten Vorrechte ein, die er zwar nie verlohren, aber seltner exerzirt hatte, und um die ihn kein Vernünftiger beneidet. Der Hof erhielt eine Menge Besuche von ausländischen Duodezfürstlein, Rittern und Pfaffen. Was in Karls letzter Periode nur an Festen geschah, geschah jetzt tagtäglich. Nie wurden in Stuttgardt die Prätensionen der Gaumen und der Mägen reichlicher befriedigt, als zu den Zeiten Ludwigs! – Der gute Ludwig! da ihm die Tafelfreuden über <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="82"/> Regierungsantritte alles leer gefunden habe, nicht zu reimen wußte, und den Leuten um so weniger gefallen konnte, da sie an die prunklose, einfache und frugale Haushaltung gewöhnt waren, die <hi rendition="#g">Karl</hi> seit mehrern Jahren eingeführt hatte. Es wurde täglich Tafel am Hofe gehalten, und jedermann hatte die Erlaubniß den Herzog, seine Familie und seine Diener speisen zu sehen. Die Ausgaben der Küche, der Kellerey, der Konditorey etc. überstiegen die Kammerplane um viele tausend Gulden. Der Adel tratt wieder in seine alten Vorrechte ein, die er zwar nie verlohren, aber seltner exerzirt hatte, und um die ihn kein Vernünftiger beneidet. Der Hof erhielt eine Menge Besuche von ausländischen Duodezfürstlein, Rittern und Pfaffen. Was in <hi rendition="#g">Karls</hi> letzter Periode nur an Festen geschah, geschah jetzt tagtäglich. Nie wurden in Stuttgardt die Prätensionen der Gaumen und der Mägen reichlicher befriedigt, als zu den Zeiten Ludwigs! – Der gute Ludwig! da ihm die Tafelfreuden über </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0082]
Regierungsantritte alles leer gefunden habe, nicht zu reimen wußte, und den Leuten um so weniger gefallen konnte, da sie an die prunklose, einfache und frugale Haushaltung gewöhnt waren, die Karl seit mehrern Jahren eingeführt hatte. Es wurde täglich Tafel am Hofe gehalten, und jedermann hatte die Erlaubniß den Herzog, seine Familie und seine Diener speisen zu sehen. Die Ausgaben der Küche, der Kellerey, der Konditorey etc. überstiegen die Kammerplane um viele tausend Gulden. Der Adel tratt wieder in seine alten Vorrechte ein, die er zwar nie verlohren, aber seltner exerzirt hatte, und um die ihn kein Vernünftiger beneidet. Der Hof erhielt eine Menge Besuche von ausländischen Duodezfürstlein, Rittern und Pfaffen. Was in Karls letzter Periode nur an Festen geschah, geschah jetzt tagtäglich. Nie wurden in Stuttgardt die Prätensionen der Gaumen und der Mägen reichlicher befriedigt, als zu den Zeiten Ludwigs! – Der gute Ludwig! da ihm die Tafelfreuden über
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